SOE: Warum Fleisch und Wurst vom Erzeuger teurer werden

Es grunzt und quiekt im Stall von Familie Ebert in Höckendorf. Etwa 20 Schweine stehen dort je nach Alter in drei Abteilen zusammen. An der Tränke herrscht reger Betrieb. Großes Interesse weckt auch das Kraftfutter, das aus Getreide von den eigenen Feldern hergestellt wird. Bei ihren Tieren legen die Eberts Wert auf artgerechte Haltung. "Die Schweine stehen bei uns auf Stroh und haben genügend Platz", sagt Rainer Ebert, der den Hof gemeinsam mit Frau Christine, seiner Schwiegertochter Ludmilla und Sohn Gunnar betreibt. Auf dem Hof leben noch 40 Kühe sowie etliche Hühner, bald ziehen wieder Gänse und Enten ein.
Die Schweine auf Eberts Hof werden zwischen neun und zehn Monate alt, bevor sie geschlachtet werden. Das übernimmt Sohn Gunnar, in einer dafür ausgebauten Schlachtstelle auf dem Hof. "Die Tiere haben keinen Stress", erklärt Rainer Ebert. "Noch bevor sie ahnen, dass es losgeht, fallen sie um", sagt Christine Ebert. Anschließend werden sie zu Fleisch und Wurst verarbeitet, die es ihm Hofladen zu kaufen gibt.

Da sich ihre Betriebskosten in jüngster Zeit mehr als verdoppelt haben, mussten auch Eberts die Verkaufspreise im Laden anpassen. Das Kilo Fleisch - egal ob Rind, Schwein oder Geflügel - kostet einen Euro mehr. Fürs Kilo Rindergulasch zahlen die Kunden nun 13,90 Euro, die Beinscheibe vom Rind kostet zehn Euro je Kilo. Das Kilo Bratwürste gibt es für 10,50 Euro.
Der Preissprung hält sich noch in Grenzen, findet das Ehepaar. Sie versuchen, ihre eigenen Kosten einzudämmen, wo es geht, und so wenig wie möglich zu fahren, um Kraftstoff zu sparen. Doch auf manches haben sie keinen Einfluss. So sind neben den Energiekosten etwa die Kosten für die Kraftfutterherstellung gestiegen, das in Ruppendorf produziert wird. "Auch Düngemittel kosten circa das Vierfache", sagt Rainer Ebert. Glücklicherweise können die Höckendorfer vorzugsweise auf Naturdünger zurückgreifen, also den Mist der eigenen Tiere.
Stammkunden schätzen gute Qualität
Den Preisaufschlag mussten ihre Kunden erstmals im April bezahlen. Negative Reaktionen gab es aber keine. "Weil die Leute wissen, dass wir in guter Qualität produzieren, geben sie das Geld dafür auch gerne aus", stellt Rainer Ebert fest. Ihr Kundenkreis besteht zu 70 Prozent aus Stammkunden, die aus dem ganzen Umkreis nach Höckendorf kommen – von Frauenstein bis Pirna, Freiberg und Oederan, Freital und Dresden. Hauptsächlich sind es Privatkunden.

Der Betrieb von Familie Ebert ist mittlerweile einer der wenigen, in denen die Tiere aufgezogen, geschlachtet und dann auch verkauft werden. Dass immer mehr aufgeben, wundert Rainer Ebert nicht. "Wir kleinen Landwirte werden zu wenig unterstützt." Stattdessen gibt es immer mehr Auflagen und Vorschriften, findet er. Um beispielsweise die hauseigene Schlachtstelle nach EU-Norm auszubauen, mussten sie damals 40.000 Euro investieren - Fördermittel gab es dafür allerdings keine. Schweinehalter, die das nicht haben, müssen ihre Tiere in den Schlachthof bringen, erklärt das Ehepaar. "In ganz Sachsen gibt es aber keinen Schlachthof mehr für Schweine. Die Tiere werden lebend durch ganz Europa gefahren, und da reden wir von Tierwohl", sagt Rainer Ebert.
Auch die Agrarproduktion "Am Bärenstein" Struppen schlachtet noch selbst. Wie auf Eberts Hof in Höckendorf stammen die Rinder, Schweine und Kälber aus dem eigenen Betrieb. Bei ihren Erzeugnissen legt die Agrarproduktion Wert auf Transparenz und auf regionalen Bezug , die Produktion ist mit geringen Transportwegen verbunden. "Darauf sind wir sehr stolz", sagt Ines Senger, die zum Vorstand der Agrarproduktion gehört.

Als Direktvermarkter verkauft die Struppener Agrarproduktion die eigenen Fleischerzeugnisse in Geschäften in Struppen, Pirna, Krietzschwitz und Borthen. Für Fleisch und Wurst müssen die Kunden nun mehr zahlen - abhängig von Fleischteil, Qualität und Aufzucht fällt die Erhöhung unterschiedlich aus. Das Kilo Beinscheibe kostet etwa im Angebot 9,90 Euro, das Kilo Rindergulasch 11,90 Euro. "Auch wir müssen unsere stetig steigenden Kosten teilweise umlegen, dabei generieren wir aber keine bessere Kostendeckung", macht Ines Senger deutlich. Die Gründe für die Preissteigerung liegen beim Blick auf die Dieselpreise teils auf der Hand. Aber auch der Düngerpreis habe sich zum Beispiel verdreifacht. Der Rapsschrot, der die Milchkühe in Struppen mit Eiweiß versorgt, koste mittlerweile doppelt so viel.
Dünger könnte knapp werden
Die Lebensmittelpreise in Deutschland seien im Vergleich zu anderen Ländern trotzdem noch eher niedrig. "Wir können uns den gesellschaftlichen Entwicklungen nicht verschließen, wenn wir auch in Zukunft eine Selbstversorgung mit Lebensmitteln in Sachsen garantieren wollen", sagt Ines Senger. Der Freistaat könne sich heute nur mit 30 Prozent des Bedarfes an Schweinefleisch selbst versorgen. "Wenn uns die Ukraine-Krise eines lehrt, dann müssen wir uns den gegebenen Produktionsbedingungen stellen und in Kauf nehmen, dass Lebensmittel mehr Wert sein müssen." Weitere Preiserhöhungen noch in diesem Jahr könne sie deshalb nicht ausschließen. Abhängen wird das von der weiteren Kostenentwicklung.
Doch nicht nur die steigenden Produktionskosten bereiten Ines Senger Sorgen, auch die Verfügbarkeit von Düngemitteln könnte zum Problem werden. "Ohne Dünger können wir keine Qualitätsprodukte produzieren. Die Backfähigkeit des Weizens ist Voraussetzung, um geschlossene Verträge erfüllen zu können. Das tatsächliche Resultat kennen wir erst, wenn wir geerntet haben."
Nächster Verkauf auf Eberts Hof ist am 5. Mai von 8 bis 18 Uhr. Zu kaufen gibt es Fleisch und Wurst von Kalb, Rind und Schwein. Vorbestellungen unter Telefon 03505 561382 oder 03505 561390, per Handy unter 0175 7035752 oder per Mail an [email protected]