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Digitale Grenzschleusen am Flughafen

Durch die Passkontrolle wie beim Selbstbezahl-Schalter im Supermarkt: Die Bundespolizei testet moderne Technologie.

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© dpa

Von Marie Frech, Frankfurt/Main

Gesichtserkennung, Iris- oder Fingerabdruckscan: Am Flughafen Frankfurt/Main können Reisende aus Nicht-EU-Ländern derzeit freiwillig viel von sich preisgeben. Bei der Einreisekontrolle „Smart Borders Pilot“ am Terminal 2 testen Bundespolizisten neue Identifizierungstechnik.

Die Beamten tun das im Auftrag der EU- Kommission, die 2013 das „Smart Borders“-Programm auf den Weg gebracht hatte. Darin enthalten sind Vorschläge für ein EU-weites Ein- und Ausreisesystem an Außengrenzen.

Mit dem Vorstoß der EU-Kommission wolle man der wachsenden Zahl an Grenzkontrollen gerecht werden, erklärt Christian Altenhofen, Sprecher der Bundespolizei am Flughafen. „190 Millionen Reisende, die keine EU-Bürger sind, gibt es an den Außengrenzen; bis 2015 sollen es 300 Millionen sein.“

An einigen deutschen Flughäfen können EU-Bürger bereits vollautomatisierte Grenzschleusen nutzen. Dabei gleicht ein Scanner die Person mit ihrem Passbild ab. Ein- und Ausreisedaten werden dabei aber nicht gespeichert. Das „Easy-Pass“-System für EU-Bürger sei nicht mit „Smart Borders“ zu vergleichen, betont Altenhofen.

Mit dem geplanten „Smart Borders“-System sollen ab 2020 in einer Datenbank Ein- und Ausreise von Nicht-EU-Bürgern gespeichert werden. So könnte jederzeit einsehbar sein, wessen Visum abgelaufen ist. Daneben sollen eben auch biometrische Daten erfasst werden, die eine spätere Identifizierung ermöglichen.

Vor solchen Riesen-Datenbanken warnen Kritiker und verweisen auf die Debatte zur Vorratsdatenspeicherung. Die Artikel-29-Datenschutzgruppe berät die EU und kritisiert, dass Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis stünden. Menschenrechtler fürchten, dass Europa so zur „elektronischen Festung“ wird.

Damit sich bei allen Bedenken überhaupt freiwillige Teilnehmer in Frankfurt/Main finden, hat die EU eine Agentur engagiert. Deren Mitarbeiter sprechen die Reisenden direkt auf die Smart-Border-Option an. Etwa 100 Personen überzeugen sie täglich, an dem Projekt teilzunehmen.

Vor allem US-Bürger seien dazu bereit, ihre Fingerabdrücke scannen zu lassen. „Die sagen sich ’Ich bin doch kein Terrorist, da kann ich das machen.‘“, erzählt Altenhofen. (dpa)