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„Die Werke eines Nazis“

Im Karl-May-Museum werden Gemälde des Blut-und-Boden-Künstlers Elk Eber präsentiert – unkommentiert.

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Ausschnitt aus dem Gemälde der Schlacht am Little Big Horn von Elk Eber. Der künstlerische Wert des Gemäldes dürfte unbestritten sein. Eine geschichtliche Einordnung der Entstehung fehlt jedoch.
Ausschnitt aus dem Gemälde der Schlacht am Little Big Horn von Elk Eber. Der künstlerische Wert des Gemäldes dürfte unbestritten sein. Eine geschichtliche Einordnung der Entstehung fehlt jedoch. © Karl-May-Museum Radebeul

Neuneinhalb Jahre lang hat er den SZ-Artikel „Der Mann hinter den Bildern“ aufgehoben, dann entdeckt Herr Seifert in der Zeitung eine Ankündigung für einen Vortrag über den Indianermaler Elk Eber im Karl-May-Museum. Der Coswiger liest vom „großartigen Gemälde der Indianerschlacht am Little Bighorn“, vom „bedeutendsten deutschen Privatsammler indianischer Ethnografika“. Er holt den Artikel von damals aus einem Fach seines Schreibtisches hervor und öffnet sein E-Mail-Programm.

„Elk Eber war eben nicht nur von nordamerikanischen Indianern begeistert und gehörte nicht nur zu den bedeutendsten Privatsammlern“, schreibt er in einer Nachricht an das Museum, die auch an die SZ geht, „er war auch – und das in meinen Augen zuallererst –, ein begeisterter Anhänger der Blut-und-Boden-Ideologie.“ Im Gegensatz zum fantasievollen Schriftsteller May seien diese Ideen grausame Wirklichkeit geworden, schreibt Seifert. „An deren Umsetzung wirkte Elk Eber aktiv mit.“

Der Artikel von damals hatte Ebers NS-Vergangenheit thematisiert und auch den fehlenden kritischen Umgang des Museums damit. Kein Hinweis am Gemälde erklärte den geschichtlichen Kontext, in welchem das Werk 1936 geschaffen wurde. René Wagner, damals Direktor des Museums, erklärte auf SZ-Anfrage: „Ich finde es kontraproduktiv, wenn man die Leute mit der Nase dort auf ein Problem stößt, wo es nicht gelöst werden kann.“ André Köhler, damals für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, ergänzte: „Wir wollen Elk Ebers Haltung nicht an die große Glocke hängen, aber wir wollen seine hiesigen Werke als Teil der Museumsgeschichte auch nicht verheimlichen.“

Elk Eber bei der Arbeit an seiner Staffelei.
Elk Eber bei der Arbeit an seiner Staffelei. © Karl-May-Museum Radebeul

Seifert will nun wissen, wie das Museum heute mit Eber umgeht und findet deutliche Worte: „Befürchtet man vielleicht, dass der Besucher die Werke eines Nazis nicht mehr sehen will und sich eine andere Art der Aufklärung wünscht?“

Die Antwort aus dem Museum kommt schnell – und ist versöhnlich. Sammlungsleiter Robin Leipold schreibt, Seifert bringe die kontroversen Aspekte von Ebers Biografie gut auf den Punkt. Er verspricht: „Das seit diesem Jahr neu zusammengestellte Leitungsteam des Karl-May-Museums sieht die kritische Aufarbeitung der eigenen Museumsgeschichte und damit verbundener Personen und ihrer Werke als eine der zentralen Aufgaben in den nächsten Jahren.“ Zu Beginn des kommenden Jahres werde man wohl „eine Kooperation mit einem namhaften Institut zur Erforschung historischer Kontexte in totalitären Systemen“ schließen können.

Museum verspricht Aufarbeitung

Außerdem seien in der Ausstellung zu den indigenen Kulturen Nordamerikas in der Villa Bärenfett für nächstes Jahr umfangreiche inhaltliche Änderungen des Ausstellungsbereichs „Indianerschlacht am Little Bighorn“ geplant. Dort wird auch Ebers Gemälde zur Schlacht präsentiert. Dieses solle ab nächstem Jahr „insbesondere auch im Kontext von Ebers Zugehörigkeit zum nationalsozialistischen Regime als auch dem Indianerbild in der NS-Zeit thematisiert werden“. Herr Seifert freut sich, „dass nun nach der langen Zeit endlich die Weichen in die richtige Richtung gestellt werden“. Zum Vortrag am Freitag kann er nicht kommen, lehnt mit Dank die Einladung Leipolds ab.

Wahrscheinlich hätte ihm der Vortrag eher weniger gefallen. Hobbyforscher Volkmar Göschka aus Triptis, der sich schon seit 30 Jahren für Ebers Indianerbilder und Biografie interessiert, erzählt spannend und mit vielen beeindruckenden Bildern vom Leben und vor allem Werk Ebers, lässt aber die kritischen Aspekte seiner Biografie fast vollständig weg. Eber habe seine künstlerischen Leistungen in den Dienst des Nationalsozialismus gestellt, sagt Göschka. Er habe damit sein Geld verdient – das er dann aber gleich wieder für seine Indianerleidenschaft ausgegeben habe.