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Die Nixen von Weesenstein

SZ-Adventskalender, Türchen 14: Sagen aus der Sächsischen Schweiz – Wie die Ungeduld einen jungen Burggrafen ins Unglück stürzte.

Von Christian Eißner
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Clarissa (9) aus Pirna als Nixe von Weesenstein.
Clarissa (9) aus Pirna als Nixe von Weesenstein. © Marko Förster

Gleich unter Falkenhain an der Chaussee nach Weesenstein, dort wo der Falkenhainer Bach in die Müglitz fließt, liegt eine sumpfige Wiese, von Büschen gesäumt. Diese war früher ein Morast mit einem Tümpel in der Mitte, in dem früher die Nixen oder Wasserelfen lebten. Man nannte ihn deshalb den Nixentumpf.

Nachts, wenn der Vollmond sich über die Hügel schob und das Tal in ein fahles Licht tauchte, entstiegen die Nixen dem Wasser, um zu lauschen, ob auf dem nahen Schloss ein Fest gefeiert würde. Hörten sie lustige Fiedeln durchs Tal klingen, so machten sie sich auf, um mit den Menschen im Schlosspark zu tanzen. Denn Tanz und Spiel waren bei ihnen sehr in Mode, und das Leben im Tümpel hatte wenig davon zu bieten.

Der Burggraf von Weesenstein wusste um die Nixen, und so ließ er seine sommerlichen Feste stets in Vollmondnächten veranstalten, um seine Gäste mit den geheimnisvoll-schönen Wesen zu beeindrucken. Und jeder, der ein solches Fest auf Weesenstein besuchte, erinnerte sich sein ganzes Leben an den anmutigen Tanz der elegant und stets knapp bekleideten Wasserelfen.

Nun geschah es, dass über die laute Musik der Sohn des Burggrafen erwachte, ein Jüngling, dem der Vater den Tanz stets verboten hatte. Der Junge verliebte sich unsterblich in eine der wunderschönen Nixen, tanzte die ganze Nacht mit ihr und hatte Augen nur für sie.

So wiederholte sich das fortan Vollmond für Vollmond, Fest für Fest. Und jedes Mal, wenn der Morgen graute, fragte der junge Graf die Nixe, ob er sie nach Hause geleiten dürfe. Immer verneinte das schöne Mädchen, bat ihn, er möge Geduld haben, bis der rechte Tag gekommen sei, und verschwand.

Der junge Graf wurde zornig. Er wollte nicht mehr warten. Nach einer durchtanzten Vollmondnacht ließ er Wächter die Nixen verfolgen. Die Wächter berichteten ihm vom Tümpel. Und als das nächste Fest gefeiert wurde und die Nixen wieder zum Tanz kamen, ließ der junge Graf den Tümpel zuschütten, auf dass seine schöne Nixe nicht dorthin zurückkonnte und bei ihm bleiben musste. Deshalb gibt es den Nixentumpf heute nicht mehr.

Die Nixe aber verabschiedete sich auch nach dieser Nacht vom jungen Grafen, traurig diesmal, verschwand mit ihren Schwestern und ward in Weesenstein nie wieder gesehen.

Gelesen werden die Sagen täglich, 17 Uhr, auf dem Pirnaer Canalettomarkt vom Weihnachtsmann, auch das Kalenderkind ist dann mit auf der Bühne.

Schöne Bescherung – Sagenhafter Advent mit märchenhafter Musik am 16. Dezember 2018 um 18 Uhr im Tom Pauls Theater Pirna; Karten 23 Euro, 1 03501 7793122.