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Hartmannsdorf-Reichenau: Zwei Ortsteile, ein gemeinsames Entwicklungskonzept

Undine Bourgeois kandidiert als Bürgermeisterin für Hartmannsdorf-Reichenau. Sie möchte die Zukunft der Gemeinde mit den Einwohnern gestalten.

Von Siiri Klose
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Porträt Undine ist Kandidatin für das Bürgermeisteramt Hartmannsdorf-Reichenau.
Porträt Undine ist Kandidatin für das Bürgermeisteramt Hartmannsdorf-Reichenau. © Egbert Kamprath

Der Bürgermeister von Hartmannsdorf-Reichenau Reinhard Pitsch scheidet aus Altersgründen aus seinem Amt aus. Zusammen mit der Bundestagswahl können die Einwohner der Kommune am 26. September eine neue Bürgermeisterin oder einen neuen Bürgermeister wählen. Die Kommunale Bürgerbewegung Hartmannsdorf hat Undine Bourgeois als Kandidatin aufgestellt. Sie sitzt seit 2019 für die Kommunale Bürgerbewegung Hartmannsdorf im Gemeinderat und ist seit dem auch erste stellvertretende Bürgermeisterin. In Hartmannsdorf-Reichenau ist sie ohnehin ein bekanntes Gesicht: "Ich lebe schon immer hier, bin hier ins Oberschulkombinat gegangen", sagt sie. Ihr Mann Hubert Bourgeois war ebenfalls lange Gemeinderatsmitglied.

Frau Bourgeois, was hat Sie bewogen, sich als Bürgermeisterin für Hartmannsdorf-Reichenau zur Wahl zu stellen?

Über 22 Jahre habe ich bei der Sächsischen Aufbaubank gearbeitet. Jetzt bin ich in der Ruhephase der Altersteilzeit. In den vergangenen zwei Jahren konnte ich im Gemeinderat die Geschicke der Gemeinde mitbestimmen. Ich würde gern meine Erfahrungen aus beiden Bereichen in das Bürgermeisteramt einbringen. Zudem habe ich jetzt die Zeit für dieses Ehrenamt.

Hartmannsdorf-Reichenau wollte ursprünglich mit Frauenstein fusionieren, doch das Verwaltungsgericht erteilte den Plänen eine Absage. Jetzt besteht eine Verwaltungsgemeinschaft mit Klingenberg. Wie geht es weiter?

Der jetzige Gemeinderat hat sich dafür ausgesprochen, als Gemeinde eigenständig zu bleiben, was auch meine Meinung ist. Dafür brauchen wir einen ehrenamtlichen Bürgermeister, der eng mit einer gut funktionierenden Verwaltung zusammen arbeitet.

An welcher Stelle hakt die gemeinsame Verwaltung mit Klingenberg derzeit?

Die Grundlage für alle Arbeiten in der Gemeinde bildet beispielsweise ein genehmigter Haushalt, sonst können wir weder neu investieren noch Fördergelder beantragen. Er wird von der Verwaltung der Gemeinde Klingenberg erarbeitet. Für 2021 haben wir noch keinen. Spätestens 2022 müssen wir dringend über einen genehmigten Haushalt verfügen. Ich denke, mit einer intensiveren Zusammenarbeit werden wir auch die entsprechende Unterstützung der Verwaltung bekommen.

Womit würden Sie als Bürgermeisterin in Hartmannsdorf-Reichenau beginnen?

Kurzfristig würde ich die Digitalisierung der Gemeinde vorantreiben: die Gemeindearbeit im Internet sichtbar machen, das Amtsblatt zum Herunterladen bereitstellen. Den Breitbandausbau, den Straßenbau in Reichenau und den Abriss des alten Gasthofes in Hartmannsdorf forcieren.

Und auf lange Sicht?

Mein Hauptziel ist es, ein Gemeindeentwicklungskonzept zu erarbeiten. Dafür gibt es Planungsbüros. Wir müssen sicherstellen, dass viele Bürger einbezogen werden. Besonders Jugendliche und junge Familien sind mir da wichtig. Dieses Konzept bildet die Grundlage für die Ortsgestaltungskonzepte, eins für Reichenau und eins für Hartmannsdorf. Dann haben wir einen Fahrplan für die Zukunft: Wie entwickelt sich die Demografie und die Wirtschaft, wie entwickeln wir die Infrastruktur, die Erreichbarkeit, den Haushalt, die Gemeindefinanzierung? Das gibt nicht zuletzt auch den Unternehmen in unserem Gemeindegebiet Planungssicherheit und macht uns als Gemeinde zu einem verlässlichen Partner für die Gewerbetreibenden und die Landwirte.

Wie könnte sich so ein Konzept konkret auswirken?

Wir haben die alte Schule in Reichenau, in der jetzt die Gemeindeverwaltung ist, und die Mittelschule in Hartmannsdorf, die teilweise vermietet ist. Zwei Immobilien, die der Gemeinde gehören und jeweils in der Ortsmitte liegen. Für die Zukunft beider Ortsteile ist es zentral, wie wir sie nutzen wollen. In der Hartmannsdorfer Schule ist die Zweckbindung früherer Förderungen ausgelaufen - wollen wir sie jetzt veräußern oder für die Gemeinde intensiv nutzen oder könnte es wieder eine Schule werden? Solche Fragen können wir uns mit den Ortsgestaltungskonzepten beantworten. Sie sind auch die Voraussetzung für Fördermittelbereitstellung in der Zukunft.

Wo braucht Hartmannsdorf-Reichenau gerade Fördermittel?

Für den Abriss des Gasthofes Hartmannsdorf beispielsweise. Der liegt direkt gegenüber vom Kindergarten und ist einsturzgefährdet. Der Gemeinderat hat beschlossen, ihn zu erwerben - das ist wieder ein Punkt, bei dem wir die Zusammenarbeit mit der Verwaltung intensivieren müssen, damit das bald geschieht. Denn den Abriss können wir uns fördern lassen, aber nur solange noch was im entsprechenden Fördertopf drin ist!

Was sind die Stärken der Gemeinde, auf die Sie bauen können?

Unser aktives Gemeinwesen: Unsere vielen Vereine lassen Gemeinschaften entstehen und tragen dazu bei, dass sich die Menschen hier heimisch fühlen. Es gibt zwei aktive Ortsfeuerwehren, deren Leistungen ich sehr respektiere. Ich hoffe auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit vielen Bürgern unserer Gemeinde.

  • Michael Börner von der Wählerinitiative Reichenau kandidiert ebenfalls für das Bürgermeisteramt. Die Sächsische Zeitung hat auch ihn um ein Interview gebeten. Er lehnte jedoch ab.