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Die Super-Azubis vom Riesenhügel

Brit Weser und Lucas Kunath haben sich für eine Ausbildung im Gastgewerbe entschieden. Das hatte auch Einfluss auf ihren Freundeskreis.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Riesa. Die Prüfungsstrapazen liegen hinter ihnen – Brit Weser und Lucas Kunath sitzen entspannt auf der schwarzen Ledercouch im Foyer des Riesaer Mercure Hotels und zeigen stolz ihre Auszeichnungen von der Dresdner Berufsschule. Die 30-Jährige hat als beste Hotelfachfrau ihres Jahrgangs im Bereich Dresden und Umland abgeschlossen. Trotz der verkürzten Ausbildungszeit von nur zwei Jahren. Die Ausbildung zur Tanzlehrerin wurde ihr angerechnet, sagt sie und erklärt den Wechsel damit, dass sie zwar sehr gern mit Menschen zusammenarbeitet, aber gern auch mal im Büro sitzt. „Ich mag die Abwechslung“, so die Riesaerin. Vor allem die Arbeit an der Rezeption des Vier-Sterne-Hotels liege ihr. Ungeachtet des Dreischichtsystems. „Die Rezeption ist rund um die Uhr besetzt. Aber man kann sich dran gewöhnen“, sagt Brit Weser, „allerdings braucht man einen Partner und Freunde, die dafür Verständnis haben.“ Das kann Lucas Kunath nur bestätigen. „Man hat einen anderen Freundeskreis als vorher“, sagt der 19-Jährige, der im Restaurant Panama Joe’s zum Restaurantfachmann ausgebildet wurde.

Meist beginnt seine Arbeitszeit abends um fünf, und oft ist vor halb eins, halb zwei nicht an Feierabend zu denken. Doch auch er hat sich damit arrangiert und bereut den Schritt vor drei Jahren nicht, das Gymnasium mit dem Realschulabschluss zu verlassen und in die Gastronomie einzusteigen. „Ich hatte keine Lust aufs Abitur. Freunde und Familie haben mir vom Riesenhügel erzählt“, erinnert sich der gebürtige Großenhainer.

Damals wie heute gefällt ihm besonders der Umgang mit den Gästen und vor allem die Arbeit an dem Besuchermagneten im Panama Joe’s: der Cocktailbar. Dort mixte er schon, lange bevor er selbst überhaupt Alkohol trinken durfte – heute bevorzugt er selbst cremig-fruchtige Cocktails wie den „Dooley’s Caribbean Dream“. Passend dazu bekam er übrigens als Drittbester seines Jahrgangs in der theoretischen Ausbildung neben einer Urkunde einen Cocktailshaker geschenkt. „Der kommt nach Hause in mein persönliches Repertoire“, sagt Lucas Kunath lachend.

Zunächst müssen er und Brit Weser aber zurück zum Dienst. Beide wurden nach der Ausbildung von der Magnet Riesa GmbH übernommen und gehören nun zum festen Team in ihren Ausbildungsstätten. Zurzeit betreuen sie dabei vor allem auch Radtouristen, die auf ihrem Weg entlang der Elbe am Riesenhügel rasten. Während dort Richtung Winter vor allem Geschäftsleute oder auch die Sportler zu den Tanzwochen absteigen, sei jetzt alles auf die Radler eingestellt. Es gibt spezielle Angebote und sogar Käfige für die sichere Unterbringung der Zweiräder. „Da müssen wir manchmal stapeln“, sagt Brit Weser.

Wie lange sie und Eric Kunath allerdings im Riesenhügel bleiben werden, ist ungewiss. Zwar schätzen beide sehr die Unterstützung der Kollegen während der Ausbildung und das Engagement des Unternehmens beim Thema Weiterbildung. So wurden beide noch während ihrer Ausbildung zu Weinberatern geschult oder gab es zuletzt eine Fortbildung zum Thema Kaffee. „Uns gefällt es hier gut“, sagen beide. Aber in der Branche gehöre es eben dazu, dass man viel sieht und herumkommt. Ein Dilemma für den Hoteldirektor.

„Klar ist es das Schönste, wenn die Azubis gut abschneiden und im Haus bleiben“, sagt Martin Wegener. Doch in der Realität ist er quasi permanent auf Personalsuche. „Die Suche ist sehr schwer. Die Gastronomie ist nicht gerade der beliebteste Einsatzbereich – gerade mit der Wochenendarbeit.“ Mit individuellen Vereinbarungen versuche man, den Mitarbeitern entgegenzukommen, letztlich regele aber der Bedarf der Gäste die Arbeitszeit. Auch aktuell suche die Magnet GmbH noch Bewerber für die Ausbildung zum Koch, zum Restaurant- oder Hotelfachmann - oder frau. Auf Deutsch, Englisch und zeitliche Flexibilität werde dabei Wert gelegt. Und im Restaurant auch auf Mathe. Grundsätzlich erhofft man sich immer auch ein gutes Abschneiden bei den Prüfungen. „Aber dass die Azubis sogar eine Auszeichnung erhalten, das war doch eine sehr positive Ausnahme“, freut sich Martin Wegener mit Brit Weser und Lucas Kunath.