"Feuerwehr wird nicht mehr vernachlässigt"

Um diese Zeit treffen sich die Feuerwehren normalerweise zu ihren Jahreshauptversammlungen. Läuft das dieses Jahr virtuell?
Das haben wir schon hinter uns, nicht virtuell, aber in total abgespeckter Form. Ich brauche ja den Kontakt zu den Ortsfeuerwehren. Das ist am Computer schlecht zu machen.
Welche Themen diskutieren die Feuerwehrleute derzeit?
In der Ausbildung muss dringend etwas passieren. Außer in den Sommermonaten, als allerdings viele Kameraden im Urlaub waren, ist da ja nicht viel gelaufen. Trotzdem müssen alle bei Einsätzen ihren Mann stehen. Kleinere Defizite haben sich schon gezeigt. Wenn ab März Corona-Einschränkungen gelockert werden, muss auf jeden Fall die Ausbildung in Kleingruppen wieder in Schwung kommen.
Wie läuft Feuerwehrarbeit unter Corona-Bedingungen?
Momentan haben wir keine Dienste. Bei Einsätzen ist es mitunter recht schwierig, mit Maske und Abstand zu arbeiten. Alle haben Schutzausrüstung von der Stadt gestellt bekommen. Wir haben aber auch mit dem Rettungsdienst geklärt, dass wir Hilfeleistung nur machen, wenn es dringend erforderlich ist. Die Gefahr einer Erkrankung von Kameraden müssen wir niedrig halten, um den Brandschutz sicherzustellen.
Hatte die Feuerwehr Corona-Fälle?
Wir hatten Probleme. Einzelne waren infiziert, die zum Glück nie bei Einsätzen dabei waren und so niemand von den Kameraden angesteckt hatten. Sie waren alle pflichtbewusst in Quarantäne gegangen. Wir waren immer einsatzbereit.
Die Feuerwehr hat ein neues Tanklöschfahrzeug für Schmiedeberg. Ist das schon im Einsatz?
Das neue Fahrzeug für Schmiedeberg steht da und wird am 1. März offiziell übergeben. Wir haben damit 5.500 Liter Wasser und 500 Liter Schaum mehr. Das ist angesichts der Lücken, die wir in der Löschwasserversorgung haben, ein Riesenplus.
Nehmen wir einen Wohnungsbrand. Wieviel Wasser ist nötig, ihn zu löschen?
Das kommt vor allem darauf an, ob wir rechtzeitig zum Einsatz kommen. Im frühen Stadium kann unser Wasservorrat ausreichen. Wenn der Brand aber schon aufs Haus übergegriffen hat, ist das bei Weitem nicht genug.
Vier Mannschaftstransporter sind auch bestellt. Erlebt die Dippser Feuerwehr gerade gute Zeiten?
Die Mannschaftstransporter kommen Ende diesen, Anfang des nächsten Jahres. Das hängt davon ab, wie die Firmen in Corona-Zeiten ihre Zulieferungen bekommen und selber arbeiten können. Gute Zeiten? Ja, ich bin sehr froh, dass Verwaltung und Stadtrat sich darauf besonnen haben, dass der Brandschutz für die Bevölkerung sehr wichtig ist. Wir sind auf einem guten Weg aus der Misere der vergangenen Jahre heraus. Investitionen in die Feuerwehr werden jetzt nicht mehr vernachlässigt.
Wofür benötigt Dipps vier Mannschaftstransportwagen?
Es geht dabei vor allem die Atemschutzüberwachung. Jeder, der mit Atemschutz im Einsatz ist, muss überwacht werden, damit er nicht in Gefahr kommt. Andere kontrollieren seinen Vorrat an Luft und nehmen ihn aus dem Einsatz, wenn es knapp wird. Brennt es im unteren Gebiet, kommen Sadisdorf und Obercarsdorf und machen die Überwachung, brennt es im oberen Gebiet, machen das Seifersdorf und Paulsdorf.
Wie ist die Situation bei der Technik und der Ausrüstung?
Bei den Fahrzeugen haben wir eine sehr angespannte Situation, weil die meisten Autos sehr alt sind und wir jetzt langsam Probleme bekommen, durch den TÜV zu kommen. Wir erarbeiten dieses Jahr einen neuen Brandschutzbedarfsplan und legen fest, wo unsere Prioritäten liegen. Da geht es zuerst um die Fahrzeuge, dann um die Geräte und Ausrüstung, weiter die Gerätehäuser und schließlich um die Löschwasserversorgung.
