Bautzen
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Die Wiedergeburt eines Dorfes

Offiziell existiert der kleine Ort Niederuhna nicht mehr. Dagegen protestierten die Einwohner. Jetzt gibt’s eine Lösung – von der auch andere Mini-Orte profitieren.

Von Madeleine Siegl-Mickisch
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Fürs Foto hatten Einwohner von Niederuhna voriges Jahr ein altes Ortsschild aus DDR-Zeiten hervorgeholt. Auf den aktuellen Schildern war der Ortsname verschwunden. Das soll sich nun ändern.
Fürs Foto hatten Einwohner von Niederuhna voriges Jahr ein altes Ortsschild aus DDR-Zeiten hervorgeholt. Auf den aktuellen Schildern war der Ortsname verschwunden. Das soll sich nun ändern. © Uwe Soeder

Bautzen. Das ging den Einwohnern des kleinen Bautzener Ortsteils Niederuhna gehörig gegen den Strich: Als vor zwei Jahren routinemäßig Ortseingangsschilder ausgetauscht wurden, verschwand der Name ihres Dorfes. Stattdessen stand plötzlich der Name des Nachbarortes Oberuhna auf den gelben Schildern. Jetzt gibt es berechtigte Hoffnung, dass in absehbarer Zeit der Name Niederuhna zurückkehrt. Denn die Stadt Bautzen, wozu das zwischen Bolbritz und Schmochtitz gelegene Dorf seit dem Jahr 1999 gehört, möchte es als vollwertigen Ortsteil wiederbeleben. Darüber informierte Birgit Uhlig vom städtischen Bauverwaltungsamt im Ortschaftsrat von Salzenforst-Bolbritz.

Das freut Martin Schneider sehr. „Wir bedanken uns bei der Stadtverwaltung dafür, dass die Bedürfnisse der kleinen Ortsteile ernst genommen werden“, sagt Bautzens SPD-Vorsitzender, der in Niederuhna wohnt und seit der Kommunalwahl im Mai im Ortschaftsrat sitzt. Sein Vater hatte dort Anfang vorigen Jahres den Ärger der Niederuhnaer über den verschwundenen Ortsnamen zur Sprache gebracht. „Wir fühlen uns unserer Identität beraubt“, stellte Gerhard Schneider damals fest.

Ministerium lehnt ab

Doch dabei beließen es die Einwohner nicht, sie schrieben einen Brief an Bautzens OB und die Stadtratsfraktionen mit der Bitte, dafür zu sorgen, dass Niederuhna wieder ein vollwertiger Ortsteil wird. Zunächst machte die Verwaltung nicht viel Hoffnung. Es wurde darauf verwiesen, dass Niederuhna schon vor längerer Zeit aus dem amtlichen Ortsteilregister verschwunden war. Und beim Versuch, das rückgängig zu machen, war man 1999 schon einmal gescheitert.

Das sächsische Innenministerium hatte das damals abgelehnt, wie Birgit Uhlig berichtet. Mit der Begründung, dass es keine richtige räumliche Trennung zwischen den Orten Nieder- und Oberuhna gibt. Der Vorschlag aus dem Ministerium, für beide Orte gemeinsam fortan den Namen Uhna vorzusehen, fand aber keine Zustimmung. „Dann wären zwei historisch belegte Namen verschwunden“, begründet Birgit Uhlig. So blieb es dabei, dass Niederuhna als Ortsteil offiziell nicht existiert – obwohl der Name bei den Einwohnern im Personalausweis steht. Die Stadt beließ es zunächst auch bei der Beschriftung der Ortsschilder, obwohl das streng genommen nicht rechtens war. Erst beim routinemäßigen Austausch vor zwei Jahren flog die Sache dann auf.

Eine Voraussetzung fehlt noch

Inzwischen gibt es im Freistaat offenbar auch eine andere Sicht auf die Dinge. So kam bereits im März 2018 auf eine SZ-Anfrage aus Sachsens Innenministerium die Aussage, dass es zur Bildung von Ortsteilen keine gesetzlichen Vorgaben – etwa hinsichtlich der Größe der Orte – gebe. Städte und Gemeinden könnten darüber im Rahmen ihrer kommunalen Selbstverwaltung selbst entscheiden.

Und so hat sich jetzt die Stadt Bautzen tatsächlich entschlossen, zu ihren bislang 25 offiziellen Ortsteilen weitere vier hinzuzufügen. Denn nicht nur Niederuhna fehlt im amtlichen Register. Auch Boblitz im Süden der Stadt sowie Oehna und Neumalsitz nahe der Talsperre sucht man dort vergeblich. Auch diese sollen den Status eines Ortsteils bekommen – inklusive eigenem Ortseingangsschild.

Nur eine Voraussetzung gibt es noch. Der Stadtrat muss in einer seiner nächsten Sitzungen noch zustimmen. Wirksam werden soll das Ganze dann zum 1. Juli 2020.

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