Von Ina Förster
Die Sonderausstellung „Vandalen, Burgunden & Co. - Germanen in der Lausitz“ im Kamenzer Museum der Westlausitz läuft und läuft. Und zwar sehr gut. Bereits nach acht Wochen sahen 2 500 Besucher die neue Schau. Allein im Januar wurden 21 Projektangebote für Kinder und 28 für Erwachsene gebucht. 40 weitere Bestellungen stehen im Terminbuch. Am letzten Sonntag zur Sonderführung musste man einen zweiten Rundgang anberaumen, weil so viele kamen. Ein toller Erfolg.
Thusnelda erzählt aus der Geschichte
Die Schau entführt in die turbulente Zeit zwischen dem zweiten und sechsten Jahrhundert nach Christi. Und zeigt vor allem eines: In den ersten 180 Jahren der neuen Zeitrechnung war hier in der Lausitz nicht viel los. Kein menschliches Leben, das später durch archäologische Funde nachgewiesen wurde. Aber dann startete eine Völkerbewegung im freien Germanien, die endlich ein paar Siedler in die bis dato unberührte Region führte – vor allem die Vandalen. Dass die Römer dabei mächtig mitgemischt haben und wie die Besiedlung in der Eisenzeit vonstatten ging, das erfährt man auch vom kleinen Vandalen-Mädchen Thusnelda, welches ihre Sicht auf die Dinge an den Stationen erzählt. Das kommt bei jüngeren Besuchern gut an. Und erleichtert manchem Erwachsenen das Verständnis für den doch recht wissenschaftlich hohen Anspruch.
Interessante Leihgaben aus Museen und Sammlungen
Ihrer Familie und Mitsiedlern widmet sich die neue Sonderschau, die vor allem mit archäologischen Leihgaben lockt. Diese stammen aus Museen und Sammlungen Deutschlands, Tschechiens und Polens. „Museumsbesuchern kann man so ganz praktisch zeigen, was von dieser frühen Zeit übrig geblieben ist. Oft interessieren sie sich aber besonders für archäologische Funde, die in unserer unmittelbaren Region gemacht wurden“, sagt Bodo Plesky vom Museum. Im dicken Katalog zur Schau sind solche Fundorte aufgelistet.
Und man kommt ins Staunen: In Bernbruch, in der Nähe des Teufelssteines, sollen im vorigen Jahrhundert Funde - unter anderem eine Wurfspieß-Spitze - gemacht worden sein, die aber allesamt verschollen sind. Oder in Biehla, unmittelbar nördlich des Forstteiches – da fand man in den Neunzigern bei archäologischen Feldbegehungen Keramik aus der spätrömischen Kaiserzeit sowie Schlackestücke. In Bulleritz bei den Mühlteichen gab es 1893 den Einzelfund einer Lanzenspitze.
Entdeckungen im heimischen Boden
In Deutschbaselitz entdeckte man am westlichen Rand des Großteiches eine Siedlung mit Verhüttungsplatz. Auch Großröhrsdorf hat einen Fund zu bieten: Bei Schachtarbeiten im Elektrizitätswerk barg man im Lehm eine Lanzenspitze der spätrömischen Kaiserzeit. 1996 entdeckte Harald Hempel in Jesau beim Pilzesuchen eine große Anzahl römischer Kupfermünzen und meldete den Fund zwei Tage später dem Museum. Und Kamenz wartet mit einem bronzenen Kettenglied auf, welches 1932 bei Bauarbeiten an der Breiten Straße ans Tageslicht befördert wurde.
Wer möglichst viel über das Leben der Germanen in der Lausitz und überhaupt erfahren will, sollte also die spannende Schau nicht verpassen. Neben bäuerlichem Alltag, Eisenverhüttung und Handwerk sowie einem tief verwurzelten Totenkult war die Beteiligung an kriegerischen Konflikten und Beutezügen Teil ihres Lebens. Neun Monate wäre noch Zeit für einen Besuch.