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Die Welt blickt auf Bechstein

Die Pianofortefabrik feiert ihre 165-jährige Firmengeschichte in Seifhennersdorf.

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© SZ-Archiv/Eichler

Von Holger Gutte

Seifhennersdorf. Die C. Bechstein Pianofortefabrik schreibt Geschichte in Seifhennersdorf. Zum 165. Geburtstag hatte jetzt das Unternehmen nicht zum Verwaltungssitzsitz nach Berlin eingeladen, sondern zu seinem Produktionsstandort in die Oberlausitz.

Ein Luftbild vom heutigen Firmenstandort in Seifhennersdorf.
Ein Luftbild vom heutigen Firmenstandort in Seifhennersdorf. © Bechstein
Ein Blick in die Produktion – Gunnar Thomas beim Aufziehen der Saiten.
Ein Blick in die Produktion – Gunnar Thomas beim Aufziehen der Saiten. © SZ-Archiv/Weber

Über mehrere Tage war hier die Welt der Klaviermusikszene zu Gast. „Wir haben unsere Firmenkunden und Zulieferer zur Jubiläumsfeier eingeladen“, sagt Matthias König. Der Klavierbaumeister ist Prokurist und Produktionsleiter am Standort der C. Bechstein Pianofortefabrik in Seifhennersdorf. Und Bechstein-Kunden sind in der ganzen Welt zu Hause. Aus Japan, den USA, Australien, Italien, Frankreich, der Schweiz, Österreich, Großbritannien, Russland, der Ukraine, Tschechien und Polen sind sie nach Seifhennersdorf zur Jubiläumsfeier gekommen.

Aber nicht nur das, viele von ihnen haben auch das Angebot zur Weiterbildung bei Bechstein genutzt. „Wir haben eine Woche lang etwa 100 Leute in Technik geschult“, sagt Matthias König. Denn wenn die Flügel per Schiff oder mit dem Lkw in der Fremde ankommen, müssen sie professionell eingestellt und gestimmt werden, damit auch wirklich ihr einzigartiger Klang, der Bechstein-Instrumente ausmacht, erklingen kann.

Seit der Übernahme der Sächsischen Pianofortefabrik 1992 schreibt nun auch schon der Standort in Seifhennersdorf an der Bechstein-Geschichte mit. Allein bis 2000 hatte das Unternehmen hier 15 Millionen Euro in moderne Produktionsanlagen investiert. Und Bechstein stärkte danach den Standort kontinuierlich in Seifhennersdorf weiter. So investiert das Unternehmen allein 2018 in die Klavier- und Flügel-Produktion eine Million Euro für den Klangkörperbau und erweitert die Bereiche Flügelbau sowie Holz- und Gehäuseteile.

Als einer der führenden Klavierbauer Deutschlands legt Bechstein zudem großen Wert auf die eigene Facharbeiterausbildung. Von den 130 Azubis, die an der einzigen Fachschule für Instrumentenbau in Deutschland in Ludwigsburg ausgebildet werden, lernen 20 bei Bechstein, lobte Michael Schmidt von der Fachschule das Engagement der Firma auch in diesem Bereich. Paula Kiechle aus dem Allgäu wollte beispielsweise unbedingt in Seifhennersdorf Klavierbauer werden. „Bechstein hat den besten Ruf bei der Ausbildung. Wir dürfen hier als Lehrlinge schon jeden Tag ein Klavier stimmen“, sagt sie. Azubis in anderen Firmen hätten dazu nur wenig Gelegenheit.

Aber nicht nur für Musikliebhaber ist Bechstein ein Segen, sondern auch für Seifhennersdorf. Deshalb übergab Bürgermeisterin Karin Berndt (UBS) im Namen der Stadt dem Vorstandsvorsitzenden der Pianofortefabrik, Stefan Freymuth, am Freitag die Ehrenurkunde der Stadt, die selten verliehen wird.