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Zuständig für Süßes: Drei Dippser Konditorinnen

Für drei Frauen in Dippoldiswalde, die sich um süße Leckereien kümmern, bot das Jahr 2021 etwas Besonderes: ein Jubiläum und zwei Existenzgründungen.

Von Franz Herz
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Christine Lehmann (v.l.) hat 2021 mit ihrem Café Achat Jubiläum gefeiert. Sindy Ullrich und Daniela Oehme haben ihre Unternehmen für vegane Leckerei und Designtorten neu gestartet.
Christine Lehmann (v.l.) hat 2021 mit ihrem Café Achat Jubiläum gefeiert. Sindy Ullrich und Daniela Oehme haben ihre Unternehmen für vegane Leckerei und Designtorten neu gestartet. © Karl-Ludwig Oberthür

Die zwei Konditormeisterinnen Sindy Ullrich und Daniela Oehme sind dieses Jahr als Newcomerinnen mit speziellen Geschäftsideen an den Start gegangen. Die dritte Meisterin hat diesen Schritt schon vor 25 Jahren gemacht und hatte deshalb Anlass zum Jubiläum. Sächsische.de fragte sie, wie es ihnen am Ende dieses Jahres geht.

Vor 25 Jahren eröffnete das Café Achat in Dipps

Im Oktober 1996 hat Christine Lehmann ihr neues Café Achat in Dippoldiswalde an der Ecke Herrengasse/Schuhgasse eröffnet. Den Beruf hatte sie von der Pike auf gelernt, bei der Bäckerei Otte in Dittersdorf ihre Lehre gemacht und danach in Dresden bei der Konditorei Werner gearbeitet. Zu ihrem Meisterkurs ist sie nach Niedersachsen gegangen, weil die Handwerkskammer in Wolfenbüttel einen sechsmonatigen Intensivkurs angeboten hat.

Damit hatte sie das berufliche Rüstzeug, um bei einer Ausschreibung der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft mitzubieten, die das Stadtcafé in Dippoldiswalde angeboten hat. „Erst hatte ich geplant, die Räume des früheren Möbelkonsums zu nutzen“, erinnert sie sich. Das ist die sogenannte runde Ecke an der Bahnhofstraße, wo zurzeit der Weihnachtsberg aus dem Dippser Museum ausgestellt ist. „Aber dann habe ich mich doch für das Café oben beworben.“ – und den Zuschlag bekommen.

Prominente Gäste von Uwe Steimle bis Ludwig Güttler

Erst einmal hat sie das komplette Café umgebaut, und zum 3. Oktober 1996 neu eröffnet. Auch der Name sollte einen Neubeginn markieren. „Meinen Namen wollte ich nicht nehmen und habe stattdessen nach etwas gesucht, was für die Region typisch ist“, sagt Lehmann. So kam die Idee mit dem Achat. Das ist ein Mineral, das im Osterzgebirge bei Schlottwitz vorkommt. Diese Schmucksteine hat sie auch in die Einrichtung mit einbezogen.

Christine Lehmann und ihre Mitarbeiterinnen haben in den 25 Jahren viele Gäste bewirtet. Sie erinnert sich an Heinz Rennhack, Uwe Steimle, Ludwig Güttler oder Cornelia Michelsen, die bei ihr eingekehrt sind. Zu Weinabenden kamen Bürgermeister der Umgebung. Ihr Café war auch zu den Stadtfesten oder Weihnachtsmärkten immer ein zentraler Veranstaltungsort. Schüler des Glückauf-Gymnasiums zeigten Märchenspiele, die Hennersdorfer Tanzmäuse traten an der Ecke auf oder die Radio-Rabubl-Revival-Band spielte.

Sie wünscht sich mehr Tagesgäste für Dipps

Es gab natürlich auch Überraschungen. „Wenn sie an einem regnerischen Sonnabend sich auf flaues Geschäft einstellen, eine Kollegin krank ist, und dann plötzlich ein Bus mit 50 Gästen unverhofft kommt, geht es rund“, erzählt sie. Aber sie hat viele treue Stammgäste. Für das wirtschaftliche Überleben sind aber die Tagesgäste wichtig. „Davon lebt ein Café“, sagt sie. Davon würde sie sich in Dippoldiswalde aber mehr wünschen. Der Tourismus müsste in der Kernstadt mehr Bedeutung bekommen, wünscht sie sich.

