Viel Arbeit haben Konstantin Hermann und seine Helfer im vergangenen Jahr in das Schloss gesteckt. Das ist oft schwere Arbeit, bei der es immer wieder Entdeckungen zu machen gibt. Sie haben spätere Einbauten abgerissen, welche die ursprüngliche Bausubstanz verdeckt haben. Eine WC-Anlage im Innenhof, das sogenannte Inspektorenklo, wurde entfernt. Damit gewinnt das Schloss auf der Rückseite wieder etwas von seiner ursprünglichen Form zurück.
Nächste Woche starten die Innenarbeiten
Jedoch zeigen sich dort auch böse Schäden, vor allem am Dach. Die Handwerker haben die Löcher nach dem Abriss provisorisch abgedeckt, berichtet Hermann. Und dieses Jahr soll die große Lösung dafür kommen. Das Schloss wird eingerüstet und das komplette Dach saniert.
Am Montag war eine Baubesprechung mit Dachdecker und Zimmermann, bei der die ersten Arbeiten festgelegt wurden. „Die Zimmerleute wollen mit Dachinnenarbeiten nächste Woche beginnen. Das Dach soll dann richtig ab April losgehen“, teilt Hermann mit. In den letzten Wochen haben er und seine Helfer vor allem die Kniestöcke im Dachboden aufgeräumt, damit die Handwerker Baufreiheit haben. Es sind meistens Raimund Kunze, Frank Walther, Günther Schwartze und Klaus Holfert, die bei dem Vorhaben mitarbeiten. „Ohne diese vier würde das Gebäude noch ganz traurig aussehen.“
Bangen um die Finanzierung auf Schloss Naundorf
Der Schlossherr musste aber noch bangen, bevor das Projekt Dachsanierung starten kann. „Alle Arbeiten, die wir bisher und zukünftig machen, haben nur Sinn, wenn das Dach in Ordnung ist“, sagt er. Aus seinen Mitteln allein hätte Hermann das nicht finanzieren können. Im vergangenen Jahr rechnete Hermann für diese Arbeiten mit 240.000 Euro Kosten. Um das zu stemmen, braucht Hermann Fördermittel.
Einen ersten Antrag hatte er gestellt. Doch letztes Jahr gingen erst einmal alle Gelder in Projekte der Industriekultur. Die stand 2020 in Sachsen wegen der Landesausstellung im Mittelpunkt. Konstantin Hermann hatte das so kommen sehen, war aber dennoch enttäuscht.
Doch Ralf-Peter Pinkwart vom Landesamt für Denkmalpflege hat sich dann noch einmal reingehängt, damit wenigstens zwei Projekte aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge eine Förderung bekamen. So machte Staatssekretär Frank Pfeil vom sächsischen Ministerium für Regionalentwicklung im Sommer eine Tour, die ihn nach Liebstadt auf Schloss Kuckuckstein und nach Naundorf führte. Hier hat er einen Förderbescheid über 148.000 Euro übergeben. Damit war die Dachsanierung gesichert und der Naundorfer Schlossherr konnte mit den Vorbereitungen beginnen. Inzwischen weiß Hermann aber auch, dass die Dachsanierung rund 300.000 Euro kosten wird. An den Kniestöcken sind weitere Schäden entdeckt worden.

Strom liegt wieder an, Wasser kommt bald
Die Arbeiten in dem historischen Gemäuer sind schwieriger, als Außenstehende sich das vorstellen können. Das Schloss war ja zu DDR-Zeiten als Pflegeheim genutzt und danach stillgelegt worden. Es gab kein Wasser, kein Abwasser und keinen Strom mehr. Das Arbeiten dort war also beschwerlicher als auf anderen Baustellen.
Nun löst sich langsam ein Problem nach dem anderen. Inzwischen liegt ein fest installierter Stromanschluss an, und voraussichtlich im März oder April werden der Wasser- und der Abwasseranschluss gebaut. Das erleichtert auch den Bauleuten ihre Arbeit.
Konstantin Hermann, der im Hauptberuf in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek arbeitet, sucht auch außerhalb von Naundorf nach Dokumenten zur Geschichte des Schlosses. So hat er einen Mietvertrag aus dem Jahre 1830 gefunden. Damals hat ein Hans von Reitzenstein vier Räume in der ersten Etage des Schlosses angemietet und in dem Papier waren die Räume genau beschrieben.
Rätseln um eine alte Gerichtsstube
Um sie wieder in den früheren Zustand zu versetzen, mussten die Helfer die Einbauten eines Arztzimmers und eines Bades aus der Pflegeheimzeit herausreißen. Dort war Beton mit Stahl verstärkt auf die Dielen aufgetragen worden. Das musste entfernt werden. „Das war eine ungeheure Kraftanstrengung, für die wie mehrere Wochen benötigten“, berichtet der Schlossherr.
Dann stand die Frage: Wofür waren die Räume ursprünglich bestimmt? Ringsum war ein Mauersockel, auf dem einige Menschen sitzen konnten. Die Fachleute vom Denkmalschutz brachten die Idee ins Gespräch, dass es sich um eine alte Gerichtsstube gehandelt hat. Noch lässt sich die Frage nicht endgültig beantworten, aber vielleicht finden sich weitere Spuren im Schloss oder anderswo Dokumente, die Aufklärung bieten.
So bietet das alte Gemäuer immer wieder neue Überraschungen. Manche sind mit schwerer Arbeit verbunden und andere bieten interessante Blicke in die Vergangenheit.
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