Merken

Wie sehen Dresdens neue Straßenbahnen aus?

In diesem Jahr fällt die Entscheidung. Doch 2019 geht es für die Verkehrsbetriebe nicht nur um neue Fahrzeuge.

Von Christoph Springer
 4 Min.
Teilen
Folgen
Vorbild für die neuen Dresdner Straßenbahnen könnten die Rostocker Straßenbahnen sein.
Vorbild für die neuen Dresdner Straßenbahnen könnten die Rostocker Straßenbahnen sein. © DVB

Mit Gratisfahrten in Bus und Bahn könnten die Umweltprobleme großer Städte gelöst werden. Das ist ein Argument der Menschen, die sich für kostenlosen Nahverkehr einsetzen. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) halten nichts davon. Ihr Erfolg zeigt: Auch ein Bezahlangebot kann neue Kunden in die Fahrzeuge locken. Die aktuellen Jahreszahlen belegen diese Position.

Wieder mehr Fahrgäste in Bussen und Bahnen

Jedes Jahr gibt es einen neuen Rekord. Nach 160 Millionen Fahrgästen im Jahr 2017 registrierten die DVB 2018 insgesamt 163 Millionen Fahrgäste. Das entspricht etwa einer halben Million Menschen pro Tag. Innerhalb der vergangenen vier Jahre sind zehn Millionen Fahrgäste dazugekommen. Prognosen sagen voraus, dass diese Zahl weiter klettert. Die am stärksten genutzten Straßenbahnlinien sind die 7 mit rund 51 500 Fahrgästen pro Werktag, die Linie 11 mit 43 300 und die 3 mit 38 500 Fahrgästen. Bei den Bussen führt die Linie 61 mit 31 900 Fahrgästen vor der 62 mit 24 300 und der 66 mit 19 100 Passagieren pro Tag.

Die DVB rüsten sich mit neuen Straßenbahnen

Schon seit Jahren wird an diesem Projekt gearbeitet. Inzwischen steht fest, dass Mitte 2019 der Auftrag zum Bau neuer Bahnen für Dresden vergeben werden soll. Dann geht es um die Optik der Züge, die 35 Zentimeter breiter werden sollen als die bisher bekannten Stadtbahnen. So ist Platz für 295 Steh- und Sitzplätze. Bisher sind es in den längsten Straßenbahnen 260. Die Verkehrsbetriebe wollen neue Züge bestellen. Vorbild könnten dabei die Rostocker Straßenbahnen sein. Die breiten Wagenkästen dieser Bahnen werden unten schmaler, damit sie an die üblichen Dresdner Haltestellen passen.

Andere Städte, andere Bahnen

Die Alstom-Straßenbahn Citadis blinzelt mit den Augen, hat Hamsterbacken und fährt unter anderem in Le Havre. Foto: Alstom
Die Alstom-Straßenbahn Citadis blinzelt mit den Augen, hat Hamsterbacken und fährt unter anderem in Le Havre. Foto: Alstom
Stadler aus der Schweiz baut eine Straßenbahn mit einem knuffigen Gesicht, die unter anderem im dänischen Aarhus eingesetzt wird. Für diesen Zug hat das Unternehmen einen Designpreis bekommen. Foto: Stadler
Stadler aus der Schweiz baut eine Straßenbahn mit einem knuffigen Gesicht, die unter anderem im dänischen Aarhus eingesetzt wird. Für diesen Zug hat das Unternehmen einen Designpreis bekommen. Foto: Stadler
Die Rostocker Straßenbahnen lachen nicht. Vossloh-Kiepe aus Düsseldorf sie gebaut, die Sparte wurde mittlerweile an Stadler veräußert. Foto: PR
Die Rostocker Straßenbahnen lachen nicht. Vossloh-Kiepe aus Düsseldorf sie gebaut, die Sparte wurde mittlerweile an Stadler veräußert. Foto: PR
Siemens riskiert eine dicke Lippe. Die Bahn mit der markanten Mundpartie hat das Unternehmen für München gebaut. Foto: Siemens
Siemens riskiert eine dicke Lippe. Die Bahn mit der markanten Mundpartie hat das Unternehmen für München gebaut. Foto: Siemens
Skoda in Pilsen setzt auf ein breites Lachen. Selbst die Augenwinkel gehen nach oben bei der Niederflur-Straßenbahn aus Tschechien. Live ist das Modell etwa in Bratislava zu sehen. Foto: Skoda
Skoda in Pilsen setzt auf ein breites Lachen. Selbst die Augenwinkel gehen nach oben bei der Niederflur-Straßenbahn aus Tschechien. Live ist das Modell etwa in Bratislava zu sehen. Foto: Skoda
Die polnische Firma Solaris hat bisher Busse nach Dresden geliefert. Die Straßenbahn des Unternehmens lächelt etwas zurückhaltend - und fährt unter anderem in Jena.Foto: Solaris
Die polnische Firma Solaris hat bisher Busse nach Dresden geliefert. Die Straßenbahn des Unternehmens lächelt etwas zurückhaltend - und fährt unter anderem in Jena.Foto: Solaris

