Einen knorrigen Stock in der Hand, Sandalen, eine blaue Kutte mit gelben Bändern als Kleidung, eine Perücke mit wallendem Haar und einem dichten Bart. So hat sich Wolfgang Ruhmich als Dippold in das Gedächtnis vieler Dippser und ihrer Besucher eingeprägt.
2005 hatte Bürgermeister Ralf Kerndt (Freie Wähler) die Idee, dass der Stadt eine besondere Aushängefigur gut zu Gesicht stünde. So entstand die Idee zur Figur des Dippold. Und Kerndt gewann zwei ehemalige Arbeitskollegen dafür, die mit ihm in der Hydraulik gearbeitet hatten: Dietmar Schulze und Wolfgang Ruhmich. 2006 gingen die Führungen los. Schulze hat sie bis zu seinem Tod 2013 gemacht. Wolfgang Ruhmich hat die Dippold-Kutte danach alleine weitergetragen und sie 2017, nach elf Jahren, aus gesundheitlichen Gründen ausgezogen.

Er konnte gut mit Menschen umgehen
Sein Berufsleben hat Ruhmich als Lehrling bei der Schlosserei Zeiske in Dipps begonnen. Später hat er lange in der Firma Orsta-Hydraulik im Bereich Prüfmittel gearbeitet, erzählt seine Tochter Ines Schiffel. Schon dort war er immer aktiv, wenn es eine Veranstaltung zu organisieren gab. Nach der Wende hat er bis zur Rente in der Maler GmbH die Verkaufsstelle geleitet. Auch dabei kam ihm zugute, dass er gut mit Menschen umgehen konnte und gerne mit ihnen geredet hat.
Das waren beste Voraussetzungen, um als Gästeführer, als Dippold, die Geschichte von Dippoldiswalde den Teilnehmern nahezubringen. Dabei war er auch sehr interessiert. „Er hat regelmäßig meine Vorträge im Museum besucht“, berichtet Eckhart Böhm, der heute als Nachtwächter Stadtführungen anbietet, sozusagen der Nachfolger des Dippold ist. Böhm kann sich an die Familie Ruhmich seit seinen Kindertagen erinnern. Erst hatten sie in der Rabenauer Straße in der Gärtnerei Laube eine Wohnung, ehe sie in der Siedlung ein eigenes Haus gebaut haben.
Ehrenmitglied im Kultur- und Brauchtumsverein
Wolfgang Ruhmich gehörte einfach zum Dippser Stadtbild, als Person und als Dippoldfigur. Besonders gerne hat er Hochzeitsgesellschaften geführt, aber auch Geburtstagsrunden, Klassentreffen, Touristen, alle die sich die Geschichte von Dippoldiswalde aus erster Hand erzählen lassen wollten, waren ihm willkommen. Seine Runden durch die Stadt begannen oft neben dem Rathaus, wo in einer Nische die Dippoldstatue steht. Und wer viel Zeit hatte, konnte mit ihm zum Einsiedlerfelsen in der Dippser Heide wandern, dorthin, wo der Sage nach der heilige Dippold gelebt hat. „Wenn er in die Dippoldkutte geschlüpft ist, dann war das nicht nur eine Verkleidung. Dann hat er die Figur wirklich mit Leben erfüllt“, erzählt Werner Irmscher vom Verein Kulturraum- und Brauchtumspflege. Ruhmich hat den Verein auch bei der Vorbereitung der 800-Jahr-Feier mit unterstützt und ist deswegen als Ehrenmitglied aufgenommen worden.
Ein besonders schwerer Krankheitsverlauf
Zur 800-Jahr-Feier wurde ihm für sein Engagement eine besondere Auszeichnung zuteil. Im Rahmen der Festveranstaltung hat Oberbürgermeister Jens Peter ihm für seinen jahrelangen Einsatz gedankt. Damals war er aber als Dippold sozusagen schon im Ruhestand. Jetzt hat sich Wolfgang Ruhmich mit dem Corona-Virus infiziert und einen besonders schweren Krankheitsverlauf erlebt, erzählt seine Tochter. Im Alter von 79 Jahren ist er der Krankheit erlegen.
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