Dippoldiswalde
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Gysi: Ich hoffe, es lassen sich viele impfen, aber ohne Pflicht

Gregor Gysi ist am Freitagabend in Dippoldiswalde in den Parksälen zu erleben. Dort stellt er seine Autobiografie vor, macht aber natürlich auch Politik.

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Gregor Gysi spricht am Freitag in den Parksälen in Dippoldiswalde über sein Leben und natürlich über Politik.
Gregor Gysi spricht am Freitag in den Parksälen in Dippoldiswalde über sein Leben und natürlich über Politik. © Kristin Richter

Herr Gysi, Sie kommen am Freitag nach Dippoldiswalde. Was erwartet die Besucher an dem Abend?

Meistens führt der Journalist Hans-Dieter Schütt mit mir ein Gespräch. Der sagt mir vorher nie, was er fragt. Das will ich auch gar nicht wissen. So läuft es viel spontaner. Er stellt mir immer politische Fragen. Ich würde annehmen, dieses Mal zu Corona, auch zur Ukraine, zu Russland, vielleicht noch zur Olympiade in China. Darüber hinaus fragt er mich immer nach meinem Leben, wegen meiner Autobiografie „Ein Leben ist zu wenig“, die ich ja vorstellen will. Oder es kommen auch Fragen zu meinem Vater wegen eines Buches, das ich mit meiner Schwester gemacht habe, das da heißt „Unser Vater“. Oder er stellt auch Fragen zu Herrn Sonneborn, weil es ein Gesprächsbuch mit Herrn Sonneborn, dem Vorsitzenden der Partei „Die Partei“, mit mir gibt. So läuft das in aller Regel ab.

Sie kommen ja in schwierigen Zeiten. Ihre Lesung ist die erste Veranstaltung im Kulturzentrum nach über zwei Monaten Schließung wegen Corona. Wird das ein bestimmendes Thema des Abends sein?

Nein, das glaube ich nicht. Aber wir werden auch darüber sprechen. Es gibt ja mehrere Facetten. Es sind alle genervt durch die Pandemie und man hofft, dass sie schnell zu Ende geht. Wiederum hoffe auch ich, dass sich möglichst viele impfen lassen, aber ich bin gegen eine Impfpflicht. Wenn einer die Pflicht nicht erfüllt, muss es ja eine Geldbuße geben, und wenn er die nicht bezahlt, muss Ordnungshaft angeordnet werden. Das möchte ich nicht. Das geht zu weit. Wenn wir eine Impfpflicht beschließen, spalten wir die Gesellschaft noch viel stärker, als das gegenwärtig bedauerlicherweise schon der Fall ist. Eine linke Senatorin in Bremen hat es ja gut gemacht. Man ist dort überall hingefahren, um zu impfen. Natürlich gibt es welche, die man auf keinen Fall erreichen kann. Aber bei den andern, die man noch erreichen kann, sollte man es so versuchen.

Was erwartet uns außenpolitisch im Jahr 2022? Sie haben ja Ukraine, Russland und China schon angesprochen.

Wenn wir in Deutschland Volksentscheide zu Olympia machen und das abgelehnt wird, okay. Aber die Mehrheit der Staaten ist nicht demokratisch verfasst, sondern autoritär bis diktatorisch. Damit müssen auch in solche Länder Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele vergeben werden. Das heißt, dass wir dann mit den Menschen dort auch sprechen, in Katar über die Rechte der Frauen oder in China über die Situation der Uiguren. Das ist sinnvoll. So kann man leichter etwas erreichen. Bloß der Sport reicht dafür nicht aus. Man braucht immer auch politische Gespräche, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen. Wenn man überwiegend auf Boykott geht, wie es bei China gemacht wurde, dann erlebt man, dass sich für die Uiguren gar nichts verbessert. Im Gegenteil.

Ich habe mit der DDR andere Erfahrungen gemacht. Als Willy Brandt die Bundesrepublik zu Gesprächen öffnete, haben sich die Dinge in der DDR positiv verändert. Es ging ihm um die Bestätigung der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges, aber wir bekamen auch die größte Amnestie in der Geschichte der DDR und vieles andere mehr hat er damit durchgesetzt. Deshalb bin ich so ein Anhänger der Brandt’schen Politik unter dem Motto „Wandel durch Annäherung“.

Sie sind Berliner. Kommen Sie öfter mal ins Osterzgebirge, Skilaufen oder Wandern?

Zum Skilaufen fahre ich immer nach Österreich. Aber Wandern mache ich gerne, durch Thüringen und durch Sachsen. Das musste mir mein Fahrer beibringen vor ein paar Jahren: die richtige Ausrüstung, das Beobachten der Pflanzen, der Tiere. Er hat geschafft, dass das bei mir zu einer Leidenschaft geworden ist. Der Höhepunkt sind dabei immer solche Gegenden, wo es nur etwas hoch, aber auch runter und mal um die Ecke geht.

Das Gespräch führte Franz Herz

Gregor Gysi spricht mit Hans-Dieter Schütt im Kulturzentrum Parksäle am Freitag, 28. Januar, 19.30 Uhr. Karten unter www.parksaele.de.