Dippoldiswalde
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Die unbürokratische Hilfe im Osterzgebirge

Manchmal lässt die "Hilfe vom Staat" einfach zu lange auf sich warten - oder wird gar nicht erteilt. Dann ist das Spendengeld der Stiftung Lichtblick oft die Rettung.

Von Siiri Klose
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Elke Klein-Nowoisky von der Diakonie Dippoldiswalde schätzt an der Stiftung Lichtblick besonders den minimalen bürokratischen Aufwand und die schnelle Hilfe.
Elke Klein-Nowoisky von der Diakonie Dippoldiswalde schätzt an der Stiftung Lichtblick besonders den minimalen bürokratischen Aufwand und die schnelle Hilfe. © Egbert Kamprath

Da ist dieser alleinerziehende Vater mit seinem Sohn, knapp dem Grundschulalter entwachsen. "Wegen Eigenbedarfs des Vermieters war er gezwungen, einen neuen Wohnraum zu finden", schrieb Elke Klein-Nowoisky in ihren Antrag, den sie bei der Stiftung Lichtblick der Sächsischen Zeitung einreichte. Klein-Nowoisky ist seit vielen Jahren Kirchen-Bezirks-Sozialarbeiterin bei der Diakonie Dippoldiswalde und froh, dass sie die Möglichkeit hat, über die Stiftung schnell und unbürokratisch finanzielle Hilfe beisteuern zu können, wenn sonst nichts weiterhilft.

Das fängt schon unkompliziert an. Statt einer Reihe hoch-bürokratischer Fachbegriffe steht in dem zweiseitigen Antragsformular von Lichtblick beispielsweise schlicht und einfach: "Bitte beschreiben Sie hier die Situation des Antragstellers und begründen Sie den Antrag an die Stiftung Lichtblick auf maximal einer halben A4-Seite. Es muss nachvollziehbar sein, warum der Klient aktuell Hilfe benötigt." Auf der zweiten Seite geht mit einem tabellarischen Überblick zur finanziellen Situation des Hilfesuchenden weiter.

Im Fall des alleinerziehenden Vaters dokumentierte Elke Klein-Nowoisky dessen Einnahmen pro Monat: 729,88 Euro ALG II. 219 Euro Kindergeld. Daneben die Ausgaben: 448 Euro Miete inklusive Betriebskosten. 40 Euro für Strom und Gas. 30 Euro Telefon- und Internetkosten. Von den 948,88 Euro bleiben also knapp 431 Euro im Monat für tägliche Einkäufe, passende Kleidung und große Anschaffungen wie Waschmaschine oder Computer. Auf den Tag heruntergerechnet macht das 14 Euro - für zwei Personen.

"Seine Möbel wurden schon damals gebraucht gekauft und für seinen heranwachsenden Sohn war er noch nicht in der Lage, etwas Adäquates zu kaufen", schrieb Klein-Nowoisky weiter. Der Antrag auf Unterstützung beim Jobcenter wurde abgelehnt, da Mobiliar nicht im Rahmen einmaliger Leistungen gewährt werde, zumal wenn es schon vorhanden ist, auch wenn es teilweise unbrauchbar und stark verlebt ist.

Ein bürgerschaftlicher Hilfsfonds für alle Fälle

Bei Lichtblick bat sie deshalb um 500 Euro für Kinderzimmer- und Küchengegenstände - und bekam sie auch. "Die Dokumentation, wer in welcher Lage etwas bekommt, gehört zu jedem meiner Fälle. Wir gehören zu den Einrichtungen, denen Lichtblick vertraut, weil wir professionell arbeiten." Denn neben den Anträgen für größere Summen wie bei dem Vater und seinem Sohn kann Klein-Nowoisky auch auf einen Fonds von 4.000 Euro für kleinere Soforthilfen zurückgreifen. Personen in Notlagen kann sie damit mit 75 Euro unterstützen - und das ganz ohne vorherige Rücksprachen. "Diese Art von Hilfe habe ich nirgends sonst", sagt sie. Dabei sei dieses Geld oft so wichtig, wenn die amtlichen Leistungen der Sozialhilfe einfach zu viel Zeit brauchen.