Sind sie zufrieden mit den Gerätehäusern?
Bei den Gerätehäusern ist Reinholdshain am dringendsten. Es ist jedem klar, dass wir dort eine unhaltbare Situation für die Ortsfeuerwehr haben. Aber dort kann erst nach der Erweiterung des Gewerbegebiets neu gebaut werden. Perspektivisch kommen Seifersdorf und Hennersdorf an die Reihe. In Obercarsdorf muss eine Reko passieren. Dipps, Schmiedeberg und Schönfeld sind in Superzustand. Ammelsdorf ist zufriedenstellend und Sadisdorf hat sein Gerätehaus zur Wendezeit neu gebaut. In Reichstädt sind wir bis auf Kleinigkeiten durch.
Paulsdorf wurde 2012 gebaut. Das war eine erweiterte Reko. Dort muss eine neue Halle daneben errichtet werden, weil die jetzigen Löschfahrzeuge nicht mehr reinpassen. Hätte man damals die Garage höher gebaut, hätte der komplette Dachstuhl höher gesetzt werden muss. Die niedrigeren Autos wie damals gibt es heute nicht mehr.
Welchen Bedarf hat die Feuerwehr an Fahrzeugen?
In der Stadt wird der neue Haushalt aufgestellt. Dabei fallen die Entscheidungen. Wir wollen zwei neue Tragkraft-Spritzenfahrzeuge mit Wasser erwerben über Fördermittel für Reichstädt und Paulsdorf. Dort sind nicht die ältesten Fahrzeuge, aber der technische Zustand ist am schlechtesten. Daran richten wir unsere Fahrzeugbeschaffung aus. Wenn der Stadtrat dem folgt, wird es einen neuen Kommandowagen geben. Viele der alten Fahrzeuge werden durch den ehrenamtlichen Einsatz unserer Kameraden noch in gutem Zustand erhalten. Generell gilt: Ohne den Einsatz aller Mitstreiter in der Stadtwehrleitung, in den Ortswehren, und die Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung, DRK oder THW wäre die Feuerwehrarbeit so nicht möglich. Wir hoffen auch, dass wir im nächsten Jahr einen neuen Einsatzleitwagen über den Landkreis bekommen im Rahmen des Katastrophenschutzes.
Ist das ein Transporter mit Büro hinten drin, der aber dem Landkreis gehört und von ihm auch für andere Orte angefordert werden kann?
Genau. So etwas ist finanziell eine große Nummer.
Wie steht es um den Ausbau der Löschwasserversorgung?
Da ist geplant, Reinberg und Sadisdorf als nächste Orte mit Zisternen zu versorgen. Auch die weiteren Ortsteile sollen welche bekommen, aber damit sind wir locker noch zehn Jahre beschäftigt.
Es fahren immer mehr E-Autos. Wie gehen Sie damit um?
Das ist nach wie vor ein Riesenproblem. Wir sind dabei, zusammen mit der Firma Fröhlich in Dippoldiswalde einen Löschcontainer aufzubauen, eventuell für den ganzen Landkreis. Wir bekommen solche Batterien nicht einfach gelöscht. Die Fahrzeuge müssten komplett unter Wasser gesetzt werden. Wir hatten bisher keinen solchen Fall, aber das ist eine Frage der Zeit.
Feuerwehreinsätze im Jahr 2020:
Zu 38 Brandeinsätzen wurde die Feuerwehr alarmiert. Davon waren 15 Kleinbrände, 18 mittlere Brände und 3 Großbrände. Zwei Einsätze entpuppten sich als blinder Alarm.
In 87 Fällen leisteten die Feuerwehrleute technische Hilfe. Dazu gehörten die Hilfe bei 17 Verkehrsunfällen, bei 10 Sturmschäden und bei 7 Wasserschäden.
Die meisten Einsätze hatten die Ortswehr Dippoldiswalde (69) und Schmiedeberg (33). Die Ortswehren Paulsdorf, Reichstädt, Reinholdshain-Oberhäslich, Seifersdorf, Ulberndorf und Obercarsdorf hatten zwischen zehn und zwanzig Einsätze.
Rund 450 aktive Mitglieder gehören den verschiedenen Ortsfeuerwehren im Stadtgebiet an. Rund 160 gehören der Alters- und Ehrenabteilung an und rund 100 der Jugendfeuerwehr.
Quelle: Feuerwehr Dippoldiswalde