Museumsbau in Dipps sprengt den Rahmen

Die Baustelle des Museums in Dipps sprengt den Rahmen. Erstens dauert sie schon wesentlich länger als geplant. Zweitens kostet sie deutlich mehr, als ursprünglich vorgesehen. Wie es dazu kam, erklärten die verantwortlichen Planer dem Stadtrat.
Ende Juli 2018 hatte das Dippser Museum zum letzten Mal regulär geöffnet. Dann wurde ausgeräumt. Am 3. Oktober fand noch einmal der Kunsthandwerkermarkt in den Räumen statt und seitdem ist das historische Gebäude eine Baustelle, aber eine, die es in sich hat.
3,1 Millionen geplant, jetzt geht es auf fünf Millionen zu
Damals war die Wiedereröffnung im Jahr 2020 ins Auge gefasst. Die Weihnachtsausstellung hätte ein Auftakt werden können. Doch jetzt sind Sanierung und Umbau immer noch nicht fertig. Und die Baukosten, die anfangs mal auf 3,1 Millionen Euro geschätzt wurden, laufen inzwischen auf die Fünf-Millionen-Marke zu. Aufträge für 4,79 Millionen sind bereits unterschrieben. Die Planer erwarten Gesamtkosten von 4,98 Millionen.
Rund 70 Prozent dieser Probleme sind auf den Bauzustand, der so nicht erkennbar war, zurückzuführen, wie die Planer erläuterten. Der Hausschwamm im Gebälk, die insgesamt schlechte Substanz, Schäden am Dachstuhl sind Beispiele dafür, wie Corina Tischer von der Steg Stadtentwicklung informierte. Jede neue bauliche Lösung musste dann erst mit der Denkmalpflege abgestimmt werden.
Firmen sind abgesprungen
Diese Schäden haben dazu geführt, dass die Planung umgestellt werden musste. Das macht weitere 20 Prozent des Zusatzaufwandes aus. Dazu kommt, dass in den letzten zwei Jahren auch Firmen abgesprungen sind. Zimmererarbeiten mussten die Planer neu vergeben, ebenso Arbeiten an den Türen und beim Trockenbau. Eine Firma, die eigentlich den Fußboden in der Lohgerberwerkstatt mit Holzdielen legen sollte, hat dies wegen mangelnden Kapazitäten nicht gemacht. Also wurde der Auftrag aufgehoben. Dafür springt die Firma Reichelt die Einrichter aus Ruppendorf ein, die für rund 7.500 Euro den Auftrag übernimmt. Auch bei den Fenstern ist eine Firma ausgestiegen, für die dann eine Tischlerei aus Döbeln eingesprungen ist. Die neuen Aufträge hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung bestätigt.
Preise für Holz und Stahl gehen durch die Decke
Dabei machten sich die steigenden Kosten am Bau bemerkbar. „Die Preise für Holz und Stahl gehen durch die Decke“, sagte Thomas Vetter vom Planungsbüro Vetter-von-Berg aus Pirna, der für die Bauüberwachung verantwortlich ist. Rund eine halbe Million Euro ist auf diese Steigerungen zurückzuführen. Außerdem traten mehr und mehr Probleme auf mit der Lieferung von Material. Die Bauleute mussten mit Lieferzeiten von über zehn, zwölf Wochen rechnen. Die Dippser hatten aber noch Glück. Der Großteil der Ausschreibungen ist gelaufen, bevor sich die aktuellen Preissteigerungen im Bausektor ausgewirkt haben. Andernfalls hätte es passieren können, dass man das Projekt hätte stoppen müssen.
Corona bringt den Bauablauf durcheinander
Der Zeitverzug ist zu einem großen Teil auch Folge der Corona-Pandemie. Firmen, deren Mitarbeiter in Quarantäne mussten, konnten nicht weiterarbeiten. Wegen Corona konnten auch nicht einzelne Kollegen für andere einspringen, sondern sind in ihren festen Teams geblieben, die Fachleute sprechen von Infektionsgemeinschaften. Da auf der Baustelle mit ihren insgesamt 93 verschiedenen Aufträgen eins ins andere gegriffen hat, bedeutete so ein Ausfall sofort auch Verzug für die nachfolgenden Unternehmen. Etliche Monate des Bauverzugs gehen auch auf die Rechnung von Corona.
Die Planungsmehrkosten hat der Stadtrat nicht bestätigt
Jetzt geht die Baustelle aber in die Schlussphase. Inzwischen sind die meisten Handwerker mit Restarbeiten beschäftigt. Das sind Arbeiten an den Innentüren, das Schalten der Alarmanlage. Malerarbeiten haben sich verzögert, weil es in den vergangenen Wochen zu kalt war. Die ersten Bauabschnitte sind abgeschlossen. Bis Anfang Juni sollen die Restarbeiten komplett beendet sein. Dann kann die Einrichtung des Museums beginnen.
Ein Punkt muss aber noch ausdiskutiert werden. Der Zusatzaufwand für den Museumsbau hat auch für die Planer Mehrarbeit bedeutet. Die dafür zuständige Arbeitsgemeinschaft hat der Stadt eine Nachtragsrechnung vorgelegt über rund 100.600 Euro. Dem hat der Stadtrat nicht mehr zugestimmt. Hier muss noch einmal diskutiert werden.