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Die Rote Weißeritz wird breiter

Die Arbeiten für einen besseren Hochwasserschutz in Freital verändern den Fluss. Bald wird er ganz anders aussehen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Freital. Der Bagger gräbt sich ins Flussbett und verleiht dem Wasser eine milchkaffeefarbene Trübung. Kies und grobe Steine werden umgeschichtet. Was für den Laien wie zufälliges Hin- und Herschaufeln von Massen aussieht, folgt einem ausgeklügelten Plan. „Beim Wasserbau geht es um Genauigkeit. Da ist mit Modellen exakt berechnet, welche Steine in welcher Körnungsgröße wo liegen“, erklärt Christoph Rauch gegen den Lärm an.

Rauch ist Projektleiter bei der Landestalsperrenverwaltung und verantwortet eines der größten Hochwasserschutzprojekte, die Freital sicherer machen sollen. Auf 1,2 Flusskilometer von der Brücke Hainsberger Straße bis zur Fußgängerbrücke in den Rabenauer Grund hinein wird die Rote Weißeritz so ausgebaut, dass sie bis zu 93 Kubikmeter oder 93 0000 Liter Wasser pro Sekunde abführen kann. Das entspricht den Fluten eines Hochwassers, wie es statistisch gesehen alle 200 Jahre einmal vorkommt. Im Durchschnitt passieren 1,7 Kubikmeter Wasser oder 1 700 Liter pro Sekunde den Flussabschnitt in Hainsberg vor dem Zusammenfluss mit der Wilden Weißeritz.

Nach dem Hochwasser 2002 wurden Pläne für einen Aus- und Umbau des Flussbetts gemacht. Mit dem erneuten Hochwasser 2013 wurden die Planungen intensiviert und nun umgesetzt. Die Bauarbeiten begannen im August 2017 mit dem Rückbau das Wehres der ehemaligen Walzenmühle und eines weiteren Wehres hinter der Gartensparte am Eingang des Rabenauer Grundes. Beide Anlagen sorgten einst für einen Höhenunterschied von gut zwei Metern. Dieses Gefälle wird nun angepasst und dabei die Sohle des Gewässers komplett neu strukturiert.

Denn auf den Grund des Flussbetts kommt es vor allem an. Ist dieser zu locker, entstehen hier bei Hochwasser enorme Ausspülungen und Abtragungen, die dann anderswo anlanden. Das wollen Wasserbauer wie Christoph Rauch verhindern. „In die Sohle bauen wir quer zur Fließrichtung sogenannte Riegel ein. Das sind Pakete aus großen und kleineren Steinen bis hin zu Kieseln, die den Flussgrund befestigen und halten“, erklärt Rauch. Zudem bekommt die Rote Weißeritz in Hainsberg eine sogenannte Mittelwasserrinne. Diese verläuft leicht geschlängelt in der Flussmitte und ist selbst bei Niedrigwasser noch so gut gefüllt, dass sie Fischen und anderen Tieren gute Lebensbedingungen bietet. Rechts und links der Mittelwasserrinne entstehen sogenannte Vorlande, die nur bei höheren Wasserständen überspült werden. Sie sehen im Augenblick noch recht trostlos aus, begrünen sich aber im Laufe der Zeit von selbst. Nur größere Büsche und Bäume sollen dort nicht mehr wachsen – darauf wird die Landestalsperrenverwaltung bei regelmäßigen Inspektionen achten.

Der zweite Hauptschwerpunkt der Arbeiten sind die Uferbereiche der Roten Weißeritz. So wird die alte Böschungsmauer linksseitig des Flusses abgetragen und um einen Meter nach hinten versetzt. Damit hat der Fluss bei Hochwasser mehr Platz. Erreicht der Pegel dennoch die Oberkante der Böschung, flutet das Wasser zuerst in Richtung Wald und entlastet damit das rechts gelegene Freizeitzentrum Hains sowie den Weißeritzpark, wo die bereits 2006 gesetzte Ufermauer ohnehin höher ist. Die Arbeiten in Hainsberg sollen Mitte 2019 beendet sein.