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Diese Corona-Apps nutzen die Polen

Im Nachbarland gibt es eine freiwillige Warn-App und eine verpflichtende Quarantäne-App. Manches ist aus Verbraucherschutz-Sicht bedenklich.

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Symbolbild © Symbolfoto: dpa

Nach langer Entwicklungszeit und intensiver öffentlicher Debatte steht seit vergangener Woche in Deutschland die Corona-Warn-App der Regierung zum Download bereit. Im Nachbarland Polen sind bereits seit Mitte März die Apps „ProteGo Safe“ und "Kwarantanna domowa", übersetzt „Häusliche Quarantäne“, in Verwendung. Darüber informiert Steffi Meißner, Leiterin der Verbraucherzentrale Sachsen.

Die vom Digitalisierungsministerium herausgegebene Quarantäne-App soll die Einhaltung der Quarantänebestimmungen bei Menschen kontrollieren, die im Ausland oder in Kontakt mit Infizierten waren. Mithilfe eines Fotos von sich selbst sollen Betroffenen beweisen, dass sie sich tatsächlich zu Hause aufhalten. Diese App soll die Behörden von Kontrollen entlasten. Im Gegensatz zur deutschen Corona-Warn-App greift die polnische auf den Standort des Nutzers zu, um nachzuweisen, dass das Foto tatsächlich im eigenen Wohnzimmer entstanden ist.

Laut Meißner wird nicht nur der Zugriff auf Standortdaten von der polnischen Bevölkerung stark kritisiert. Auch die Verpflichtung zur Nutzung, Unklarheiten bei Datenschutzrichtlinien und der Datenspeicherzeit sowie der Datenverwendung werden beanstandet. „Wer dank der uneingeschränkten Öffnung der polnischen Grenze nun zum Beispiel Urlaub im Nachbarland macht und von den dortigen Behörden unter Quarantäne gestellt wird, kommt um die Quarantäne-App nicht drum rum“, erklärt Steffi Meißner, Leiterin der Verbraucherzentrale Görlitz.

„Die mit der Nutzung verbundenen Bedenken in Hinblick auf den Umgang mit persönlichen Daten, muss man dann wohl oder übel hinnehmen“, so Meißner weiter. „Wir sehen diese App äußerst kritisch. Sie bedeutet einen tiefen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Nutzer“, so Meißner weiter.

Vergleichbar mit der deutschen Corona-App sei die polnische Tracing-App „ProteGO Safe“. Die Funktionsweise ist laut Verbraucherzentrale annähernd gleich, die Nutzung freiwillig und kostenlos. Wer zwischen Deutschland und Polen pendelt und mit der Nutzung einer Tracing-App zur Eindämmung der Pandemie beitragen möchte, muss sowohl die deutsche als auch die polnische Version nutzen. Die beiden Apps sind bisher nicht kompatibel. Laut Angaben der Regierungen, wird an einer internationalen Lösung unter Hochdruck gearbeitet.

Wer sich intensiver über die deutsche Corona-Warn-App informieren möchte, kann sich für ein kostenloses Online-Gespräch der Verbraucherzentrale Sachsen am Donnerstag, den 25.06.2020 von 18 bis 19.30 Uhr anmelden.

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