Stadt Dipps Opfer von Hacker-Angriff

Erst vor wenigen Tagen hat die Stadt Dippoldiswalde ihre neue Bürger-App gestartet. Die sollte ein Schritt zur modernen Verwaltung mit weniger Papier sein. Doch jetzt erlebt die Stadtverwaltung einen gewaltigen Rückschlag in ihrer Informationstechnik. Dipps ist Opfer eines Hackerangriffs geworden, der speziell auf die Microsoft-Exchange-Server zielt. Einen solchen setzt auch die Stadtverwaltung für den E-Mail-Verkehr ein. „Wir haben eine Warnung des Datenschutzbeauftragen bekommen“, informierte der Beigeordnete Peter Antoniewski die Stadträte im Technischen Ausschuss am Mittwochabend.
Verwaltung in elektronischer Quarantäne
Auf die Warnung hin hatte die Stadtverwaltung am Montagnachmittag alles abgeschaltet, was mit dem E-Mail-Server zu tun hat. Das ist sozusagen eine elektronische Quarantäne. Damit beugt die Stadt einer Infektion durch die Schadsoftware vor, wo sie noch nicht angesteckt ist. Sollte das Dippser Rathaus sich das Schadprogramm schon eingefangen haben, kann durch die Abschaltung wenigstens niemand anderes damit angesteckt werden.
Auch mit der Telefonanlage hat es zeitweise Probleme gegeben. Anrufer erhielten laufend die Ansage: „Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht erreichbar.“
Erste Angriffe auf das Rathaus sind schon gelaufen
Die Stadt hat sich sofort eine IT-Firma ins Haus geholt, die sie in der jetzigen Situation unterstützt, wie Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) informiert. Diese hat festgestellt, dass bereits Angriffe auf das Computersystem von Dipps gelaufen sind. Die Ausmaße sind noch nicht klar.
Die Stadt Dippoldiswalde ist bei Weitem nicht alleine mit dem Problem. Nach Informationen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik sind Zehntausende Exchange-Server in Deutschland wahrscheinlich mit der Schadsoftware infiziert. Allein 9.000 Unternehmen hat das Amt direkt angesprochen und ihnen Empfehlungen für Gegenmaßnahmen gegeben. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sind gefährdet. „Microsoft vermutet hinter den Vorfällen eine staatliche Hackergruppe aus China, die Hafnium genannt wird“, teilt das Bundesamt weiter mit.
Hoffnung, dass die E-Mails nicht verloren sind
In Dippoldiswalde trafen sich am Donnerstagmittag die Experten zu einer Krisensitzung. Sie berieten, wie die Verwaltung wieder arbeitsfähig gemacht werden kann, informierte Körner. „Derzeit kann niemand ins Internet gehen. Einzelne Fachprogramme laufen aber“, informiert die Oberbürgermeisterin. Jeder einzelne Rechner muss aber überprüft werden, bevor er wieder ans Netz gehen darf. Das wird sich noch einige Tage hinziehen.
Körner hofft, dass die E-Mails, welche in diesen Tagen ans Rathaus gehen, nicht verloren sind, sondern noch in den Computern liegen. Sie werden abgearbeitet, wenn das Computersystem wieder läuft.
Nach der Sitzung zeigten erste Schritte ihre Wirkung. Am Donnerstagnachmittag funktionierten das Telefon- und das Mailsystem wieder. Dafür wurde ein sogenannter Quarantänetunnel eingerichtet, informierte die Oberbürgermeisterin. Das Internet bleibt im Rathaus aber noch abgeschaltet.