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Die neue Bus-Route getestet

Das Angebot der Linie 476 hat sich noch nicht herumgesprochen. Dabei rollt die gerade durch Nebenstraßen, wie von Bürgern gewünscht.

Von Nina Schirmer
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13 Sitzplätze gibt es in dem Kleinbus, der unter anderem an der Moritzburger Straße hält und dann über Niederlößnitz nach Radebeul-Ost und weiter bis nach Trachau fährt.
13 Sitzplätze gibt es in dem Kleinbus, der unter anderem an der Moritzburger Straße hält und dann über Niederlößnitz nach Radebeul-Ost und weiter bis nach Trachau fährt. © Norbert Millauer

Radebeul. Auf den ersten Blick verrät nichts an der Haltestelle auf der Moritzburger Straße, dass hier in wenigen Minuten der Neue angefahren kommt. Der Schaukasten hinter der Bank im Wartehäuschen ist leer, am gelben Schild steht nur die Linie 400 Richtung Dippelsdorf. Nur wer den Fahrplan genau studiert, sieht, dass hier seit Kurzem noch ein anderer Bus anhält. Die neue Linie 476, die zwischen Kötzschenbroda, Niederlößnitz, Radebeul-Ost und Dresden-Trachau pendelt.

Der Bus kommt pünktlich auf die Minute, eine Mini-Variante der großen Pendel. 13 Sitzplätze gibt es in dem Sprinter. „Dann kommen Sie mal rein“, ruft der Busfahrer durch die geöffnete Tür. Die Platzwahl fällt nicht schwer. Es ist alles frei. Offenbar hat sich das Angebot noch nicht wirklich gut herumgesprochen. Bisher wüssten eher nur die Jugendlichen, dass sie mit dem Bus jetzt abends länger heimkommen, erzählt der Fahrer. Die neue Linie ist bis 22 Uhr unterwegs. Aber auch in der Abendschicht hätte er noch nicht mehr als vier Fahrgäste gehabt.

Die Tour geht über die Karl-Liebknecht-Straße zum Ledenweg und weiter die Winzerstraße entlang. An den Haltestellen steht keiner, der Bus muss nicht anhalten. Erst am Zillerplatz steigt endlich jemand ein. „Ich möchte in die Pestalozzistraße. Wo halten Sie da?“, fragt die Frau den Busfahrer. „Direkt vor dem Rathaus“, antwortet er. Das passt gut, für 2,40 Euro fährt die Radebeulerin gerne mit und nimmt auf einem erhöhten Sitz im Sprinter Platz.

Es ist ihre erste Fahrt mit der neuen Buslinie. „Wir haben uns sehr gefreut, als wir davon gehört haben“, erzählt die 68-Jährige, die in der Zillerstraße wohnt. Bisher musste sie immer den Berg hinunter zur Meißner Straße laufen, um mit den Öffentlichen zu fahren. Und rückwärts vor allem wieder rauf. Denn durch Niederlößnitz fuhr überhaupt kein Bus. „Das finde ich jetzt wunderbar“, lobt sie die neue Verbindung durch den Stadtteil. Gerade wenn man nur ein paar kleine Erledigungen in Radebeul-West oder auf der Hauptstraße machen will, müsse man nicht immer das gleich das Auto nehmen, findet sie.

Dass es in den Nebenstraßen bestimmt öfter richtig eng wird, kann sich die Radebeulerin aber auch vorstellen. Und der Buslenker bestätigt: „Es ist schon manchmal ein Kampf, überall gut durchzukommen.“ Mit einem normalen großen Bus, der 2,55 Meter breit ist, hätten die Fahrer keine Chance.

Der Kleinbus fährt die Paradiesstraße hinunter und dann ein kurzes Stück über die Meißner Straße, bevor er in die Weintraubenstraße abbiegt. Über die Pestalozzistraße geht es weiter nach Radebeul-Ost. Vor dem Rathaus steigt die Mitfahrerin aus und eine neue, bepackt mit zwei schweren Tüten, ein. Den kleinen Bus findet sie toll und das Personal durchweg sehr freundlich, erzählt die Frau. Aber dass die Fahrer jetzt bis so spät abends unterwegs sein müssen, kann sie nicht verstehen. Schon gar nicht, dass selbst Heiligabend der Bus bis in die Nacht fährt. Wer noch spät heim will, könne sich ja auch mal ein Taxi nehmen, findet sie. Ansonsten aber ist der Bus für die 75-Jährige, die selbst kein Auto fährt, unverzichtbar. In der Seestraße, wo sie wohnt, gebe es überhaupt keine Einkaufsmöglichkeiten mehr. Auch um zum Arzt zu kommen, ist sie auf den Bus angewiesen. „Ich bin sehr froh, dass es ihn gibt“, sagt die Radebeulerin, bevor sie aussteigt.

Die Route geht weiter bis zum S-Bahnhof Dresden-Trachau und vorn dort wieder zurück über Radebeul-Ost und Niederlößnitz nach Kötzschenbroda. Fazit der Fahrt: Der Kleinbus macht sich gut auf den engen Nebenstraßen und die Fahrt quer durch Radebeul dauert gar nicht lange. Vor allem die Niederlößnitzer haben es dank der neuen Linie nun nicht mehr weit bis zur nächsten Haltestelle. Jetzt muss sich das Angebot herumsprechen, noch mehr beworben und vor allem von den Radebeulern auch genutzt werden, damit die Linie nicht nach der Testphase wieder eingestellt wird.