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Die letzten Schwestern

In Bad Liebenwerda geht nach fast 110 Jahren eine Ära zu Ende. Die Franziskaner-Nonnen verlassen die Kurstadt für immer.

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© Manfred Feller

Von Manfred Feller

Bad Liebenwerda. Annähernd 110 Jahre lang gehörten die Schwestern des Ordens „Franziskanerinnen von der ewigen Anbietung zu Olpe“ zu Bad Liebenwerda. Jetzt verlassen sie die Kurstadt – für immer. Der Konvent, die Niederlassung einer Ordensgemeinschaft, wird aufgelöst. Es gibt nicht mehr genügend Nachwuchs.

Drei Ordensschwestern lebten zuletzt noch in Bad Liebenwerda. Schwester Judith (77) ist bereits seit einigen Tagen in einem Pflegeheim in Olpe (Westfalen). Schwester Oberin Firmata (89) zieht am 10. Oktober in ein Altenpflegeheim bei Bonn. Am selben Tag wird Schwester Elisabeth (71) nach Oschersleben versetzt. „Es wird eher ein Unruhestand“, sagen sie. Wer dazu in der Lage ist, wird weiter anderen helfen.

Der Orden als Träger habe in der Kinder- und Altenbetreuung genügend Aufgaben. Bad Liebenwerda behält die Schwestern in guter Erinnerung. „Wir gehörten zum Stadtbild“, so Schwester Oberin Firmata. Unter ihrer Führung ist das moderne katholische Altenpflegeheim St. Marien in Bad Liebenwerda entstanden. 1996 zogen die ersten Bewohner ein. Das Heim hat 69 stationäre Plätze. Zu dem Gebäudekomplex gehören auch 20 altersgerechte Wohnungen, die auch das Zuhause der drei Franziskanerinnen waren.

Schwester Oberin Firmata stammt aus Wuppertal und ist als Kind nach Oschersleben gekommen. Mit 18 Jahren trat sie dem Orden bei. Sie war Stationshilfe in der Krankenpflege, Kindergärtnerin, Hortleiterin und Leiterin eines Kinderheimes. 1986 wurde sie nach Bad Liebenwerda versetzt.

Schwester Elisabeth ist in der Magdeburger Börde aufgewachsen. Sie hatte Buchhalterin gelernt und arbeitete für Landwirtschaftsbetriebe. In Magdeburg sei sie gar eine gute Handballerin gewesen. Auch heute verfolge sie diesen Sport noch. Ihre Mutter war katholisch, das Leben in der DDR jedoch wenig christlich. Doch sie habe immer in ihrem Glauben Halt gefunden. Dies reichte ihr bald nicht mehr. Sie wollte Gott noch näher kommen.

Als sie 25 Jahre alt war, trat sie in den Orden ein. 1988 begann sie als Altenpflegerin in Bad Liebenwerda. Damals habe die Kleinstadt so grau ausgesehen. „Es lohnt nicht auszusteigen“, hörte sie damals. „Doch die Stadt hat sich gemausert.“

In Bad Liebenwerda haben die Schwestern im Wesentlichen Aufgaben erfüllt, die auch Kranken- und Gemeindeschwestern erledigen. Schwester Elisabeth übernahm einige Zeit auch den Besuchsdienst in der Pfarrei mit 17 Gemeinden.