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Die Seelenmatratze aus Döbeln

Kay Steinbach produziert in Döbeln eine Bettmatratze der Premiumklasse. Für manche ist sie die letzte Hoffnung.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Sachsens vermutlich kleinste Matratzenmanufaktur versteckt sich im Gewerbegebiet Döbeln Ost. Vor vier Jahren hatte sich hier Kay Steinbach mit seiner Mannschaft dem Dienst am Schläfer verschrieben. Bei der Speditionsfirma Ebenroth, wo er sich Räume mietete, hat der Radebeuler seine Idee von einer Bettmatratze verwirklicht. Heute stapeln sich in der Halle die Schaumstoffmatten. Auf Arbeitstischen werden sie zu dem zusammengesetzt, was dann unter dem Markennamen „Soulmat“ unter die Leute gebracht wird. „Ab August sind wir sechs Leute“, sagte Kay Steinbach, Geschäftsführer und „Regenerationsberater“ in einer Person. In Döbeln werden die Matratzen komplettiert, die einzelnen Komponenten liefern verschiedene Hersteller zu.

Silke Nestler stellt die Matratzen aus verschiedenen Komponenten zusammen, die sich die Manufaktur zuliefern lässt. Bei der eingeschweißten blaue Matte lässt sich die Härte regulieren.
Silke Nestler stellt die Matratzen aus verschiedenen Komponenten zusammen, die sich die Manufaktur zuliefern lässt. Bei der eingeschweißten blaue Matte lässt sich die Härte regulieren. © Dietmar Thomas

Zusammen mit der Technischen Universität und der Fachhochschule Dresden hatte Steinbach die Matratze entwickelt und dabei ein paar völlig neue Ideen umgesetzt. „Ich war 2010 selbst auf der Suche nach einer Matratze. Ich hatte vorher schon mit den Hochschulen zusammengearbeitet, bin hingegangen und habe gefragt: Wie stellt ihr euch die ideale Matratze vor?“ Herausgekommen ist die „Soulmat“. Die Härte ist einstellbar, sie lässt sich problemlos reinigen, und der Hersteller verspricht, dass sie mindestens ein halbes Leben hält und damit nachhaltiger als andere Matratzen ist. „In Deutschland werden jedes Jahr acht Millionen Stück entsorgt“, meint Steinbach.

Das Grundprinzip ist nicht neu: Selbstaufblasende Campingmatratzen gibt es schon lange. Steinbach hat das auf eine Bettmatratze übertragen. Der Schaumstoffkern ist luftdicht eingeschweißt, über eingebaute Ventile lässt sich die Luft herausdrücken und damit die Härte einstellen. Darüber liegt eine Schaumstoffmatte zur Druckverteilung. Darüber wieder ein Hightech-Produkt für die Luftzirkulation. Das unter dem Fachbegriff „Abstandsgewirk“ hergestellte Material stammt aus Sachsen und wurde ursprünglich für die Sitze von Luxuskarossen entwickelt, erzählte Steinbach. „Jetzt sind wir in Deutschland der größte Abnehmer dafür.“

Als Steinbach mit seinem Produkt vor einigen Jahren bei den Matratzenhändlern dieses Landes anfragte, fanden viele die Idee toll, verkaufen wollte die „Soulmat“ aber niemand. Bis heute werden die Matratzen im Direktvertrieb verkauft. Neben dem „Showroom“ in Döbeln gibt es auch noch welche in Chemnitz, Leipzig und Göttingen. Die Leute kommen aus ganz Sachsen nach Döbeln und auch von weiter her, um probezuliegen und sich zu informieren. „Wir hatten auch schon Berliner Kunden hier. In den Sommerreisemonaten Juli/August verbinden das manche mit ihrer Urlaubsfahrt“, erzählt Steinbach.

Manche Kunden treibt die schiere Verzweiflung nach Döbeln, erzählt Steinbach. Sie finden keine Matratze, auf der sie ohne Schmerzen schlafen können. „Sie erhoffen sich Schmerzlinderung und eine Erhöhung der Lebensqualität. Bei über 90 Prozent der Käufer können wir das sicherstellen.“ Die Firma arbeitet mit dem Dresdner Rückenzentrum zusammen – die Außendienstmitarbeiter seien geschult, sagt Steinbach.

Matratzen gibt es heute in allen Preisklassen. Die Soulmat bewegt sich im Premiumbereich. Wer auf einer schlafen möchte, sollte deutlich über 1000 Euro einplanen. Für Steinbach ist der Preis relativ – er vergleicht es mit einem Auto. „In einem Auto sitzen wir fünf Jahre unseres Lebens. Im Bett liegen wir ein Drittel unserer Lebenszeit.“ 1 500 bis 2 000 Soulmat pro Jahr verkauft die Firma derzeit. Nach oben ist noch viel Luft. Eigentlich wäre seine Matratze auch für Hotels interessant, meint Steinbach. Individuell für den Gast einstellbar und leicht zu reinigen. Aber die Hotels beißen noch nicht an.

Weil eine gute Matratze auch Regeneration und damit gesunde Mitarbeiter bedeutet, will Steinbach auch Arbeitgeber begeistern, in den Schlaf ihrer Mitarbeiter zu investieren. Er wirbt für ein steuerfreies Extragehalt für die betriebliche Gesundheitsvorsorge. „Man bekommt die Anzahl der Fehltage nicht in den Griff. Auch bei den Krankenkassen beginnt ein Umdenken, dass gesunder Schlaf Erholungs- und Regenerationspotenzial bietet“, so Steinbach.