Merken

Die letzte Ruine von Altkötzschenbroda

Das Haus bleibt – als Kunstwerk und auch in Wirklichkeit, allerdings wird es saniert. Doch beinahe hätte es das Gebäude nicht mehr gegeben.

Von Peter Redlich
Teilen
Folgen
Die letzte große Ruine vom ansonsten fast vollständig sanierten Stadtteil Altkötzschenbroda. Der Radebeuler Künstler Markus Retzlaff hat sie mit seiner Frau Susanna Hutter-Retzlaff gezeichnet.
Die letzte große Ruine vom ansonsten fast vollständig sanierten Stadtteil Altkötzschenbroda. Der Radebeuler Künstler Markus Retzlaff hat sie mit seiner Frau Susanna Hutter-Retzlaff gezeichnet. © Grafik: Markus Retzlaff

Radebeul. Das Haus kennt jeder hier – zumindest vom Vorbeifahren an der Einbahnstraße Kötitzer Straße, kurz vorm Einschwenken nach Altkötzschenbroda. Eine über die Jahre immer hinfälliger werdende Ruine mit vernagelten Fenstern und jungen Bäumen in den Dachrinnen. „Komm, lass uns die mal zeichnen, bevor sie abgerissen wird, hat mir meine Frau gesagt“, so Markus Retzlaff. Der mindestens in Dresden und Radebeul gut bekannte Grafiker vom Atelier Oberlicht hat sich mit seiner Frau im Sommer auf die Wiese gesetzt. Daraus entstanden ist eine schöne Grafik, die es mittlerweile auch koloriert gibt. Die letzte Ruine von Altkötzschenbroda.

Und wie es das Zeitgeschehen so will – die Ruine bleibt. Das Haus wird nicht abgerissen, obwohl es schon eine Abrissgenehmigung von Stadt und Denkmalschutz gab. Doch die Frist dafür ist abgelaufen. Das Grundstück gehört Christoph Dross. Der hier und in München ansässige Unternehmer will auf dem spitzen Areal zwischen Uferstraße und Kötitzer Straße unter dem Titel Korbmacherhöfe fünf neue Häuser errichten. Eins davon wird ein Anbau an die bestehende Ruine, die denkmalgerecht saniert werden soll.

Auch das historische und bewohnte lindgrüne Gebäude an der Uferstraße sollte ursprünglich den Neubauten zum Opfer fallen. Christoph Dross hat sich jetzt entschieden, es zu erhalten. Auch weil es Einwände seitens der Stadt gab.

Vom spitzen Winkel der zulaufenden Straßen Uferstraße und Kötitzer Straße aus gesehen. Rechts in der Mitte die sanierte heutige Ruine mit einem Anbau.
Vom spitzen Winkel der zulaufenden Straßen Uferstraße und Kötitzer Straße aus gesehen. Rechts in der Mitte die sanierte heutige Ruine mit einem Anbau. © Animation: Kistner/Seehars, Dresden

Die neuen Häuser werden Keller, Erdgeschoss, erste Etage und ein Dachgeschoss haben und der Umgebungsbebauung auch in der Dachneigung angepasst. Insgesamt sollen in den Gebäuden 30 Wohnungen angelegt werden.

Der Bauherr sagt, dass vorwiegend Drei-, Vier- und auch einige Fünfraumwohnungen entstehen. Im alten Gebäude an der Kötitzer Straße sind auch Zweiraumwohnungen vorgesehen. Hier sind Größen zwischen 48 und 60 Quadratmeter geplant. Die Mehrzahl der Wohnungen ist zwischen 68 und 93 Quadratmetern groß. Die größte Wohnung werde 125 Quadratmeter umfassen. Die Dachgeschosswohnung im Altbau, der heutigen Ruine, kommt auf 108 Quadratmeter – alle Größenangaben sind mit Terrasse oder Balkon gerechnet. Fast jede Wohnung soll einen, manche werden sogar zwei Balkone haben.

Insgesamt entstehen auf dem Areal an der Uferstraße rund 3 000 Quadratmeter Wohnraum. Alles wird vermietet werden. Ersten Berechnungen nach, so Dross, werden die Kaltmieten zumeist knapp unter neun Euro liegen – abhängig von der Wohnungsgröße.

Die Tiefgarage unter der bestehenden Wohnanlage Uferstraße soll unter das neu zu bebauende Grundstück hin erweitert werden. Dross und seine Architekten wollen die Ausfahrt zur Kötitzer Straße hin schließen. Künftig sollen Ein- und Ausfahrt von der Uferstraße sein, auf der bisherigen Einfahrt Uferstraße. Der Innenhof wird parkartig gestaltet. An der Spitze Uferstraße, Kötitzer Straße will Dross auf städtischem Grund einen öffentlichen Spielplatz anlegen.

Seit dieser Woche gibt es zu dem gesamten Bauvorhaben eine gestaltete Internetseite. So es der Winter zulässt, ist Baubeginn am 7. Januar. Die Erdarbeiten sollen bis März beendet sein.