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Diese Aussicht kostet nichts

Beim Besuch auf dem Turm am Berzdorfer See braucht man keine Münzen mehr. Die Kasse hat die Gäste zu oft geärgert.

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© Matthias Weber

Von Susanne Sodan

Berzdorfer See. Für den besten Ausblick über den Berzdorfer See muss man schon einiges tun: Erst von der Blauen Lagune bis zur Neuberzdorfer Höhe wandern, den Euro für den Eintritt zum Aussichtsturm nicht vergessen, dann noch die 121 Stufen des Turmes erklimmen. Der zweite Teil, der Euro, ist jetzt nicht mehr nötig. Der Besuch des Aussichtsturms auf der Neuberzdorfer Höhe ist seit Kurzem kostenlos möglich. Das hat der Gemeinderat von Schönau-Berzdorf so beschlossen. Und damit auch ein Ärgernis für so manchen Besucher aus der Welt geschafft: Das Drehkreuz am Fuß des Turmes hatte in der Vergangenheit zwar stets zuverlässig den Eintritts-Euro angenommen – dann aber nicht jeden Gast durchgelassen.

Gerade der Kassenautomat ist stiller Zeuge.
Gerade der Kassenautomat ist stiller Zeuge. © Matthias Weber

Diesen Fall gab es erst vor wenigen Tagen. Ein Besucher wollte auf den Aussichtsturm, hatte auch den Euro in die Anlage geworfen – das Drehkreuz machte den Weg trotzdem nicht frei. Gleicher Fall auch zum Jahreswechsel, als ein Paar aus Görlitz sich einen Überblick über die Region von oben verschaffen wollte. Häufig habe es dieses Problem laut Gemeinde zwar nicht gegeben, aber eben immer wieder. Anfang des Jahres hatte Schönau-Berzdorfs Bürgermeister Christian Hänel (parteilos) deshalb angekündigt, die Anlage reparieren zu lassen. Das haben die Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung aber verworfen. „Die Reparatur wäre so teuer, dass wir uns dagegen entschieden haben“, nennt Christian Hänel einen der Gründe. Mindestens 2500 bis 3000 Euro müsste die Gemeinde voraussichtlich ausgeben, unter anderem für einen neuen Kassenautomaten. „Damit hätten wir das Jahresbudget für den Turm auf einmal ausgegeben.“ Denn so viel, 2000 bis 2500 Euro, bringt der Turmeintritt der Gemeinde jährlich ein.

Dazu kommt: Was, wenn das System auch nach der Reparatur nicht richtig funktioniert? Denn Versuche, die Macken zu beheben, hat es in den vergangenen Jahren bereits gegeben. Allerdings wurde nie ganz klar, wo genau das Problem liegt: zu wenig Solarenergie für die Elektronik, ein Fehler in der Mechanik des Drehtors, Folgen von Zerstörungswut. Auf den letzten Punkt verweist auch Gemeinderat Enrico Opitz. „Die Einnahmen und die Ausgaben für Sicherungsarbeiten stehen in keinem Verhältnis mehr“, sagt er. Der Kassenautomat ist mit Metallriegeln gesichert worden, nachdem es über die Jahre mehrfach Einbruchsversuche gegeben hat. „Das sieht mittlerweile aus wie im Mittelalter“, so Opitz. Immer wieder entdeckt er am Turm auch freigelegte Drähte oder zerschlagene Lampenschirme. „Es war damals ein Fehler, die Lampen so tief zu hängen, dass so etwas möglich ist.“

Deshalb habe der Gemeinderat jetzt kurzen Prozess gemacht: Der Eingang zum Turm sieht zwar noch so aus wie immer, das Drehelement ist nicht ausgehängt, aber entriegelt. Damit ist der Aufstieg kostenlos – allerdings auch lichtlos.

Während die Entscheidung für einen Aussichtsturm ohne Eintritt Spaziergänger und andere Besucher auf der Neuberzdorfer Höhe sicher freuen wird, fällt der Gemeinde damit eine Einnahmequelle weg. Drehtor und Kasse gibt es von Anfang an. Mit den Einnahmen wollte die Gemeinde immer die Ausgaben für den Bau des Turmes 2008 wieder hereinholen. Insgesamt kostete der damals rund 330000 Euro. Zehn Prozent musste die Gemeinde als Eigenmittel aufbringen, erklärt Christian Hänel. 10000 habe man durch Spenden ausgleichen können. Bleiben 23000 Euro für die Gemeinde. „Und die haben wir jetzt in den zehn Jahren auch langsam erwirtschaftet“, sagt der Bürgermeister. Gerade in den Anfangsjahren habe der Turm viele Besucher gelockt.

Ein direkter finanzieller Schaden entsteht für Schönau-Berzdorf mit der Entscheidung für den kostenlosen Turmbesuch also nicht. Die jährlichen Einnahmen werden in der Gemeindekasse dennoch in Zukunft fehlen. Dafür hofft Christian Hänel, dass ein ganz anderes Projekt gut laufen wird, auch finanziell: die Blaue Lagune. Dort entstehen seit vergangenem Jahr drei große Parkplätze mit insgesamt über 500 Stellflächen und einem Parkleitsystem. Sein Auto dort abzustellen, wird kostenpflichtig sein.