"Einmal bat beispielsweise ein junger Mann um Hilfe, weil er von Schmiedeberg zur Ausbildung nach Dresden fahren musste und das Fahrgeld nicht bezahlen konnte. Er war vorher mehrere Wochen krank gewesen und hatte sein Geld für Medikamente aufgebraucht." Der Junge wandte sich an sie, weil seine ebenfalls alleinerziehende Mutter früher einmal Unterstützung bei Elke Klein-Nowoisky fand. "Er warf später die Kopie der Monatskarte in den Briefkasten zum Beweis, dass er das Geld wirklich dafür verwendet hat. Und noch später zahlte er das Geld sogar zurück."

Ein Blick in den Kühlschrank gehört immer dazu

Zwischen Seifersdorf und Oberpöbel betreut Elke Klein-Nowoisky circa 300 Menschen, 200 davon mit Hausbesuchen. Ihre jahrzehntelange Arbeit bei der Diakonie hat ihren Blick geschärft: "Ein Blick in den Kühlschrank gehört immer dazu. Wenn jemand Freitag in Not kommt, eine fünfköpfige Familie etwa, dann hilft das Geld aus dem Fonds schon mal, über das Wochenende zu kommen." Die Soforthilfen aus dem Fonds versteht sie deshalb in erster Linie als Überbrückungsgeld, um die erste Not zu lindern, bis die zuständigen Ämter den jeweiligen Fall übernehmen.

Auf der Schuhgasse 12 in Dippoldiswalde unterhält die Diakonie eine Anlaufstelle für Hilfesuchende - wenn jemand beispielsweise Unterstützung beim Umgang mit Behörden oder überhaupt eine Beratung zu Hilfsmöglichkeiten braucht. "Als Diakonie arbeiten wir natürlich auch mit den Kirchgemeinden zusammen und können dort auch Hilfe für manche Notfälle erreichen." Eine Soforthilfe ist auch der Umsonstladen im Erdgeschoss, der jeden Donnerstag geöffnet hat. Aber mit der Stiftung Lichtblick haben wir eine Flexibilität, um die uns andere beneiden."

In Klein, wenn sie einer Mutter einen gebrauchten Kinderwagen kaufen kann, damit die ihr krankes Kind im Krankenhaus auch mal Spazierenfahren kann. In Groß, wenn sie mithilfe eines Entrümpelungsunternehmens und einer Grundreinigung erreicht, dass ein chronisch Kranker weiter in seiner eigenen Wohnung leben kann.

  • Die Stiftung Lichtblick startet dieses Jahr die 27. Spendensaison für in Not geratene Menschen in unserer Region, die keine andere Unterstützung finden.
  • Sie möchten helfen? Hier können Sie das jederzeit tun. Das Geld übermitteln Sie an die Stiftung per Bankeinzug oder per Paypal - sicher und einfach. Alternativ dazu können Sie Ihre Spende auch auf folgendes Konto bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden einzahlen: IBAN: DE88 8505 0300 3120 0017 74, BIC: OSDDDE81.
  • Der Überweisungsbeleg gilt bis 300 Euro als Spendenquittung. Für größere Überweisungen sendet die Stiftung bei Angabe einer Adresse eine Quittung.
  • Hilfesuchende wenden sich bitte an Sozialeinrichtungen ihrer Region wie Diakonie, Caritas, DRK, Volkssolidarität, Jugend- und Sozialämter.
  • Die Sächsische Zeitung veröffentlicht automatisch die Namen der Spender. Wer anonym spenden will, vermerkt beim Verwendungszweck „Anonym“.
  • Erreichbar ist Lichtblick telefonisch dienstags und donnerstags von 10 bis 15 Uhr unter 0351/4864 2846, jederzeit per E-Mail: [email protected]; die Postadresse lautet: Stiftung Lichtblick, 01055 Dresden. Mehr Informationen: www.lichtblick-sachsen.de.