Schloss Naundorf hat wieder Strom, Wasser und Heizung

Beharrlich arbeitet Konstantin Hermann mit seinen Helfern im Schloss Naundorf. Sie sichern das historische Gebäude und sie machen laufend neue Entdeckungen über die Geschichte des Schlosses. Aber auch in einem Schloss gibt es ganz alltägliche Probleme, die sich um Wasser, Strom und Kostensteigerungen drehen.
Teure Überraschungen im Dachstuhl
Derzeit herrscht Bauruhe im Schloss. Am 17. Dezember hatten die Handwerker ihren letzten Arbeitstag vor Weihnachten. In der zweiten Januarwoche beginnen sie wieder mit ihren Arbeiten. Hauptaufgabe im Jahr 2021 war die Sanierung des Dachs mitsamt Gebälk, und die brachte auch unangenehme und teure Überraschungen, wie Schlossherr Konstantin Hermann berichtet.
Wieder ein Dach mit Naturschiefer anstatt Asbestschindeln
Erstens musste das Dach wieder komplett abgedichtet werden. Es war an mehreren Stellen schadhaft, sodass Regenwasser einsickerte. Solange das passiert, lohnt sich keine Arbeit am Gebäude. Zweitens will Hermann, dass die Dachdeckung wieder den Zustand bekommt wie 1879. Damals wurde das Schloss mit Naturschiefer gedeckt. Die wurden zu DDR-Zeiten, als das Schloss als Pflegeheim genutzt wurden, durch Asbestschindeln ersetzt. Als Hermann den Förderbescheid im Sommer 2020 erhielt, war er noch optimistisch, dass er am Dachstuhl nur einzelne Teile ersetzen muss.
Aber da wurde er hart überrascht. An der Vorderseite fanden die Handwerker große Schäden. Vor allem an der Gaube rechts. Hier waren die meisten Balken verrottet, aber nicht erst in den vergangenen Jahrzehnten. Schon im 19. Jahrhundert hatte man das meiste nur geflickt. Die Dielen hielten wohl mehr als die Balken. „Hier mussten wir deutlich weiter in die Substanz eingreifen als gedacht“, informiert Hermann. Hohe Mehrkosten waren die Folge.
Kostensteigerung um mehr als die Hälfte
Die Preiserhöhungen, die im vergangenen Jahr auf dem Bau einsetzten, trafen die Baustelle noch nicht so stark, dank vorausschauender Bestellungen. Die ehrenamtliche Unterstützung durch Raimund Kunze, Günther Schwartze, Frank Walther, Klaus Holfert und andere sparte ebenfalls viele Kosten ein.
Dennoch musste Hermann noch zweimal bei der Denkmalschutzbehörde anklopfen, damit sie ihm die Förderung aufstockte. Im vergangenen Monat bekam er 205.000 Euro bewilligt. Dazu werden 118.000 Euro Eigenleistung hinzugerechnet. Damit kommt das Dach voraussichtlich auf Gesamtkosten von 323.000 Euro. Ursprünglich hatte der Schlossherr dafür mit 197.000 Euro gerechnet. Nun wird es über die Hälfte teurer.
Das Dach auch vor dem Einsturz bewahrt
Dafür bekommt Hermann neben der tatkräftigen Hilfe auch finanzielle Unterstützung. Jeder Spender, der mehr als 500 Euro zum Erhalt des Bauwerks beiträgt, will Hermann würdigen. Er plant Messingplaketten mit den Spendernamen, die an den Dachsparren angebracht werden. „So ist für immer sichtbar, wer den Wiederaufbau unterstützt hat.“
Aber die Arbeiten hatten noch mehr Effekt als nur die Dachsicherung. „Mit der Sanierung haben wir nicht nur das Dach des Schlosses wiederhergestellt, sondern nach mehr als 100 Jahren es auch wieder statisch gesichert“, stellt Hermann fest. Das ganze Gebäude ist damit wieder standsicherer.
Historische Zeugnisse alter Handwerker
Immer wieder stoßen die Handwerker auf historische Zeugnisse. Auf einem Sparren am Dachstuhl fand sich eine Inschrift des Hennersdorfer Handwerkers Arthur Thümmel von 1923. Die Zimmerleute entdeckten den wohl noch einzig erhaltenen Dachsparren aus der frühesten Zeit des Schlosses, erkennbar an seiner Neigung und der Inschrift „1783 C R“. Das sind für Konstantin Hermann, der studierter Historiker ist, auch immer bedeutende Momente. Er will ja nicht einfach nur einen alten Bau modernisieren, sondern ihn stilgerecht wiederherstellen und dabei möglichst viel über seine Baugeschichte erfahren.
Endlich ist wieder ein Feuer im Kamin möglich
Im Zuge dieser Arbeiten bekam das Schloss auch einen neuen Schornstein. Der alte, der zu DDR-Zeiten hochgezogen worden war, wurde vorsichtig abgetragen und ein Schmiedeberger Handwerker hat ihn wieder in altem Stil hoch gemauert. Jetzt ist er mit Naturschiefer verkleidet, passt damit zum neuen Dach – und funktioniert auch gut. Das haben Hermann und einige seiner Helfer bereits ausprobiert. Im sogenannten Blauen Zimmer haben sie den Kamin angefeuert und sich daran gewärmt.
Strom und Wasser sind jetzt auch gelegt
Denn ein historisches Schloss mag zwar ein eindrucksvolles Gebäude sein, aber der heute alltägliche Komfort muss dort erst eingebaut werden. So vermeldet Hermann in seinem Rückblick auf das letzte Jahr auch stolz: Inzwischen hat das Schloss auch wieder Strom- und Wasseranschluss. Im November hat der Elektriker in der ersten Etage einen Baustromverteiler installiert und in verschiedenen Zimmern Leitungen neu verlegt und Steckdosen und Lichtschalter wieder in Betrieb genommen. Eingesetzt wurde auch ein Durchlauferhitzer für warmes Wasser im Bad.
Bis vergangenen Sommer war der sinnlos. Denn es gab bis dahin kein fließendes Wasser im Schloss. Nach Verhandlungen mit dem Wasserversorger haben die Helfer von Hermann einen Graben zur Straße ausgehoben. Von dort liegt jetzt die Wasserleitung. „Nun sind wir nicht mehr zwingend auf die Regentonnen angewiesen, die natürlich weiter genutzt werden“, ist Hermann froh. Denn auch ein Schlossbesitzer muss sparen, wo es sinnvoll ist. Es kommen genug teure Überraschungen.