Von Peter Redlich
Radebeul. Radebeul ist die lange Stadt oberhalb und unterhalb der Meißner Straße. Ein Ort zwischen Weinbergen und Elbe. Etwa neun Kilometer Länge, mit zwei Stadtteilzentren, die sich unterschiedlich entwickeln. In den nächsten Wochen wird die SZ beide Stadtteile vergleichen und mit Stadtpolitikern und Managern über Probleme und Chancen sprechen. Dazu bitten wir Sie, liebe Leser, sich daran zu beteiligen (siehe Infobox).
Weitere Unterschiede aufgezeigt
Die Einkaufsstraßen haben nahezu gleich viele Läden, Altkö ist anders
Wer seinen Haushalt mit dem Notwendigen versorgen will, findet in Ost wie in West alles. Bäcker und Fleischer sind vorhanden. 13 Geschäfte für Lebensmittel gibt es in West – einschließlich Altkötzschenbroda. Elf sind es in Ost. Apotheken und Drogerie haben beide Stadtteile ausreichend bis reichlich. Auch Banken und Bankautomaten sind vorhanden.
Liebe Leser, schreiben Sie uns!
West hat zwei kleinere Supermärkte, Lidl und Netto; Ost hat den großen Rewe als Frischemarkt.
Es gibt in beiden Stadtteilen, zumeist vom Inhaber geführt, auch Geschäfte für Kleidung und Schuhe. Schmuck, Uhren, Geschenkartikel werden angeboten. Friseure bietet vor allem West in großer Zahl. Daneben sind in beiden Vierteln Gewerbetreibende mit Versicherungsfilialen, Reisebüros und Kosmetikgeschäften. Die Mehrzahl der Läden und Gewerbetreibenden befinden sich jeweils in der bestimmenden Straße – in Ost sind es 33 in der Hauptstraße, in West 34 auf der Bahnhofstraße.
Ergänzt wird die Hauptzeile durch Läden an der Meißner und der Sidonienstraße (17) in Ost und der Meißner (16) und der Moritzburger Straße (15) in West.
Ein beinahe gesonderter Bereich in West ist Altkötzschenbroda. Hier befinden sich 46 Gewerbetreibende, darunter allein 19 gastronomische Betriebe bzw. Gastronomie mit Pension, Ferienwohnung oder Hotel in Kombination. Die Läden hier unterscheiden sich deutlich von denen auf der Bahnhofstraße – Geschenkartikel, besondere Wein- und Spirituosen und auch Kunsthandel sind hier ansässig. Das typische Angebot für Touristen, die vor allem auch diese Läden besuchen.
Leerstand und Wechsel in Geschäften tritt wesentlich häufiger, vor allem in den letzten drei Jahren in Radebeul-West auf. Hier schwankt die Zahl der zeitweise leerstehenden Läden zumeist zwischen zwei und vier. Derzeit gibt es in drei Läden Leerstand.
In Ost sind in den letzten beiden Jahren nahezu alle leerstehenden Läden renoviert und bezogen worden. Die Zahl der Wechsel hat deutlich abgenommen. Aktuell stehen zwei Läden leer, einer davon wird gerade renoviert.
Ost hat einen richtigen Markt, West kein wirkliches Marktangebot
Deutliche Unterschiede zwischen beiden Stadtteilen gibt es beim Einkaufen auf einem Wochenmarkt und in der Gaststättenlandschaft.
Während in Ost freitags von 8 bis 14 Uhr ein Wochenmarkt stattfindet und dafür die Hauptstraße von der Stadt frei gehalten wird, hat West keinen wirklichen Markt. Lediglich dienstags findet auf dem Platz am Kuffenhaus ein Minimarkt mit zumeist drei bis vier treuen Händlern aus der Region statt. Ein wirklich ausreichendes Angebot an frischer Ware ist das allerdings im Vergleich zum Freitagsmarkt in Ost nicht.
Deutlich unterscheidet sich auch die Situation bei Gaststätten. Während im Westen Altkötzschenbroda mit 19 Restaurants und Cafés die Szene prägt, gibt es in Ost ergänzende Gastronomie und Imbiss zur Einkaufsstraße, wie auch in West an Bahnhofstraße und Meißner Straße.
Am Nahverkehr sind beide Stadtteile gut dran, West hat viel mehr Parkplätze
Per Nahverkehr sind beide Stadtteile etwa gleich gut angeschlossen. Sowohl in Radebeul-Ost wie auch in West gibt es eine S-Bahn-Station. In den Hauptverkehrszeiten fährt der Zug im Viertelstundentakt. Von der Meißner Straße her sind Ost wie West mit der Straßenbahnlinie 4 verbunden. In beiden Stadtteilen hält ein überregionaler Bus der Betreiber Regionalverkehr Dresden (Ost) bzw. der Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) jeweils am Bahnhof.
Einen großen Unterschied gibt es dagegen bei den vorhandenen Parkplätzen. Zwar haben beide Stadtteile ein Parkhaus in jeweils privatem Besitz. Doch das in Ost ist auch öffentlich nutzbar. Das in West nicht. Zwar klagen vor allem Gewerbetreibende in beiden Stadtteilen über zu wenig Stellplätze, allerdings sind deren Kunden auch nicht bereit, Parkgebühren zu bezahlen bzw. die Stadt scheut sich, diese einzuführen und möglicherweise die Händler am Kurzzeitparken zu beteiligen.
In Radebeul-Ost gibt es in Hauptstraße, Gellertstraße und Sidonienstraße, am Rathaus, im Parkhaus und an der Meißner Straße mehr als 150 öffentliche Parkplätze. In Radebeul-West sind es auf der Bahnhofstraße, Güterhofstraße und auf der Festwiese knapp 150 Parkplätze, weitere 140 in Altkötzschenbroda.
Fazit: In der Zahl der Geschäfte unterscheiden sich beide Stadtteile kaum. Weil Ost insgesamt attraktiver gestaltet worden ist und ein Wochenmarkt stattfindet sowie die Stadtverwaltung hier angesiedelt ist, ist der Stadtteil im Vorteil. Da nützt auch nicht die nahezu doppelte Anzahl an Parkplätzen in West.