Christian Friedel ist auch auf der Leinwand ein enorm wandlungsfähiger Schauspieler. Wer seine ganze darstellerische Bandbreite kennenlernen möchte, dem seien folgende drei Spielfilme empfohlen:
„Das weiße Band“ (2009): In Michael Hanekes Film über die Abgründe einer Dorfgemeinschaft am Vorabend des Ersten Weltkriegs spielt Christian Friedel einen jungen Lehrer. Der ist neu im Ort und ein eher sanfter, zurückhaltender Mensch. Umso schwerer tut er sich mit einer schlimmen Wahrheit, die allmählich in ihm heraufdämmert: Schuld an den mysteriösen Grausamkeiten, die den Ort erschüttern, sind – die Kinder des Dorfes.
„Russendisko“ (2012): Zwar macht Oliver Ziegenbalg aus den kultigen Kurzgeschichten von Wladimir Kaminer keinen wirklich guten Film. Doch auch dieser 100-Minüter hat seine Reize. Einer davon ist Christian Friedel als jüdisch-russischer Kontingentflüchtling, der 1990 mit drei Kumpels nach Berlin kommt und versucht, als Geschäftsmann das ganz große Geld zu machen. Friedel als Komödiant; auf der Leinwand hat das – leider – weiterhin Seltenheitswert.
„Elser“ (2015) von Oliver Hirschbiegel versucht annäherungsweise zu erklären, was den Schreiner Georg Elser 1939 vom eher großmäuligen Frauenheld zum entschlossenen Einzel-Attentäter auf Adolf Hitler gemacht hat. Dass es gelingt, liegt vor allem an der Charakterkunst und großen Glaubwürdigkeit von Christian Friedel. Der beweist in diesem Film erneut, dass er sein Können in intimer Nähe zur Kamera viel subtiler entfalten und ausspielen kann als auf der Theaterbühne, wo meistens größere Gesten und Worte erforderlich sind.