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Ein Durchfaller als Oscar-Kandidat

Bei den Zuschauern und bei den Kritikern ist Florian Henkel von Donnersmarcks „Werk ohne Autor“ gescheitert. Trotzdem wurde der Film nominiert.

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Der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck (r.) ist mit seinem Film "Werk ohne Autor" für den Oscar nominiert. Links steht Kameramann Caleb Deschanel.
Der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck (r.) ist mit seinem Film "Werk ohne Autor" für den Oscar nominiert. Links steht Kameramann Caleb Deschanel. © Felix Hörhager/dpa

Natürlich sind die Geschmäcker verschieden. Natürlich gab es auch Zuschauer und Kritiker, denen Florian Henkel von Donnersmarcks zu großen Teilen in Zittau, Görlitz und Dresden gedrehtes „Werk ohne Autor“ gefallen hat. Doch der Tenor der Filmrezensionen deckt sich mit dem Ergebnis der Publikums-Abstimmung an den Kinokassen: Das dreistündige Historiendrama des 45-jährigen Regisseurs ist an beiden Fronten einigermaßen gescheitert.

Dennoch darf die Geschichte eines Malers, die sich am Leben des Dresdner Weltstars Gerhard Richter anlehnt, ins Rennen um den populärsten und finanziell wichtigsten Kinopreis überhaupt gehen, den Oscar. Am Dienstag wurde sie gleich zweimal nominiert: für den besten nicht-englischsprachigen Film und für die beste Kamera des Amerikaners Caleb Deschanel.

Wie es zu so etwas kommen kann, ist kein großes Geheimnis: Zwei Gremien der für den Oscar zuständigen Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) wählen die Kandidaten aus. Eine Gruppe besteht aus Freiwilligen, die nicht alle Kandidaten der Einreicher-Länder sehen müssen. Die andere aus 20 Profis, die alle Filme sichten. Die Entscheidung fällt gemeinsam. Und der Blick nicht nur auf die bisherigen Auslands-Oscars zeigt: Dramen um das Thema „Unterdrückung“, gerne vor dem Hintergrund von Diktaturen, haben besonders große Siegeschancen bei den Academy-Mitgliedern, denn die USA sind ähnlich geschichtsversessen wie Deutschland.

Irgendwas mit Diktaturen

Welcher Film als Bewerber bei der AMPAS eingereicht wird, entscheidet in Deutschland eine neunköpfige Jury aus Regisseuren, Produzenten, Kritikern sowie Vertretern heimischer Film-Institutionen. Und diese Juroren wissen, was bei den Amerikanern ankommen könnte. Deshalb haben sie allein seit der Jahrtausendwende in der Hälfte aller Fälle konsequent kalkuliert und neun Filme ins Rennen geschickt, die vor dem historischen Hintergrund von Diktaturen spielen. Darunter die NS-Dramen „Aimee und Jaguar“, „Sophie Scholl“, „Der Untergang“ und „Im Labyrinth des Schweigens“. Auch dabei war der bislang letzte deutsche Oscar-Gewinner „Das Leben der Anderen“ (2007), ein DDR-Drama, ebenfalls von Florian Henckel von Donnersmarck. Insofern ist es nur konsequent, nun mit „Werk ohne Autor“ die Biografie eines Menschen nach Hollywood zu schicken, der in der NS-Zeit aufwächst, dann in der DDR lebt, dann in die BRD flieht.

„Werk ohne Autor“ hat in Deutschland immerhin zweimal für Schlagzeilen gesorgt. Einmal wegen einer Filmsequenz, die Szenen einer Vergasung im KZ wechseln lässt mit Bildern vom Luftangriff auf Dresden am 13. Februar 1945, was in manchen Augen einer Relativierung des Holocaust gleichkam. Zum zweiten Mal war das Werk vor wenigen Tagen wieder Thema, weil Gerhard Richter seine schon im Herbst geäußerte Kritik noch einmal erneuerte, Donnersmarck habe „meine Biografie missbraucht“. Die Befürchtung, dies könne der Oscar-Bewerbung schaden, hat sich als unbegründet erwiesen. Bleibt die Befürchtung mancher, dieser Film könne tatsächlich den Auslands-Oscar gewinnen.