Mochau. Am Sonntag hatte die Mittelsächsische Philharmonie zum 1. Kammerkonzert auf Gut Gödelitz eingeladen. Mihaela Avadanei an der Violine und Lilia Jatscheva am Violoncello wurden dabei von einem bekannten Gesicht am Klavier begleitet. Jan Michael Horstmann spielte mit den beiden Werke für Klaviertrio von Erich Wolfgang Korngold und Arnold Schönberg. Der DA sprach mit dem ehemaligen Generalmusikdirektor, der von 2004 bis 2015 bei der Mittelsächsischen Philharmonie gewesen ist.
Herr Horstmann, welche Verbindung haben Sie heute noch zu dem Theater?
Der Kontakt zu einigen Musikern der Mittelsächsischen Philharmonie ist noch sehr rege, einige spielen in dem von mir gegründeten Barockorchester „Ensemble Charpentier“ und mit zweien freue ich mich über regelmäßige Kammerkonzerte in der Region, wie auch in diesem November. Ich würde auch gern viel häufiger die Konzerte und Produktionen des Theaters besuchen, allerdings fehlt oft durch die eigenen Aktivitäten die Zeit.
Wie oft sind Sie noch in der Region?
Das Konzert mit den Werken aus dem frühen Schaffen Korngolds und Schönbergs war am Sonntag im Gut Gödelitz zu hören und wird am 26. November auf Schloss Bieberstein zu hören sein. Und im Sommer ist wieder eine Arbeit im Rahmen des German Opera Experience-Projektes mit amerikanischen Studenten geplant, auch mit Vorstellungen in Döbeln.
Was denken Sie rückblickend über Ihre Zeit am Mittelsächsischen Theater?
Es war eine ungemein kreative Zeit, vielleicht die bisher schönste in meinem Berufsleben. Vor allem das Publikum war so offen und neugierig und begeisterungsfähig, das war so hilfreich und inspirierend! Und wir haben – von Monteverdi bis zu zahlreichen Uraufführungen – so viel wunderbare Musik neu- und wiederentdeckt, haben das alljährliche Jazz-Konzert ins Leben gerufen und musikalisch-literarische Abende gestaltet. Eine besondere Zeit!
Im Sommer 2017 haben sie die Landesbühnen Radebeul nach fünf Jahren verlassen. Was waren die Gründe dafür?
Zunächst vor allem die überwiegend administrativen Arbeiten bei zu wenig musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten, gerade im Konzertbereich. Auch fehlte mir an vielen Stellen das „Miteinander“, wie ich es vom Mittelsächsischen Ensemble und den Häusern, an denen ich vorher war, gewohnt war. Und so entschied ich mich – trotz schöner Erfahrungen im Regieführen und meiner großen Freundschaft zu Manuel Schöbel –, meine Zukunft wieder mehr mit Musik zu erfüllen.
Aktuell bewerben Sie sich um den Posten als Generalmusikdirektor der Neuen Lausitzer Philharmonie. Ab wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen?
Ich hatte beglückende Konzerte mit Mendelssohns „Reformations-Sinfonie“ und dem „Deutschen Requiem“ von Brahms. Da dies die letzten im Auswahlverfahren waren, wird ein Ergebnis wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Döbeln, Radebeul, vielleicht bald Görlitz - beruflich wechseln Sie oft Ihre Heimat. Haben Sie privat eigentlich einen festen Wohnsitz?
Da ich als Kind bereits durch den Schauspieler-Beruf meines Vaters alle paar Jahre den Wohnort gewechselt habe, bin ich das gewohnt und liebe es auch, immer wieder neue Orte, neue Menschen, ein neues Lebensgefühl kennenzulernen. Meine Heimatstadt ist dennoch Wuppertal, wo ich gerade wieder Proben mit dem Tanztheater von Pina Bausch hatte, mit dem mich eine nun 25-jährige Zusammenarbeit verbindet. Und den Tänzern, den Mitarbeitern, dem wunderbaren Probensaal wiederzubegegnen, das ist sehr „Nachhausekommen“!
Gibt es einen Plan B, wenn es in Görlitz nicht klappen sollte?
Mein Plan A ist ja, immer mit Liebe und Hingabe Musik zu machen. Und das mache ich im Moment und werde es weiterhin tun. Neben der erwähnten Arbeit in Wuppertal hatte ich im September mein Debüt im großen (und ausverkauften) Saal der Berliner Philharmonie, werde das Neujahrskonzert am Pfalztheater in Kaiserslautern und das Abschlusskonzert der Händel-Festspiele in Halle dirigieren, auch zwei Gastproduktionen an den Landesbühnen Sachsen sind geplant. Dennoch wäre natürlich die feste Zusammenarbeit mit einem Orchester und einem Theaterensemble ein wünschenswertes Ziel, noch dazu auf dem hohen Niveau, auf dem wir zuletzt in der Lausitz musiziert haben.
Es fragte Maria Fricke.