Von Peter Anderson, Stefan Lehmann und Peter Redlich
Landkreis. Zwischen 30 und 60 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden – was von Montag auf Dienstag im Altkreis vom Himmel fiel, war mehr als ein kleiner Regenschauer. Das macht sich auch mit Blick auf die Pegelstände in der Region bemerkbar. An der Jahna in Seerhausen stieg der Wasserstand binnen kürzester Zeit von etwa 1,20 auf fast 1,50 Meter. Ein ganz ähnliches Bild ergab sich an der Döllnitz: Aus Merzdorf wurden bis gestern Abend noch Pegelstände von mehr als 70 Zentimeter an das zuständige Umweltamt in Sachsen übermittelt – während der Trockenheit der vergangenen Wochen führte die Döllnitz an dieser Stelle gerade einmal 42 Zentimeter Wasser.
Böden sehr aufnahmefähig
Im Hochwasserschutzzentrum in Dresden wurde das Anschwellen der kleineren Flüsse jedenfalls durchaus aufmerksam beobachtet, sagt Karin Bernhardt, Sprecherin beim Landesamt für Umwelt und Naturschutz. „Wir haben großes Glück, dass die Böden so aufnahmefähig sind“, sagt Bernhardt. Denn angesichts der starken Regenfälle hätte es auch schlimmer kommen können: „Es war an einigen Orten in Sachsen durchaus ein Hochwasserpotenzial da“, erklärt Bernhardt. Und auch wenn die Pegelstände von Jahna, Döllnitz und vielen anderen Flüssen zuletzt wieder sanken: Mit den nächsten starken Schauern sei es nicht auszuschließen, dass hier und da auch noch die erste Hochwasserstufe erreicht werde.
Döllnitz und Jahna sind davon allerdings noch weit entfernt: An der Döllnitz wird erst bei 1,84 Meter von Hochwasser gesprochen, an der Jahna bei knapp über zwei Metern. Auch bei der Landestalsperrenverwaltung werden die Wasserstände deshalb zunächst unkritisch gesehen, wie eine Sprecherin auf SZ-Anfrage mitteilte. Generell könnten die kleineren Zuflüsse vor allem dann ein Problem werden, wenn es örtlich begrenzten Starkregen gebe.
Auch anderswo haben die steigenden Pegel schlimme Erinnerungen an die letzten Hochwasser geweckt. Dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Geologie und Landwirtschaft zufolge stehen die aktuellen Regenmengen allerdings in keinem Vergleich zu 2002, als binnen 24 Stunden 150 Liter Wasser pro Quadratmeter fielen. Diesmal sei Freital der Spitzenreiter gewesen, sagt Sprecherin Karin Bernhardt. Dort fielen 80 Liter Regen pro Quadratmeter in 24 Stunden.
Probleme am Lößnitzbach
Für diesen Mittwoch wird zudem eine deutliche Abnahme der Regentätigkeit vorhergesagt. Meteorologen verweisen auf einen weiteren wichtigen Unterschied zwischen der derzeitigen Lage und 2002 sowie 2013. Die extremen Niederschläge im August vor 13 Jahren und Mai vor zwei Jahren seien „auf einen durch die vorhergehenden Niederschlagsereignisse bereits weitgehend wassergesättigten Boden“ getroffen, informiert die Bundesanstalt für Gewässerkunde. Die schwankenden Regenmengen Anfang dieser Woche scheinen dagegen die vertrocknete Erdkruste aufgeweicht und durchlässig gemacht zu haben. Darunter liegende Schichten besitzen derzeit noch ausreichend Speicherkapazität. Während im Riesaer und Meißner Land keine Gefahr zu drohen scheint, wäre es am Lößnitzbach in Radebeul am Dienstag fast zu kritischen Lagen gekommen. Dort, wo der Bach bei Starkregen Probleme bereiten kann, war Radebeuls Stadtwehrleiter Roland Fährmann mit der Dienstleisterfirma Neru unterwegs.
Eine problematische Stelle liegt in Höhe des Biergartens Meierei. Hier, wo einst ein Mühlenbetrieb war, gibt es auch den Meiereiteich. Der war am Morgen noch lange nicht voll. Mittags jedoch schoss das Wasser im dicken Schwall am Überfluss heraus. Hohe Gräser oberhalb der Meierei sorgten dafür, dass sich das Wasser staute und sich im Lößnitzgrund bis zum Bahndamm der Schmalspurbahn ausbreitete. „Ich denke, dass dennoch das Wasser geordnet abfließen kann“, so Fährmann. Er wolle den zugewachsenen Abschnitt beim Sachgebiet Stadtgrün melden, damit es demnächst beseitigt werden kann. Ansonsten gehe er davon aus, dass sich die Situation mit abnehmenden Regenmengen beruhigt.