Das Gleisnetz ist noch nicht überall für die neuen Bahnen gerüstet

Die breiteren Straßenbahnen brauchen mehr Platz. Deshalb muss der Gleisabstand überall so sein, dass sie nebeneinander passen. Das ist vor allem auf den innerstädtischen Strecken bereits der Fall. Es fehlen aber noch wichtige Stücke. Dazu gehören unter anderem Teile der Großenhainer Straße und der Königsbrücker Straße. Die DVB versuchen, die dafür nötigen Bauarbeiten bis zum Einsatz der ersten neuen Bahnen zu erledigen. Das soll 2021 sein. Vorstand Andreas Hemmersbach appelliert an die Politik: „Wollen wir noch mehr Kunden für den Umstieg in den umweltfreundlichen Öffentlichen Personennahverkehr gewinnen, brauchen wir neue Angebote, moderne Fahrzeuge und eine intakte Infrastruktur.“ Dieser Ansatz sollte verfolgt werden, anstatt über preisreduzierte oder kostenlose Fahrscheine zu diskutieren.

Das Stadtbahnprojekt 2020 kommt nach Schwierigkeiten voran

Der Baustopp auf der Oskarstraße hat die Verkehrsbetriebe weit zurückgeworfen. 14 Monate lang mussten dort die Arbeiten ruhen. Im Juli 2018 gingen sie weiter, im Sommer soll die neue Verbindung zwischen Wasaplatz und Tiergartenstraße fertig sein. Parallel dazu wird an der Zentralhaltestelle Kesselsdorfer Straße gebaut. Dazu kommen 2019 Bauarbeiten auf der Bautzner Straße zwischen Glacisstraße und Hoyerswerdaer Straße sowie der barrierefreie Ausbau der Haltestelle „Krankenhaus St.-Joseph-Stift“. Weitere Bauarbeiten sind in Radebeul-Mitte geplant. Außerdem entstehen 2019 vier weitere sogenannte Mobilitätspunkte. Leihfahrräder, eine Haltestelle sowie Mietautos mit konventionellem und Elektroantrieb gibts an diesen Orten. Der erste ist 2018 auf dem Pirnaischen Platz entstanden. Die nächsten folgen am Straßburger Platz, auf dem Wasaplatz, in Altpieschen und am Fetscherplatz.

Neue Buslinie soll neue Kunden gewinnen

Ab Mitte 2019 gibt es die Buslinie 94 nicht mehr. Dann fährt die 75 von Niederwartha und Cossebaude bis nach Goppeln. Damit entstehen neue Direktverbindungen zum Krankenhaus Friedrichstadt und zum Zoo. Die Verkehrsbetriebe rechnen dadurch mit 1 700 zusätzlichen Fahrgästen pro Tag.

Die Verkehrsbetriebe sind ein wachsendes Unternehmen

Mehr als 100 neue Mitarbeiter sind 2018 dazugekommen, 60 davon fahren Busse und Bahnen. Mehr als 2 100 Mitarbeiter sind derzeit bei den DVB beschäftigt. 2019 sollen 120 Seiteneinsteiger neue Bus- und Bahnfahrer werden. Außerdem plant das Unternehmen mit 30 neuen Lehrlingen. 2018 erlernten 157 junge Leute bei den DVB einen Beruf. Fast zwei Drittel davon sind bei den DVB angestellt, zehn bei Tochterunternehmen. 54 kommen von anderen Nahverkehrsfirmen.