Von Britta Veltzke
Roßwein. Die beiden Wollknäule sind kaum zu bändigen. Betty und Elfie wuseln durch das Haus von Thoralf Koß – man muss regelrecht aufpassen, nicht versehentlich auf eine der kleinen Hündinnen zu treten. Schließlich nimmt ihr neues Herrchen sie auf den Arm – und plötzlich herrscht Ruhe. Sie fügen sich. „Ich erziehe sie nach dem Rudelprinzip. Ich bin der Rudelführer, dann kommt Betty, die Hellere, und dann Elfie.“

Eigentlich wollte Koß keine Hunde mehr, nachdem seine Iffi im Spätsommer gestorben war (DA berichtete). Zunächst überstand die Hündin eine Operation an der Gebärmutter. Danach funktionierten die Nieren nicht mehr richtig. Zudem hatte sie viel Blut verloren. Die letzte Chance: eine Blutspende. Es begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Koß musste schnell einen Spenderhund finden. Herrchen und Frauchen der Rhodesian-Ridgeback-Hündin Willma aus Coswig meldeten sich schließlich über Facebook bei dem Riesaer. Die Spende ging gut – dennoch verlor Iffi den Kampf. Koß entschied schließlich, sie einschläfern zu lassen. „Die Trauer sitzt tief“, sagt Koß und kämpft mit den Tränen. Noch immer zündet er allabendlich eine Kerze für die verstorbene Hündin im Garten an. Ihr ganzes knapp sechsjähriges Hundeleben war Iffi mit Thoralf Koß zusammen – sogar in die Schule begleitete sie ihr Herrchen, zumindest einmal in der Woche. Immer mittwochs war Iffi an der Lernförderschule Roßwein ganz offiziell Schulhund. „Sie konnte sehr gut mit schwierigen Schülern umgehen und war niemals aggressiv“, schätzt Koß ein.
Dass der Alltag mit Iffi etwas Besonderes war, bestätigt Schulleiterin Birgit Saupe. Mittwochs habe Thoralf Koß die Hündin mitgebracht. Sie fühlt mit ihrem Kollegen, der sehr an dem Tier gehangen hat. Auch Schüler reagierten traurig auf die Nachricht, dass Iffi eingeschläfert werden musste.
Der Zufall wollte es, dass Koß nicht lang hundelos blieb. Nach dem Tod seiner geliebten Hündin war er mit Katze Friedi bei der Tierärztin. „Wir saßen im Wartezimmer. Aus dem Sprechzimmer kam gerade ein Mann mit einer Box. Darin befand sich der komplette Wurf einer Zuchthündin.“ Die Ärztin habe den Mann beim Rausgehen noch einmal für eine Frage zurück ins Sprechzimmer gerufen. „Der Mann stellte die Box mit den Welpen genau vor mir ab“, erzählt Koß. Er streckte die Hand an das Gitter. Eines der Hündchen kämpfte sich an allen seinen Geschwistern vorbei und behauptete sich an vorderster Position – es war Betty. Noch im Wartezimmer wurden Telefonnummern mit dem Züchter ausgetauscht. „Auch unsere Tierärztin hat mich bekräftigt, wieder einen Hund zu nehmen“, sagt Koß.
Doch was tun, wenn der Hund mal nicht mitkommen kann? An all den Nicht-Schulhund-Tagen? Die Lösung: zwei Hunde, die immer zusammen sind. Das musste sich Koß erst einmal durch den Kopf gehenlassen. „Das ist ja auch eine finanzielle Frage“, sagt er. Über die Hundesteuer-Politik der Stadtverwaltung kann er sich in Rage reden. „Wenn man zwei Hunde hat, zahlt man nicht etwa das Doppelte der einfachen Hundesteurer, sondern das dreifache. Knapp 280 Euro für diese kleinen Hündchen. So viel Steuern muss ich nicht mal für mein Auto bezahlen!“ Auch der Kaufpreis für die beiden Rassewelpen war nicht ganz ohne – immerhin sind es echte Bolonka Zwetnas.
Als Schulhunde sind Betty und Elfie damit besonders gut geeignet. „Das ist eine der wenigen Rassen, bei denen die meisten Allergiker keine Probleme bekommen“, erklärt Koß. Der Grund: Bolonka Zwetnas verlieren vergleichsweise wenig Haare. Bis Betty und Elfie mit in die Förderschule nach Roßwein kommen dürfen, müssen sie allerdings noch viel lernen – und wachsen. Spätestens im Sommer dürfte es aber so weit sein.