Von Georg Moeritz
Trend-Wende in der Werbung: Die Prospekte von Penny und Netto bringen keine Sonderseiten mit Ostprodukten mehr. „Schmeckt regional genial“, so stand es noch vor zwei Jahren über einer Kollektion aus Striegistaler Zwergen und Wurzener Waffelblättern im Netto-Prospekt.
Starke Marken aus dem Osten
„Starke Ostmarken“ schrieb Penny monatelang und versammelte Florena und Friweika unter einem Banner mit dem Hinweis, über 30 Prozent der Marken im Markt würden „in Ostdeutschland hergestellt“.
Die Marken gibt es alle noch. Doch inzwischen sind sie eingereiht in die West-Konkurrenz. Nur über den Preis machen Riesaer Nudeln diese Woche noch auf sich aufmerksam, wenn sie im Penny-Prospekt für 79 statt 95 Cent pro Pfund herausgestellt werden. Allerdings hatten manche Supermärkte schon immer mal ihre Schwierigkeiten mit der Geografie: Da bekam ein Mineralwasser aus Bad Liebenwerda in Brandenburg die „Sachsen“-Aufkleber im Kaufland-Regal. Ein Waschpulver aus Stolberg im Rheinland wurde als Produkt aus Sachsen-Anhalt gekennzeichnet – immerhin gibt es ja auch Stolberg im Südharz. Taschentücher aus Arnsberg im Sauerland gelten plötzlich als Thüringer Erzeugnis, vielleicht wegen des gleichnamigen Berges im Thüringer Wald.
Doch die Sachsen kennen ihre heimischen Erzeugnisse auch ohne Blick in den Haack-Atlas. Radeberger Bier ist 98,2 Prozent der Sachsen ein Begriff. Das hat die MDR-Werbung in einer Umfrage herausgefunden: 2.000 Menschen in Ost und West wurden vom IMK-Institut gefragt, welche Ost-Marken sie kennen. Das Pils belegte den Spitzenplatz. Kein Wunder: Radeberger ist ein traditionelles Produkt, an das die Fernseh-Werbung ständig erinnert.
Das Freiberger Bier dagegen gehört zwar auch Oetker, wird von dem Konzern aber als regionales Getränk beworben. Die Folge: In Sachsen ist Freiberger bei 91 Prozent der Befragten bekannt. In Ostdeutschland insgesamt fällt das Freiberger Bier dagegen schon deutlich zurück: Rund 75 Prozent der Ostdeutschen kennen die Marke, während das Radeberger Bier 97 Prozent kennen, fast wie in Sachsen.
Am Beispiel von Oppacher Mineralquellen und Schloss Wackerbarth erkennen die Fachleute, dass Marken durch gute Werbung regional bekannt werden. Niels von Haken als Geschäftsführer der MDR-Werbung sagt, das Wasser aus der Oberlausitz und das Weingut seien bundesweit etwa jedem Fünften bekannt, im Osten aber mehr als jedem Dritten. Die Marken Dr. Quendt und Dr. Doerr kommen auf fast 60 Prozent Bekanntheit in Sachsen, im Osten insgesamt aber auf deutlich weniger.
Die Werber haben 23 sächsische Produkte in ihre Umfrage aufgenommen – eines zu viel: Das Waschpulver Spee kam mal aus Genthin in Sachsen-Anhalt, dann hat der Henkel-Konzern die Fabrik nach Düsseldorf verlegt. Sächsisch ist das nicht.