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Die schönste Premiere des Lebens

Maria Weber ist den Görlitzer Theaterbesuchern als Drachenfalter Maria Papillon aus den Kinderkonzerten bekannt. Jetzt hat sie in Tauchritz geheiratet – ihren Zittauer Schauspielkollegen David Thomas Pawlak.

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© Pawel Sosnowski

Von Anja Beutler

Tauchritz/Zittau. Diese Premiere ist den beiden so richtig unter die Haut gegangen. Dabei sind Maria Weber und David Thomas Pawlak als Ensemblemitglieder des Gerhart-Hauptmann-Theaters Lampenfieber nun wirklich gewöhnt. Aber beim Ja-Wort in der kleinen Kirche von Tauchritz am Berzdorfer See waren die beiden Schauspieler einfach nur aufgeregt und glücklich. „Das ist wirklich nicht vergleichbar“, sagt Maria Weber. Die 34-Jährige musste lachen und weinen zugleich und war froh, dass ihr Make up von der Maskenbildnerin des Theaters stammte und einiges ausgehalten hat.

Für die beiden Schauspieler war die kirchliche Trauung das Sahnehäubchen auf ihrem Glück. Standesamtlich hatten sie bereits vor einem Jahr geheiratet. Nun aber folgte das Fest, das sich für das Paar und ihre vierjährige Tochter Isabella so richtig echt angefühlt hat. Ganze anderthalb Jahre zuvor schon hatten sie am Theater gebeten, dieses Wochenende für sie zu blockieren, damit keine Vorstellung dazwischenkommt. „So eine lange Vorlaufzeit ist da eben nötig“, sagt Pawlak. Überhaupt hat sich für die beiden so einiges gut gefügt: Während David Thomas Pawlak bereits seit 2009 in Zittau unter Vertrag ist, erhielt seine Frau dann mit dem Intendantenwechsel von Carsten Knödler zu Dorotty Szalma im Jahr 2013 eine feste Anstellung. Zuvor war sie freischaffend an mehreren Häusern unterwegs. Jetzt hat die kleine Familie ihren Ruhepol gefunden.

Auf welche Weise sich das Paar kennengelernt hat, ist eigentlich zu kitschig, um wahr zu sein, kommentiert Maria Weber: Vor zehn Jahren standen beide am Mecklenburgischen Landestheater in Parchim auf der Bühne, wo unter anderem Schillers „Kabale und Liebe“ gegeben wurde. Und natürlich waren sie für die Rollen der Luise und des Ferdinands besetzt. „Am Anfang hat das mit der Chemie noch nicht so hingehauen“, erinnert sich die frisch gebackene Ehefrau. Aber im Laufe der Proben und Aufführungen zu dem Stück haben die beiden auch privat zueinander gefunden.

In Zittau spielen die beiden in den Stücken oft eher nebeneinander her. „Im Sommernachtstraum waren wir ein Pärchen“, erinnern sie sich. Aber das sei in dem Stück fast keine Kunst. Dass sich mit ihrer Ehe für Kollegen oder Regisseure etwas geändert habe, sehen sie nicht. Und mit dem eigenen Mann – oder Frau – spielt es sich auf der Bühne genauso wie mit anderen Kollegen, zu denen man ja auch viel Vertrauen entwickelt. „Nur, dass wir den anderen eben noch ein bisschen besser kennen und wissen, was wir ihm zumuten können“, schätzt Maria Weber ein. Dabei sind Paare an sich an Theatern gar nicht mal so selten – Ehepaare unter den Schauspielern des Ensembles aber schon. An Christine Gabsch und Wolfgang Adam, die bis 2013 in Zittau spielten, erinnert sich David Thomas Pawlak noch gut – so wie viele Theaterbesucher auch. „Ganz oft ist aber nur einer fest am Haus und der andere tingelt“, sagt Pawlak. Für ihn und seine Frau ist diese Konstellation aber ideal. Beide lieben Zittau, die kurzen Wege in der Stadt, das Gebirge und den Olbersdorfer See vor der Haustür, Besuche im Umland, Ausflüge nach Görlitz, wo vor allem Maria Weber durch ihr Engagement sowohl für Schauspiel als auch für Musiktheater häufiger zu tun hat. Vielen bekannt ist sie hier als Drachenfalter Maria Papillon in den Kinderkonzerten. Dass es sich hier gut lebt, werden beide nicht müde zu betonen: „Wir haben einen Kita-Platz, einen wunderbaren Babysitter – es ist wie ein Sechser im Lotto.“ Dass man als Schauspieler immer wieder neue Impulse braucht, verbinden beide nicht zwangsläufig mit einem Wechsel an ein anderes Haus: „Am Gerhart-Hauptmann-Theater muss man viel spielen, es gibt immer wieder neue Regisseure – da gibt es viele Entwicklungsmöglichkeiten“, sagt David Thomas Pawlak. Er selbst hat in Sommertheater-Stücken gespielt, war in Inszenierungen wie „Dancer in the dark“, aber auch „Nathan der Weise“ zu sehen.

Dass die beiden ihre Arbeit auch mit nach Hause nehmen, lässt sich nicht ganz vermeiden: „Unsere Tochter Isabella sagt uns dann aber, wenn wir mal wieder zu viel von der Arbeit reden“, erzählt Maria Weber. Die Vierjährige nehmen ihre Eltern natürlich auch immer wieder mit ins Theater. Und vielleicht sieht sie ja da auch schon ihren künftigen Traumprinzen – so wie ihre Mutter. Zufällig hat Maria Weber ihren Mann und ihre Schwiegereltern – beide Schauspieler – genau in diesem Alter auf einer Bühne gesehen: „Das war im Theater in Thale, im Rotkäppchen“, erinnert sie sich. Ihre Schwiegermutter habe damals die Hauptrolle gegeben, ihr jetziger Mann ein Vögelchen gemimt. „Ich wollte damals ein Autogramm vom Rotkäppchen, habe aber keins bekommen“, sagt Maria Weber. Jetzt hat sie eins – als Erinnerung an die allererste „Premiere“ mit ihrem Mann.

Letztes Kinderkonzert in der Saison, diesen Sonntag, 10 Uhr, Görlitzer Theater