Von Thomas Möckel
Pirna. Der Himmel hat ein nieseliges Tuch übers Land geworfen, der Boden ist aufgeweicht, aber da gleitet das Werkzeug besser. Mit wenig Mühe schiebt Gustav einen Spaten ins Erdreich und hebt eine kleine Grube aus. In dem Loch versenkt der Zehnjährige eine junge Traubeneiche, füllt Erde an und tritt sie fest. Dann ist Gustav fertig, der Minibaum, etwa einen Meter groß, schaut senkrecht aus dem Boden.
Gustavs Einsatz, dem Gehölz eine neue Heimat zu geben, ist Teil eines aufwendigen Projekts: Schüler aus Pirna haben am Freitag an einem Hang oberhalb des Ortsteils Krietzschwitz 300 Bäumchen gepflanzt – Traubeneichen, Winterlinden und Hainbuchen, alles standorttypische Gewächse. Aus ihnen soll einmal etwas Großes werden – ein ordentlicher, gesunder Mischwald.
Die Stadtwerke und die Stadt Pirna, der Staatsbetrieb Sachsenforst und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) haben die Aktion initiiert. Ziel ist nach Aussage von SDW-Landesgeschäftsführer Sebastian Kuntzsch, aufzuforsten und die Waldgebiete zu erweitern, weil Sachsen hinsichtlich seiner Anteile an Waldflächen noch immer dem Bundesdurchschnitt hinterher hinkt. Und viel Wald, sagt Kuntzsch, sei immens wichtig, erfüllen die Bäume doch elementare Aufgaben: sie schützen den Boden vor Erosion, dienen als Wasserspeicher und sind gut fürs Klima. Ein Baum bindet im Durchschnitt jährlich etwa zehn Kilogramm Kohlendioxid.
Seit geraumer Zeit organisieren die Stadtwerke jährlich solche Pflanzaktionen, stets in Zusammenarbeit mit Schulen, auch diesmal hatten sich mehrere Bildungsstätten für das Projekt beworben. Das Rennen machten je eine Klasse aus der evangelischen Grundschule sowie der Schule für Erziehungshilfe in Pirna. Ausgestattet mit T-Shirts mit dem Aufdruck „Waldverbesserer“ machten sich die Mädchen und Buben an die Arbeit, zuvor hatten Kuntzsch und Forstrevierleiter Hartmut Schippers erklärt, wie man die Bäumchen mit den besten Anwachs-Chancen im Boden versenkt. Und Schippers gab den Aufforst-Helfern neben den Spaten noch ein wichtiges Utensil mit: den sogenannten Göttinger Fahrradlenker, ein Werkzeug, das oben aussieht wie ein Fahrradlenker, an dessen Fuß sich ein kleiner spitzer Spaten befindet. Mit diesem Teil lassen sich über Stunden rückenschonend Löcher in den Waldboden graben.
Mit rot markierte Punkte zeigen die Pflanzlöcher, etwa einen Meter Abstand ist zwischen den Bäumchen. So gesetzt schieben sie sich beim Wachstum gegenseitig hoch, die nicht so schön gewachsenen Bäume kommen später bei der Waldpflege wieder raus, so entsteht ein idealer Mischwald. Zum Schluss der Pflanzaktion schaut Schippers auf den Nachwuchswald und in den Regen, der nun massiver vom Himmel tropft. „Das Angießen“, sagt er lachend, „können wir uns heute sparen.“