Von Mandy Schaks
Altenberg. Was wie Schnee aussieht, der den Rand des Kohlgrundbaches unterhalb der Bobbahn bedeckt, ist tatsächlich Schaum. Dabei sollte das Problem eigentlich spätestens seit Ende vorigen Jahres erledigt sein und klares Wasser in die Biela und schließlich in die Müglitz fließen. „Aber der Kohlgrundbach schäumt immer noch“, sagt Hellmut Neubert.
Der Hirschsprunger ist verärgert. Er hatte sich wegen der Dreckbrühe bereits vor reichlich zwei Jahren an die Sächsische Zeitung gewandt und auf die Verschmutzungen hingewiesen. Ein paar Monate später stand er wieder in der Tür. Und wieder und wieder. Neubert hat kein Verständnis dafür. Dem Umweltamt in der Kreisverwaltung sind die Probleme seit Jahren bekannt. Lange standen die Fachleute vor einem Rätsel. Es erfolgten Untersuchungen, Vor-Ort-Begehungen, bis schließlich die vermeintliche Ursache gefunden wurde. Für die Gewässerverunreinigung sei eine falsche Anbindung in einem Abwassersystem der Rennschlitten- und Bobbahn verantwortlich, hieß es Anfang 2016. Und Monate später nach erneuten Beprobungen: „Danach ist die vermutliche Ursache für die Verschmutzungen die falsche Einbindung des Filterrückspülwassers aus der Trinkwasseraufbereitungsanlage der Rennschlitten- und Bobbahn in den Regenwasserkanal.“ Die Umbindung in den Abwasserkanal sollte im Sommer 2016 erfolgen. Im vierten Quartal begannen dann endlich die Bauarbeiten für geschätzte 70 000 Euro.
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr meldete Heiko Weigel, der zuständige Beigeordnete für Bau und Umwelt im Landratsamt, Vollzug. „Alle Abwässer werden in den Schmutzwasserkanal eingeleitet und in der Kläranlage Hirschsprung behandelt. Aus dem Bereich der Bobbahn gelangen nur noch unbelastetes Niederschlagswasser und drainiertes Grundwasser in den Kohlgrundbach.“ Daher seien weitere Beprobungen auch nicht vorgesehen. Dennoch sollten regelmäßige Sichtkontrollen erfolgen.
Weigel ging zu dem Zeitpunkt davon aus, dass eine Verbesserung eintritt. Er beugte aber schon vor: „Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass es weitere, uns bislang unbekannte Einleitungen in den Kohlgrundbach gibt. Deshalb wird der Bereich weiterhin beobachtet.“
SZ-Leser hatten bereits Zweifel angemeldet, ob die Schaumbildung im Kohlgrund nicht ganz andere Ursachen habe – nämlich natürliche. So wurde aus dem Müglitztal von ähnlichen Erscheinungen berichtet vor allem im Herbst, wenn das Laub fällt und der Fäulnisprozess mit der damit verbundenen Blasenbildung einsetzt.
Naturbedingte Ursachen, wie sie auch immer zusammenhängen könnten, schließt inzwischen auch das Umweltamt nicht mehr aus. „Schaumbildungen auf Fließgewässern treten regelmäßig auf und haben sehr oft einen natürlichen Hintergrund“, erläutert die Leiterin Dr. Birgit Hertzog. „Eine Häufung wie im Kohlgrundbach festgestellt, ist jedoch schon ungewöhnlich.“
Da die bisherigen Maßnahmen leider noch nicht den erwarteten Erfolg gebracht haben, werde weiter intensiv ermittelt, versichert die Amtsleiterin. Dazu stehe die Untere Wasserbehörde in direktem Kontakt mit in Frage kommenden Grundstückseigentümern und im fachlichen Austausch mit anderen Einrichtungen.