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Die Studenten sind da

An der Hochschule Meißen beginnen so viele junge Leute ein Studium wie noch nie. Aber wo leben sie alle?

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© Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Meißen. Von Studenten für Studenten – so ist ein Schwarzes Brett der Hochschule Meißen, früher noch bekannt unter dem etwas sperrigen Namen Fachhochschule der sächsischen Verwaltung, in der Herbert-Böhme-Straße überschrieben.

Darunter sind vor allem Wohnungsangebote und -gesuche angeheftet. Diese haben zurzeit Konjunktur, denn im September hat das neue Studienjahr begonnen – und zwar mit einem Rekord.

297 Studenten sind zurzeit an der Hochschule Meißen eingeschrieben, 77 mehr als im Jahr zuvor. Der neue Diplomstudiengang Staatsfinanzverwaltung sorgte allein für 30 zusätzliche Plätze, doch auch in den anderen Diplom- und Bachelorstudiengängen, darunter vor allem im Bachelor „Allgemeine Verwaltung“, sind die Zahlen gestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 studierten nur 165 Menschen an der Fachhochschule.

Doch wer glaubt, dass die vielen Neuen den Wohnungsmarkt in Meißen und Umgebung kräftig aufmischen, der irrt. „Das Thema spielt bei uns gar keine Rolle“, sagt Immobilienmakler Andreas Hofmann von Hofmann und Partner auf SZ-Anfrage. Er vermiete 150 bis 200 Wohnungen im Jahr. „Wenn da mal einer wegen einer WG anfragt, ist das schon viel.“

Auch wenn man auf der Internetseite WG-gesucht.de, dem wohl bekanntesten Suchportal für Wohnungen und Wohngemeinschaften, nach WGs in Meißen und Umgebung schaut, wird man kaum fündig. Ähnlich das Ergebnis bei Ebay-Kleinanzeigen. Wo also kommen die ganzen Studenten unter?

Flatrate-Wohnen bei der Seeg

Zum einen im großen Wohnheim in Bohnitzsch, das im kommenden Frühjahr immerhin 300 Plätze vorhalten soll. Derzeit wird es noch für insgesamt fast drei Millionen Euro vom Freistaat saniert, nachdem es im Sommer 2015 ein knappes Jahr lang zur Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende wurde. Heute leben 148 „Erstis“ in der Wohnanlage am Stadtrand, die Hochschule erhalte aber ständig Nachfragen nach Plätzen, sagt Sprecherin Christine Skokan. Kein Wunder: Die Studenten leben dort in Drei-Raum-Wohnungen, die monatliche Miete beträgt 180 Euro für ein Einzelzimmer, Internet und Fernsehen sind inklusive.

Die Beantragung eines Platzes ist ganz einfach online möglich, jeder, der bis vier Wochen vor Studienbeginn keine Absage erhält, hat sein Zimmer sicher. Ein komfortables System, bei dem private Anbieter oft nicht mithalten können.

Dabei würden sich Vermieter über die studentischen Wohngemeinschaften freuen. „Es ist immer schön, wenn in Wohngebieten auch junge Leute unterwegs sind“, sagt beispielsweise die Geschäftsführerin der Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Meißen (Seeg) Birgit Richter. „Wenn der Bedarf da ist, würden wir gerne weitere WGs begründen, aber momentan sind wir gut ausgestattet.“

Bei der Seeg wohnen noch vergleichsweise viele junge Leute, die ein Studium oder eine Ausbildung begonnen haben. Schon seit mehreren Jahren verzeichne die Gesellschaft laut Sprecher David Császár einen Anstieg der Nachfrage nach WG-geeigneten beziehungsweise kleinen, günstigen Wohnungen in den Monaten August und September. „Es sind vor allem junge Menschen, die in diesen Monaten eine Ausbildung beginnen, welche dieses Segment nachfragen“, erklärt Császár.

Um ihnen entgegenzukommen, hat die Seeg vor einigen Jahren ein besonderes Angebot geschaffen: Für sogenannte „Flatrate-WGs“ zahlen junge Menschen einen festen Mietpreis, der die Betriebskosten sowie die Kosten für Fernsehen, Internet und Strom bereits beinhaltet. Gekündigt werden kann mit einer verkürzten Frist von nur vier Wochen. „Die WGs bieten also maximale Flexibilität“, sagt Császár.

Außerdem wohnen auch weiterhin Studenten der Hochschule Meißen in 36 Seeg-Wohnungen in verschiedenen Stadtteilen. Diese sind an den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement vermietet und werden laut Császár überwiegend von WGs bewohnt. Die Vermietung sei bereits vor zwei Jahren erfolgt.

Laut Hochschulsprecherin Christine Skokan wohnen insgesamt 129 Studenten aus allen Studienjahren im Stadtgebiet Meißen und in Neusörnewitz, darunter 27 aus dem ersten Semester. Dass es bei der Gesamtstudentenzahl von 682 nicht mehr sind, kann Skokan ganz leicht erklären: „Viele wohnen einfach noch zu Hause.“