Von Hannes Koch
Als Apple-Chef Steve Jobs am 9. Januar 2007 die Bühne der Macworld-Konferenz betrat, rechneten die Besucher bereits mit der Premiere eines Smartphones von Apple. Doch zwischenzeitlich sorgte Jobs für Verwirrung im Publikum: „Heute stellen wir Ihnen drei revolutionäre Produkte vor: Das erste ist ein Breitbild-iPod mit Touchscreen. Das zweite ist ein umwälzendes Handy. Und das dritte ist ein neues Internet-Kommunikationsgerät, das einen echten Durchbruch bedeutet.“ Sollten hier tatsächlich drei neue Apple-Geräte angekündigt werden?


„Das sind nicht drei separate Geräte, sondern nur ein einziges. Wir nennen es iPhone.“ Apple erfinde das Telefon neu, sagte Jobs. Wie sich herausstellte, erfand Apple viel mehr – einen Weg, wie ein vollwertiger Computer bequem in die Hosentasche passt. Wie hat das Smartphone seitdem unser Leben verändert?
Das Neue
Apple vereinigte in dem Gerät diverse technische Entwicklungen. Eine leicht zu bedienende, mobile Suchmaschine für das Internet; den berührungsempfindlichen Bildschirm in Kombination mit der Wisch-Funktion, die das Gerät steuert; den Kartendienst von Google mit der Möglichkeit, den eigenen Standort zu bestimmen und sich geografisch zu orientieren; schließlich das Konzept des App-Stores, eines Marktplatzes für Anwendungsprogramme im Internet, der Zigtausenden Unternehmen Milliardenumsätze ermöglicht. Mit dem iPhone wurde das Internet mobil. Man hatte es nicht mehr nur zu Hause auf dem Laptop, sondern immer dabei. Das Apple-Gerät wurde das Vorbild des massentauglichen Smartphones, das heute vermutlich über zwei Milliarden Menschen nutzen.
Der Urlaub fällt aus
Nicht nur am Heimatort und während der Arbeit spielt der mobile Internetzugang eine große Rolle, sondern auch auf Reisen. Selbstverständlich möchte man Google Maps benutzen, um den unbekannten Weg ins Restaurant oder zum Strand zu finden, recherchiert im mobilen Browser die Öffnungszeiten des Museums und speichert im E-Mail-Eingang die Bestätigungsnachricht für die vorgebuchte Schiffspassage zur nächsten Insel. So hat man seinen elektronischen Postkasten ständig im Blick. Die Freunde zu Hause, die täglichen Geschichten aus der Familie, die Aufträge und Probleme der Kollegen bei der Arbeit – das ganze heimische Info-Paket ist auch in den Ferien präsent. Drei Wochen abschalten wie früher? Heute nicht mehr möglich. Smartphones schaffen den Urlaub ab.
Millionen Arbeitsplätze
Die Smartphone-Branche bildet einen gigantischen Markt. Über 1,2 Milliarden Geräte wurden 2015 weltweit verkauft. Läge der Durchschnittspreis bei 400 Euro pro Stück, betrüge alleine der Verkaufsumsatz rund 500 Milliarden Euro. Hinzu kommt der Umsatz mit Anwendungsprogrammen (Apps), der im vergangenen Jahr rund 40 Milliarden Euro betrug. Außerdem die sozialen Netzwerke: Facebook setzte 2015 beispielsweise über 15 Milliarden Euro um. Alleine beim Foxconn-Konzern, der einen großen Teil der Smartphones für Apple produziert, arbeiten rund eine Million Menschen.
Eintritt ins soziale Netzwerk
Von den 1,7 Milliarden Menschen weltweit, die Facebook angeblich regelmäßig nutzen, schalten sich über eine Milliarde von mobilen Geräten ein. Andere soziale Netzwerke wie Whatsapp, Snapchat oder Twitter laufen fast ausschließlich auf Smartphones. Der Reiz besteht darin, seine Freunde immer und überall erreichen zu können. Die Kombination von Smartphone und sozialem Netzwerk ermöglicht es, wenn nötig Millionen Menschen innerhalb von Sekunden mit nahezu beliebigen Informationen zu versorgen – nützlichen oder gefährlichen. Diese Art der Mediennutzung führt zu neuer Orientierung oder auch Desorientierung, sie kann die Basis bilden für Aufstände wie in Syrien und die Überwachung der Bevölkerung durch Diktatoren.
Weltwissen auf Abruf
Wer am Frühstückstisch mit seinen Kindern diskutiert, greift gerne mal zum Smartphone. Wer hat recht? Leben in Deutschland 80 oder 82 Millionen Einwohner? Ist Kalifornien größer als Frankreich? Welcher Konzern verkauft am meisten mobile Internetgeräte? Samsung oder Apple? Gespräche, die früher in Rechthaberei ausarteten oder in der Sackgasse steckten, münden nun in schnelle Klärung. Kurz ins Smartphone getippt, und schon ist die Antwort gefunden. Autor Douglas Adams wusste es bereits in seinem 1979 erschienen Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“: Irgendwann steht uns ein Gerät zur Verfügung, das das Weltwissen bündelt. Adams nannte es „The hitchhiker’s guide to the galaxy“. Wir nennen es Smartphone. Und wer Streaming-Dienste wie beispielsweise Spotify nutzt, kann unterwegs spontan quasi jedes Musikstück hören, das je geschrieben wurde. (mit dpa)