Die neue Chance der Alten Schmiede in Hennersdorf

Jahrhundertelang bestimmte die Alte Schmiede das Ortsbild von Hennersdorf. In den letzten Jahrzehnten allerdings nicht besonders positiv: schwarz verfärbter Putz, bröcklige Ziegelwand, zugemauerte Fenster, zersplitterte Scheiben - was für eine peinliche Visitenkarte des Ortes direkt an der Kreuzung der B171 und der Dorfstraße! "Eigentlich wollten wir die nur noch weg haben", sagt Ortsvorsteher Henry Krenz.
Der Schmiede erging es wie so vielen alten Häusern im Osterzgebirge: Nach der Wende kaufte sie jemand, der nie wieder im Dorf gesehen wurde. Ziegel fielen auf die Straße. "Bürger hängten Plakate mit 'Die Schmiede muss weg' auf", erinnert sich Krenz.

Dafür musste die Kommune Schmiedeberg, zu der Hennersdorf damals noch gehörte, allerdings erst das Gebäude auf einer Auktion erwerben. Und als Hennersdorf wenig später schließlich zu Dippoldiswalde gehörte, ging gar nichts mehr, weil das Haus inzwischen unter Denkmalschutz stand.
Blau schimmernde Schlackensteine
Der blaue Schimmer der dunklen Steine im Mauerwerk fällt sofort auf: "Die sind aus Schlacke", sagt René Steinigen, "aus der Gießerei in Schmiedeberg." Dort wurde nur das Eisen aus dem Erz gebraucht. In der Schlacke stecken neben Lithium, Nickel und Kupferresten auch Kobalt, der als blaue Porzellanfarbe berühmt wurde.

Vor einem Jahr kaufte schließlich die Hennersdorfer Familie Steinigen das alte Haus. "Alle redeten immer von einem Investor, aber es war klar, dass da keiner kommt. Wir mussten die Sache schon selbst in die Hand nehmen", sagt René Steinigen. Ein mutiger Schritt - denn die meisten Kommentare gingen in Richtung: "Was willst du denn mit dem Ding. Da kannst du nur noch den Bagger holen."
Familienprojekt für Familienferien
Geplant haben die Steinigens ein Ferienhaus, es hat auch schon einen Namen: "Glücksschmiede nennen wir es. Der ehemalige Schmiederaum soll ein Mehrzweckraum werden, wo man essen, spielen und gemütlich zusammensitzen kann", sagt Anne Steinigen. "Bei Feiern hätten 40 Leute da Platz, und dann noch mal 20 im Wintergarten." Der muss auch erst entstehen - an der nordwestlichen Giebelwand.
Im Obergeschoss, wo jetzt noch eine original erhaltene Räucherkammer neben dem Schornstein gemauert ist, sollen drei Ferienwohnungen entstehen, eine davon barrierearm. Rollstuhlfahrer sollen mit einem Treppenlift hinaufgelangen - und in einem zweiten Schritt auch ins Dachgeschoss, dass mit einem Ferienzimmer und eine große Fläche zum Spielen und Kampieren ausgebaut werden soll.

Dass sie die Sanierung stemmen können, liegt unter anderem an der Leaderförderung. Der Hausausbau fällt unter das Programm "Entwicklung und Weiterentwicklung von qualitativ hochwertigen Beherbergungseinrichtungen." "Mit Ralf Meister vom Regionalmanagement Silbernes Erzgebirge hatten wir stundenlange Videocalls wegen der Antragstellung", erinnert sich René Steinigen, "das war sehr hilfreich."
Trockene Wände nach Straßenbauarbeiten
Für den Baustart haben sie eine gute Zeit erwischt: "Solange die B171 gesperrt ist, haben wir hier Platz." Denn das Problem der Schmiede ist gar nicht so sehr das Dach, sondern vielmehr das Mauerwerk an der südöstlichen Seite. Seit einer Sanierung in den neunziger Jahren liegt die B171 so hoch, dass das Regenwasser, Schnee und Salz direkt an die Mauer gespült wird. "Mit der Baustelle jetzt haben wir Zugang zur tiefer liegenden Mauer und zum Fundament und können es abdichten."
Steinigens möchten den Umbau so gut wie möglich im Sinne des alten Hauses gestalten: "Die Wände, die schief sind, bleiben auch so", sagt René Steinigen mit Blick auf die massiven Mauern im ehemaligen Schmiederaum. Das Fachwerk mit den Lehmausfachungen zwischen den Zimmern wollen sie sichtbar erhalten, nur draußen soll eine Holzverschalung und Schiefer an den Giebeln als Dämmung und Spritzschutz ran.
Führungen durchs Haus am Sonnabend
Vor dem Baustart will die Familie noch einen Tag der offenen Tür veranstalten: Am Sonnabend soll es Führungen in kleinen Gruppen durch das Haus geben, bis hin zu den Plänen für das neue Erscheinungsbild, die derzeit im Obergeschoss hängen. "Wir sind auch neugierig", sagt René Steinigen: "Wir freuen uns auf Leute, mit denen wir uns über den Ausbau von alten Häusern austauschen können und die Erfahrungen mit den alten Baustoffen haben." Auch an Geschichten über den alten Schmied und die anderen Bewohner des Hauses ist er interessiert.

Der letzte Schmied ist in den 1950er-Jahren gestorben. Eingezeichnet ist die Schmiede bereits auf Karten von 1730. Um 1843 brannte sie aus. Beim Wiederaufbau kamen die Schlackensteine in die Wände. "Als Baustoff waren sie vor allem preiswert zu haben", sagt Steinigen, "aber aus heutiger Sicht sind sie problematisch: Sie dämmen nicht gut und haben keine berechenbare Statik." Immerhin, seit über 170 Jahren gehören sie jetzt zum Haus.
- Tag der offenen Tür in der Alten Schmiede Hennersdorf: Sonnabend, 16. Juli, 10-16 Uhr, B171/Ecke Untere Dorfstraße, mit Führungen, Kaffee, Kuchen und Gegrilltem
- www.gluecksschmiede-hennersdorf.de