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Die „Lotsen“ kommen an Bord

Der Hausarzt als „Lotse“ im Gesundheitswesen – Ministerin Ulla Schmidt (SPD) will die Rolle der Allgemeinmediziner aufwerten. Wer Rückenschmerzen hat, soll nicht mehr auf eigene Kappe zum Orthopäden gehen, sondern immer zuerst zum Hausarzt.

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Von Verena Schmitt-Roschmann

Der Hausarzt als „Lotse“ im Gesundheitswesen – Ministerin Ulla Schmidt (SPD) will die Rolle der Allgemeinmediziner aufwerten. Wer Rückenschmerzen hat, soll nicht mehr auf eigene Kappe zum Orthopäden gehen, sondern immer zuerst zum Hausarzt. Nun will die Ärzteschaft dafür sorgen, dass der Hausarzt der Zukunft seiner Aufgabe gewachsen ist.

Neu: Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin

Beim Deutschen Ärztetag in Köln spielte die Weiterbildung gestern eine zentrale Rolle. Statt bisher drei Jahre soll sich der neue Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin künftig vor der Niederlassung fünf Jahre lang weiterbilden. Daneben wird es Fachärzte für Innere Medizin mit einem Spezialgebiet geben, die aber nicht Hausärzte sein können. Eine neue Weiterbildungsordnung soll den Hausarzt gut auf seine neue Rolle vorbereiten.

Der Entwurf der Gesundheitsreform sieht auch eine Umstellung des Honorarsystems vor. Hausärzte sollen eine Pauschale je Patient bekommen, damit sie nicht nur für Behandlungen, sondern auch für Beratung und Vorbeugung bezahlt werden. Dahinter steht die Erwartung, dass sich Patienten einen Hauptansprechpartner wünschen, der sie lange kennt und Beschwerden einordnen kann. Zudem soll es Einsparungen für das Gesundheitssystem bringen, wenn Patienten nicht sofort zum eventuell ungeeigneten Facharzt gehen.

Patienten sollen vom Modell finanzielle Vorteile haben. So können Kranke nach Schmidts Vorschlag als Teilnehmer eines „Hausarztmodells“ der geplanten Eintrittsgebühr von 15 Euro je Arztbesuch entgehen. Auch sollen sie bei den künftig höheren Arzneizuzahlungen nur die Hälfte tragen.

Die Ärzte, die die Stärkung des Hausarztes im Prinzip mittragen, haben sich ein anderes Anreizmodell ausgedacht: Nur im „Hausarztmodell“ sollen Patienten künftig wie bisher nichts mit der Abrechnung zu tun haben und nichts zuzahlen müssen. Wer freie Facharztwahl will, soll sich auf Kostenerstattung einlassen, also auf Rechnung behandeln lassen und die Kosten bei den Krankenkassen einfordern.

Wer freie Facharztwahl will, soll zahlen

Nun dürften bald viele Kassenpatienten, die noch keinen Hausarzt haben, nach einem geeigneten „Lotsen“ suchen. Hier kommt die Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer wieder ins Spiel. Gibt es bisher „praktische Ärzte“, Internisten und Allgemeinmediziner, die theoretisch alle auch Hausarzt sein können, bleibt dies mittelfristig dem neuen Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin vorbehalten. Internistische Spezialisten sind aus dem Rennen, sagt Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe. (AP)