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Die „Lütte“ gibt die große Monarchin

Angelika Mann spielt an der Staatsoperette die Königin von Großbritannien – eine Frau, die sie ebenso rau wie reizvoll findet.

Von Nadja Laske
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Freunde und Fans nennen sie liebevoll „Lütte“. Die Schauspielerin und Sängerin Angelika Mann mißt nur 1,49 Meter Höhe und steckt bald in großer Robe.
Freunde und Fans nennen sie liebevoll „Lütte“. Die Schauspielerin und Sängerin Angelika Mann mißt nur 1,49 Meter Höhe und steckt bald in großer Robe. © René Meinig

Mit Kleinmädchenträumen hat diese Königin nichts zu tun. „Sie ist keine Schönheit, meistens schlecht gelaunt und unglücklich“, sagt Angelika Mann. Nach ihrem Probenvormittag und einer Konstümanprobe in der Schneiderei gönnt sich die „Lütte“ in der Theaterkantine Milchkaffee mit Keks.

Schon oft haben Dresdner Theaterfreunde die Sängerin und Schauspielerin auf verschiedenen Bühnen der Stadt gesehen. Bald wird sie in der Staatsoperette zu sehen sein – als Anne, Königin von Großbritannien. „Ich habe viele Hausfrauen und vor allem lustige Rollen gespielt“, sagt die 69-Jährige. Sie war das Schneeflöckchen Snjegurotschka und die Babuschka in „Hexe Babajaga“, eins der Kalender-Girls und der Frosch in der Fledermaus. Nun wird das Publikum die fröhliche Lütte ganz groß in ernster Lage erleben. „Die Anne ist eine arme Sau“, sagt sie unverblümt. „Die hat zwar Macht, doch von allen Seiten drohen Intrigen und könnten sie zu Fall bringen.“

Wie sehr die Krone auf ihr gelastet haben muss, kann Angelika Mann schon nachfühlen, wenn sie im Kostüm steckt. Das ist zwar noch nicht ganz fertig, die Kostümbildnerinnen arbeiten gerade an den prunkvollen Verzierungen. Doch Korsett, Metallstreben und Untergestelle für ausladende Hüften sind alles andere als bequem. Für das Kleid der Königin wurden zehn Meter schimmernder Brokatstoff verwendet. Zum Glück ist er ungewöhnlich leicht, und auch die Krone wird nicht das Gewicht des Originals haben. Dafür aber bilden die Theaterplastiker sie zum Verwechseln ähnlich nach. „Es muss schrecklich gewesen sein, ständig so eingezwängt und beladen zu sein“, sagt Angelika Mann. 

Noch dazu sei Anne ständig schwanger gewesen. „Sie hat 17 Kinder geboren, von denen nur ein einziges überhaupt das elfte Lebensjahr erreichte.“ Für ihre neue Rolle hat sich die Künstlerin intensiv mit dem Leben der Monarchin befasst. Der Historienfilm „The Favourite“ habe sie sehr bewegt, erzählt sie. „Die dauernde Angst um die Macht und das Gefühl, niemandem trauen zu können, hat aus Anne eine raue Frau gemacht.“ Keine Bilderbuch-Königin also, doch Angelika Mann ist stolz darauf und scherzt: „Jedes Mädchen träumt davon, mal eine Prinzessin zu spielen. Ich habe sie gleich übersprungen und bin Königin geworden.“

Die Sorge um Abstieg und Verlust, kann sie gut nachfühlen. Auch als Schauspielerin und Sängerin konnte sie sich nie zurücklehnen und auf Rollen oder Engagements ausruhen. In diesem Jahr feiert Angelika Mann ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum – fünf Jahrzehnte zwischen Ost-, West- und vereintem Deutschland. „Als ich 1985 die DDR verließ, wusste ich nicht, ob ich künftig Bockwurscht verkaufen würde.“ Doch die Lütte hat ihre Krone gerichtet und sich Bühnen und Fans erneut erobert.

„Der Mann mit dem Lachen“, Premiere: 27. April; nächste Vorstellungen: 28. April, 15 Uhr; 30. April, 19.30 Uhr; Tickets unter 132042621 www.staatsoperette.de