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Die Macher des Sommerkinos

Vier Mal im Jahr zeigen die Großenhainer Filmfreunde Kino im Freien. Dahinter steckt eine ganze Menge Arbeit.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Wohlfühlfilme im Freien, umrahmt von einer lauen Sommernacht, gutem Wein und leckerem Essen – das ist das Erfolgsrezept des Sommerkinos zwischen den Gleisen. Seit diesem Jahr ist auch die große Werbung auf der Rückseite der Leinwand an der Parkstraße nicht zu übersehen. Die Filmfreunde Großenhain legen sich als Verein im fünften Jahr ins Zeug, um bei vier Vorstellungen jeweils um die 100 Zuschauer zufriedenzustellen. „Essen, trinken, fröhlichsein“, so kommentieren Stammgäste des Sommerkinos die Atmosphäre. Vorigen Sonnabend gab es nun zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Streifen, den man nicht so leicht im Fernsehen oder Kino findet. Dazu mediterrane Küche aus dem „Holzweg“. Und schon an diesem Sonnabend geht es weiter.

Manja Siegel zündet in der Dämmerung die Kerzen auf den Tischen an.
Manja Siegel zündet in der Dämmerung die Kerzen auf den Tischen an. © Kristin Richter
Torsten Siegel und Petra Witschel verkaufen Brezeln und Gemüsespieße.
Torsten Siegel und Petra Witschel verkaufen Brezeln und Gemüsespieße. © Kristin Richter
Udo Hilbrig und Tom Quenstedt haben Technik und Leinwand aufgebaut.
Udo Hilbrig und Tom Quenstedt haben Technik und Leinwand aufgebaut. © Kristin Richter

Haus mit Toiletten und Abstellraum

Es war ebenfalls zur Zeit der Fußballweltmeisterschaft vor vier Jahren, als die Filmfreunde Großenhain starteten. Sie wollten den Open-Air-Filmangeboten anderswo ein Großenhainer Sommerkino hinzufügen. „Weil wir selbst auch sehr gerne Filme schauen“, spricht Manja Siegel für die Vereinsmitglieder. Ein Glücksfall war die Partnerschaft mit dem Geflügelzüchterverein an der Parkstraße. Der stellt nicht nur ein einzigartiges Gelände zwischen den beiden Bahngleisen bereit. Sondern auch ein Gebäude, in dem es Toiletten gibt, man Ausrüstung lagern kann und das als Schlechtwetter-Alternative genutzt wird. „Erst zweimal mussten wir davon Gebrauch machen“, weiß Udo Hilbrig.

Allerdings haben sich die kinobegeisterten Mitglieder damit auch einen tüchtigen Packen Verantwortung und Arbeit aufgehalst. Eine Leinwand anzuschaffen, Stühle zu besorgen und sich Technik auszuleihen war da noch das Geringste. Mittlerweile konnte sich der Verein von den guten Einnahmen schon eigene Technik anschaffen – sprich eine größere Leinwand mit 20 Quadratmeter Fläche und die Tontechnik. Den Beamer leiht sich der Verein von Jörg Küster von der Firma ACR.

Das erwartet die Zuschauer demnächst

Am 21. Juli läuft „Nur für Personal“. „Wunderbar französisch, wunderbar komisch“ wird dieser Film gelobt. Im Paris der 1960er Jahre führt das nicht mehr ganz junge Ehepaar Jean-Louis und Suzanne Joubert ein langweiliges Leben in einem schicken, viel zu großen Mietshaus. Die Kinder besuchen das Internat, der Alltag der Eheleute ist eintönig. Da entdeckt Jean-Louis, dass es in der sechsten Etage des Hauses, in dem die sechs spanischen Dienstmädchen untergebracht sind, viel lebhafter und bunter zugeht. Von dieser für ihn neuen Welt fasziniert, verbringt Jean-Louis immer mehr Zeit in der sechsten Etage und verguckt sich in die attraktive Conception. Als ihn seine eifersüchtige Ehefrau vor die Tür setzt, kommt ihm das gar nicht so ungelegen ...

Am 18. August läuft „Ella und das große Rennen“. Das ist der diesjährige Familienfilm im Sommerkino. Die achtjährige Ella ist entsetzt: Ihre wunderschöne alte Schule soll abgerissen werden und einer neuen Formel-1-Rennstrecke weichen. Ella und ihre Freunde will man stattdessen auf eine riesige Schule schicken, von der es heißt, sie sei so groß, dass eine Erstklässlerin dort schon seit Monaten vergeblich nach dem richtigen Klassenraum suche. Für Ella und ihre Kameraden aus der zweiten Klasse steht fest: An diese schreckliche Schule wollen sie auf keinen Fall. Und tatsächlich gibt es noch eine kleine Chance, den Umzug zu verhindern, denn wenn die Kinder ein Rennen gegen den Formel-1-Weltmeister gewinnen, dürfen sie in der alten Schule bleiben.

Quelle: FF

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Problematisch kann schon die Sicherung der Filmrechte werden. Manchmal gibt es keinen Verleiher dafür oder die Rechteinhaber antworten nicht auf Mails. „Wir wollen aber bewusst alternative Filme zeigen“, unterstreicht Manja Siegel. Zu Jahresbeginn wird die Auswahl gemeinsam getroffen. Dann kümmert sich die Chefin vom Holzweg darum. Am Veranstaltungstag steht sie zudem ab sieben Uhr morgens in der Küche und zaubert ein passendes gastronomisches Angebot zum Film. Letztens gab es eingelegte Brokkoli und Nudelsalat zu Bratwurst und Gemüsespießen. Auch fair gehandelte Schokolade zu Wein, Bier oder Alkoholfreiem. Zum französisch-spanischen Film wird es Tortillas geben.

Schon 15 Uhr beginnt das Aufbauen

Schon 15 Uhr treffen sich dann die acht Vereins-Enthusiasten mit Helfern wie Klaus-Dieter Ahrens, um Tische, Stühle und Bänke aufzustellen. Dann wird auch die Technik aufgebaut, werden Lichterketten an die Zufahrt gehängt und das Gastrozelt aufgebaut. Grill, Kühlschrank, Theke – eine Menge Technik muss bewegt werden. „Wir würden uns über noch mehr helfende Hände nicht beklagen“, meint Manja Siegel. Gelegentlich muss auch der Rasen gemäht werden.

Ab 19 Uhr ist Einlass. Da sitzen immer zwei zum Kassieren. „Auf dem Gellertberg in Niederau wurde beim Freiluftkino jetzt ganz schön angezogen, wir verlangen immer noch fünf Euro“, bemerkt Udo Hilbrig. Etwa 120 Gäste waren es vorigen Sonnabend. Damit sind die Filmfreunde sehr zufrieden. Ist es kalt oder nass, kommen vielleicht nur 40 oder 50. Den Aufwand haben die Veranstalter trotzdem. Nach Filmende gegen 23.30 Uhr muss noch mindestens eine Stunde aufgeräumt werden. Am Sonntag dann noch einmal. Bei Kälte macht das keinen Spaß. Glücklicherweise halten die Sponsoren treu zur Stange.