Eigentlich müsste der 7. Dezember in Glashütte ein Feiertag sein. Denn an diesem Tag wurde 1845 der Grundstein dafür gelegt, dass das alte, arme Bergbaustädtchen zu Deutschlands bedeutendster Uhrenstadt aufstieg. Zu danken hat das die Stadt Ferdinand Adolph Lange. Er gründete an jenem Tag mit seinem späteren Schwager, dem Uhrmacher Friedrich August Adolf Schneider, die Uhrenmanufaktur „A. Lange, Dresden“.

Lange erlernte das Uhrmacherhandwerk beim damaligen sächsischen Hofuhrmacher Johann Gutkaes. 1837 ging er auf Wanderschaft. Er arbeitete bei bekannten Uhrmachern in Frankreich und in der Schweiz. In Paris bot ihm der angesehene Uhrmacher Joseph Thaddäus Winnerl eine Stelle auf Lebenszeit an. Lange schlug das Angebot aus. 1841 kehrte er nach Sachsen zurück. In Dresden begann er mit der Herstellung komplizierter Uhren, wurde Teilhaber der Uhrenfirma Gutkaes & Lange. 1842 erwarb er das Meisterrecht und wurde zum Hofuhrmacher berufen.

1845 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Sein Plan: "Junge Leute im Erzgebirge zur Uhrenfabrikation auszubilden", damit sie eine gesicherte Zukunft haben können. Er bat um Unterstützung durch die königlich-sächsische Regierung, ihm den Unterhalt von zehn bis 15 jungen Leute finanziell abzusichern. Lange begründete seinen Plan sehr ausführlich. Er bekam die Unterstützung. Dass die Firma in Glashütte gegründet wurde, hat eine Kommission entschieden, wie der Lange-Biograph Reinhard Meis aus Quellen recherchiert hat. Auch andere Orte waren damals im Gespräch gewesen.

Langes Unternehmensgründung war letztlich die Initialzündung für die Etablierung der Uhrenindustrie. Wie in anderen Branchen auch gab es im Lauf der Jahrzehnte auch hier Auf und Abs. Große Einschnitte brachte das Aufkommen der Armbanduhren, die beiden Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise, das Aufkommen der Quarzuhren und zuletzt die Erfindung der Smartwatches und der Handys, die die Uhrzeit nun für jedermann jederzeit verfügbar machen.

Die Glashütter Uhrenindustrie hat alle Rückschläge bisher verkraftet. Selbst die drohende Abwicklung nach dem Mauerfall konnte verhindert werden. Einen wesentlichen Anteil daran hatten Ferdinand Adolph Langs Urenkel Walter Lange, der mit dem erfahrenden Uhrenmanager und bis heute nicht öffentlich gewürdigten Günter Blümlein die Lange Uhren GmbH 1990 einen Luxusuhrenhersteller gründete und damit für eine zweite Initialzündung sorgte. Das zog andere Firma an. Heute arbeiten in Glashütte rund 1.700 Menschen in neun Uhrenfirmen.
Um das historische Erbe kümmert sich das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte, dass der frühere Bürgermeister Frank Reichel (CDU) zusammen mit dem damaligen Geschäftsführer der Uhrenmanufaktur Glashütte Original, Frank Müller, und der finanziellen Unterstützung der Swatch Group auf den Weg brachte. 2008 wurde es im Gebäude der ehemaligen Deutschen Uhrmacherschule eingeweiht.

Eigentlich wollte Glashütte das diesjährige Jubiläum groß feiern. Doch die Corona-Pandemie durchkreuzte die Pläne. Das Stadtfest wurde abgesagt. Und das Uhrenmuseum hat zwar zum Jubiläum eine sehenswerte Sonderausstellung zusammengestellt, doch gegenwärtig kann diese nicht besucht werden.

Abgeschlossen werden konnte auch die Neugestaltung des Kirchenvorplatzes durch die Stadt. Der Platz erhielt ein Walter-Lange-Denkmal. Zur Einweihung konnte Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) unter anderem auch Alt-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) begrüßen.

Dem Uhren-Vater Ferdinand Adolph Lange hat die Stadt schon 1895 ein Denkmal auf dem Marktplatz gesetzt. Der aus schwarzem Granit geschaffene Obelisk zeigt ein Relief des Unternehmers. Lange hatte sich in Glashütte aber auch auf anderen Gebieten Verdienste erworben. Von 1848 bis 1866 war er auch Bürgermeister und von 1857 an bis zu seinem Tod 1875 Abgeordneter des Sächsischen Landtages.