Von Peter Anderson
Für Gasnetz-Manager Markus Wild ist die Trasse wie ein Auto. „Irgendwann rechnet es sich nicht länger, immer in Reparaturen zu investieren“, sagt er. Dann müsse Ersatz her. An diesem Punkt sei Netzbetreiber Ontras jetzt mit seiner Nord-Süd-Leitung durch Sachsen. Auf knapp 50 Kilometern sollen die Rohre zwischen der Landesgrenze zu Brandenburg und Freital ausgetauscht werden.
Rund 50 Millionen Euro will Ontras eigenen Angaben zufolge in das sächsische Bauprojekt investieren. Dem Tochterunternehmen des Leipziger Versorgers Verbundnetz Gas AG gehören bundesweit Ferngasleitungen mit einer Gesamtlänge von 7 200 Kilometern. Es handelt sich dabei um das zweitgrößte deutsche Netz. Die jetzt erneuerte Trasse versorgt im Großraum Dresden und Südbrandenburg Hunderttausende Kunden mit Erdgas vor allem aus Russland. Während Ontras das Projekt gestern in Dresden der Öffentlichkeit vorstellte, wurden in der Nähe von Freital die ersten neuen Rohre verschweißt. „Bis Mitte nächsten Jahres wollen wir fertig sein“, sagt Ontras-Ingenieurin Sylvia Gehrt. Deshalb beginne der Bau an mehreren Stellen zugleich. Neben Freital legen die beauftragten Firmen östlich von Großenhain im Raum Schönfeld sowie an der Stadtgrenze zwischen Coswig und Radebeul los. Der Ablauf ist an allen drei Stellen gleich. Nachdem die Archäologen die Flächen freigegeben haben, wird auf einem Streifen von rund vier Metern Breite die Erde abgetragen. Spezialisten verschweißen die 18 Meter langen neuen Stahlrohre in einem schützenden Zelt. Wenn der TÜV die Leitungen geprüft hat, werden sie von mehreren Kränen gleichzeitig in einen vorbereiteten Graben gehoben und schließlich ans Netz genommen. Der Verbraucher spüre davon nichts, so Gehrt. Die Bauarbeiten seien so geplant, dass durch unbeteiligte Stränge weiter Erdgas strömen könne. Spürbar wird der Bau dagegen im Verkehr. In den nächsten Wochen soll die Trasse den rechtsseitigen Elberadweg etwa 200 Meter nordwestlich der Brücke Naundorf-Niederwartha queren. Auf der linken Elbseite wird es im Oktober interessant. Hier ist auf der B 6 rund 300 Meter südlich der Brücke Naundorf-Niederwartha mit einer halbseitigen Sperrung zu rechnen. „Dort quert die Leitung die B 6“, sagt Ingenieurin Sylvia Gehrt.
Neben Bundesstraße und Elberadweg sind mehr als 1 000 Grundstücke von dem Leitungsbau betroffen. Ontras zufolge seien alle Eigentümer kontaktiert worden. Einige von ihnen hätten abweisend reagiert, sagt Gasnetz-Manager Markus Wild. Das hänge mit den schlechten Erfahrungen zusammen. Mehrere Bauern in Klipphausen und Coswig klagten, dass der Opal-Trassenbauer Wingas die für den Bau genutzten Flächen nicht fachgerecht rekultiviert habe. Markus Wild verspricht: „Unser Ehrgeiz ist es, die Flächen besser zurückzugeben, als wir sie übernommen haben.“