Von Marleen Hollenbach
Bautzen. Wer die Fußgängerbrücke sehen will, der muss schon genau hinschauen. Unauffällig, ja beinahe unsichtbar ist das Bauwerk, dass sich auf dem Bild zwischen dem Protschenberg und der Ortenburg erstreckt. Die Visualisierung stammt von Anton Meinig. Der Absolvent der TU Dresden hat seine Diplomarbeit der Bautzener Spreequerung gewidmet. Er hat vor Ort die Umgebung untersucht, Berechnungen erstellt – und vor allem darauf geachtet, dass das Bauwerk in den Hintergrund tritt.
Seit Monaten beschäftigt das Thema die Bautzener. Viele Stadträte sind begeistert und auch Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) spricht mittlerweile euphorisch über das Projekt. Es gibt aber auch Gegner, die um die historische Stadtkulisse fürchten. Die Brücke polarisiert. Während einige Bautzener nach einem Bürgerentscheid rufen, würden andere lieber heute als morgen über das Bauwerk schreiten. Und mittendrin stehen sie, Anton Meinig und seine Kommilitonen der TU Dresden. Gemeinsam mit ihrem Professor Manfred Curbach vom Institut für Massivbau sind sie nach Bautzen gekommen, um ihre Ideen zu präsentieren. Im Rahmen eines Wettbewerbs haben die Studenten fünf Konzepte erstellt. Eine Jury, zu der auch Stadträte und die Bautzener Stadtspitze gehörten, bewertete die Entwürfe. Die Gestaltung, das Material, das Schwingungsverhalten – all das spielte dabei eine Rolle.
Nicht nur der Entwurf von Anton Meinig überzeugte die Juroren. Preisgeld von der Universität und eine Auszeichnung von der Stadt Bautzen erhielt auch ein Konzept, dass die Studenten Niclas Oette, Paul Wehrmann und Christoph Holzapfel als Belegarbeit einreichten.
Noch offene Fragen
Der lange Weg zur Fußgängerbrücke
Mit den Vorschlägen der Studenten kommt das Projekt einen großen Schritt voran. Das betonte Bautzens Baubürgermeisterin Juliane Naumann bei der Preisverleihung am Montag im Rathaus. Allerdings seien die Entwürfe der Preisträger noch nicht perfekt. Bei beiden gebe es noch offene Fragen, die es nun zu klären gilt. „Vielleicht kann man die beiden Siegerkonzepte miteinander kombinieren“, so Naumann. Bis zum Ende des Jahres will die Baubürgermeisterin wissen, was in diesem Zusammenhang noch getan werden muss. Fest steht: Ist der Entwurf der Brücke fertig, kann es mit dem Projekt weitergehen. Zwar sind die Mitarbeiter der Stadtverwaltung schon jetzt mit Vertretern des Denkmalschutzes und der Naturschutzbehörde im Gespräch. Doch nur dann, wenn Bautzen ein konkretes Projekt vorlegt, können diese Instanzen auch sagen, ob der Plan tatsächlich machbar ist.
Und erst wenn die Behörden ihr Einverständnis geben, will Bautzens OB die versprochene Bürgerbeteiligung in die Tat umsetzen. „Vorher macht es keinen Sinn. Es nützt nichts, die Bürger über ein Projekt abstimmen zu lassen, dass dann gar nicht umsetzbar ist“, erklärt Ahrens und macht damit schon eines deutlich: Ein Bürgerentscheid, bei dem die Bautzener über den Bau der Brücke abstimmen können, hält der Oberbürgermeister durchaus für sinnvoll.
Nur eine Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Wann genau der Bau der Brücke starten kann, das sei noch nicht absehbar, meint der OB. Ein Bewohner der Seidau habe bereits angekündigt, sich gegen die Brücke zur Wehr zu setzen, erklärt Ahrens. Sollte es zu einem Gerichtsverfahren kommen, rechnet er damit, dass noch fünf bis sechs Jahre bis zum Baustart vergehen.