Von Jens Fritzsche
Für diese Ausstellung, sagt er, musste er wirklich tief in die Trickkiste greifen. Denn die Künstlerin wollte eigentlich nicht, dass ihre Bilder in Liegau-Augustusbad zu sehen sind. Das hat allerdings nichts mit Liegau zu tun, sondern die prominente Dresdner Malerin Ursula Rzodeczko stellt sehr, sehr selten aus.
„Das liegt auch daran, dass sie vom Typ her eine eher bescheidene Frau ist, die nicht gern im Mittelpunkt steht – obwohl sie mit ihren Bildern eigentlich genau dorthin gehört, in den Mittelpunkt nämlich“, ist Eberhardt Klinger überzeugt. Und deshalb baggerte er über ein halbes Jahr, um eine Ausstellung mit Bildern der Dresdnerin in seine Galerie an der Schönborner Straße in Liegau zu holen. Dass ihm das letztlich auch gelungen ist, hatte sich schnell auch in den Kunstkreisen der nahen Kunstmetropole Dresden herumgesprochen, wo Ursula Rzodeczko zu den gefragtesten Malerinnen gehört. Und so war es nicht nur jüngst zur Eröffnung der Ausstellung in Liegau rappelvoll – „sondern das ist auch die bisher erfolgreichste Ausstellung seit der Eröffnung meiner Galerie hier vor drei Jahren“, kommt Galerist Eberhard Klinger regelrecht ins Schwärmen. Jede Menge roter Punkte kleben jedenfalls neben den Bildern. Ein Zeichen dafür, dass sie neue Besitzer gefunden haben.
Eine Ausnahme-Künstlerin
Kein Wunder, denn Ursula Rzodeczko ist eine echte Ausnahme-Künstlerin. Eine, die auch international von sich reden machte. Denn eine der sehr seltenen Personalausstellungen der 1929 in der schlesischen Metropole Breslau geborenen Dresdnerin war 1981 in Japan zu sehen. Auch bei den Kunstausstellungen der DDR war sie mit einzelnen Bildern präsent – und bekam 1989 den Kunstpreis der Stadt Dresden. Seit 1957 lehrte sie an der Kunsthochschule in Dresden – „Generationen von Kunststudenten haben bei ihr wichtige Schritte ins künstlerische Leben gemacht, und noch heute wird sie von ihnen sehr verehrt“, weiß Eberhard Klinger. Und verrät, dass dieser Umstand einer der Tricks war, den er für die Ausstellung in Liegau bemüht hatte. „Ich habe ehemalige Studenten angesprochen, die geholfen haben, Ursula Rzodeczko zur Ausstellung zu überreden“, erzählt er schmunzelnd. Ein hartes Stück Arbeit war es dennoch, denn die Dresdnerin wollte nach ihrer bis dahin letzten großen Ausstellung vor fünf Jahren zu ihrem 80. Geburtstag in der „Villa Eschebach“ am Dresdner Albertplatz eigentlich nicht mehr ausstellen.
Ganz besondere Geschichte
Dabei hat Eberhard Klinger eine ganz besondere Beziehung zu Ursula Rzodeczko. Denn kurz vor der Wende 1989 hatte er eine Ausstellung mit Bildern von Edith Rzodeczko – der Schwester der Dresdner Malerin – vorbereitet. „Das war damals noch in Görlitz, wo ich die Galerie im Schönhof geleitet habe“, erinnert sich Klinger. Die Ausstellung allerdings hat es dann nie gegeben. „Der Katalog war schon gedruckt, die Bilder waren schon da – aber dann kamen die wilden Wendewirren dazwischen.“ Später hatte es sich einfach nicht mehr ergeben, sagt er.
Schon damals war Eberhard Klinger auch von den Werken Ursula Rzodeczkos begeistert. „Edith Rzodeczko war ja bereits 1984 verstorben – also hatte ich die Ausstellung mit ihrer Schwester Ursula besprochen, da habe ich auch ihre Bilder gesehen – beide haben sehr ähnlich gemalt, aber dennoch hat jede der Schwestern ihren ganz eigenen Stil“, findet der Galerist. Kurz vor dem Tod ihrer Schwester hatte Ursula Rzodeczko dabei eine ganz besondere Ausstellung organisiert. In der Kurklinik Bad Gottleuba nämlich, wo ihre Schwester betreut wurde. Eine der wirklich sehr, sehr seltenen Ausstellungen. „Interessant ist dabei, dass ich jetzt nach einer Hüft-OP auch in Bad Gottleuba zur Kur bin, mitten während der Ausstellung mit den Bildern von Ursula Rzodeczko bei uns in Liegau“, erzählt Eberhard Klinger. Die Schau ist aber trotzdem geöffnet, sagt er. „Das ist alles abgesichert!“ Bis zum 11. Januar sind die Werke der Dresdnerin noch in der Galerie Klinger zu sehen.
Die Ausstellung mit Werken von Ursula Rzodeczko ist bis 11. Januar 2015 zu sehen. Geöffnet ist die Galerie Klinger an der Schönborner Straße 12 in Liegau-Augustusbad mittwochs bis freitags 14 bis 18 Uhr sowie sonnabends 10 bis 14 Uhr.