Und auch die Stadt selbst hat sich verändert. Dippoldiswalde spielt heute nicht mehr die zentrale Rolle wie vor einem Vierteljahrhundert. „Damit dass die Sparkasse wegging, hat es angefangen“, sagt Lehmann. Große Teile des Beruflichen Schulzentrum und des Landratsamts sind nicht mehr in Dipps. Und dass der Durchgangsverkehr weg von der B170 auf die Autobahn wechselte, hat mehr Ruhe in die Stadt gebracht, aber damit kommen auch weniger Kunden und Gäste.

Für sie hat sich die Produktion zu einem wichtigen Standbein entwickelt. Dabei arbeitet sie mit Hotels in der Region zusammen. Ihre Kuchen und Konfiseriewaren verkauft sie so bis nach Wüstenbrand. Als ein Ziel nennt Christine Lehmann, einen Käufer für das Haus zu finden. „Da kann man ja oben noch Wohnungen ausbauen“, sagt sie. Selbst will sie aber mit ihrem Café als Mieterin am angestammten Ort bleiben und es in etwas kleinerer Form weiterzuführen. Darauf hat sie ja Einfluss, wenn sie selbst die Verkäuferin ist.

Zwei Gründerinnen produzieren in Dipps für Dresden

Den Weg über Dippoldiswalde hinaus gehen auch die beiden Gründerinnen, die dieses Jahr hier ihr Geschäft gestartet haben. Das sind Daniela Oehme, die unter dem Künstlernamen Dani Kuchenherz Designtorten produziert, und Sindy Ullrich, die unter der Marke Sweetly Innocent seit März Süßigkeiten anbietet, die vegan und frei von Gluten sowie raffiniertem Zucker sind.

Den Angestelltenjob für das eigene Geschäft gekündigt

„Die Nachfrage war von Anfang an groß und hat sich stetig weiterentwickelt“, sagt Sindy Ullrich. Gerade jetzt vor Weihnachten hat sie auch viel Unterstützung von ihrer Familie bekommen, um alle Wünsche erfüllen zu können. Ihr Räume hat sie im Keller des Elternhauses im Dippoldiswalder Ortsteil Reinberg eingerichtet.

Sie hatte ihre eigene Produktion im Nebengewerbe angefangen und parallel noch in einem veganen Restaurant in Dresden gearbeitet. Inzwischen haben sich die Gewichte verschoben. Sindy Ullrich hat die Stelle im Restaurant gekündigt, um sich ganz auf ihre eigene Produktion zu konzentrieren. „Wenn ich das Geschäft weiter entwickeln will, muss ich mich voll darauf konzentrieren“, sagt sie.

Sie will im neuen Jahr ihren Kundenstamm erweitern. Bisher verkauft sie ihre Leckereien vor allem in Dresden, wo sie in verschiedenen Café angeboten werden. In Dippoldiswalde sind sie im Fairmarkt zu finden. Hier kommen mehr Kunden, die privat bei ihr bestellen. „Da staune ich manchmal, wer mich da wem in der Familie weiterempfohlen hat“, sagt Sindy Ullrich. Im neuen Jahr will sie auch darüber nachdenken, andere Maschinen, neue Ausrüstung anzuschaffen, mit der sie effektiver arbeiten kann.

Dani Kuchenherz bietet Design-Torten an

Daniela Oehme, die ihre Designertorten unter dem Künstlernamen Dani Kuchenherz verkauft, ist im vergangenen Sommer den Schritt in die Selbstständigkeit gegangen. Sie hat in Reichstädt einen Küchenraum gemietet und produziert Torten auf Bestellung oder auch mal in Sondergrößen, beispielsweise etwas kleiner für vier Personen.

"Die große Nachfrage hat mich völlig überwältigt. Das hätte ich nie so erwartet", erzählt sie jetzt, nachdem die ersten Monate der Selbstständigkeit vorbei sind. "Und das Weihnachtsgeschäft ist insgesamt so super gelaufen", erzählt sie. Ihre Kunden kommen aber großteils aus Dippoldiswalde und Umgebung, nur vereinzelt aus Dresden.

Sie arbeitet noch als Angestellte in ihrem Ausbildungsbetrieb. Sie ist noch nicht so lange auf dem Markt, dass sie auf dieses Standbein jetzt schon verzichten kann. Aber sie will im kommenden Jahr 2022 ihre eigene Produktion und ihren Kundenkreis ausweiten. Dafür will sie jeden Monat ein "Special" anbieten, das man bei ihr auf Bestellung erhält. So etwas wie die Macarons in Lebkuchenform, die sie jetzt vor Weihnachten im Sortiment hatte.