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Höckendorfer Wirtezug braucht eine Auffrischung

An der Wandmalerei auf Birkenholz nagt der Zahn der Zeit. Der Heimatverein setzt sich für den Erhalt ein und sammelt dafür Geld.

Von Anja Ehrhartsmann
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So könnte das Wandbild bald schon wieder aussehen: Hans-Dieter Kaden hält den Probedruck auf einer Aluminiumplatte hoch, die farblich den Originalzustand zeigt.
So könnte das Wandbild bald schon wieder aussehen: Hans-Dieter Kaden hält den Probedruck auf einer Aluminiumplatte hoch, die farblich den Originalzustand zeigt. © Egbert Kamprath

Noch immer ist es hübsch anzusehen, doch Sonne, Regen, Wind und Wasser haben unverkennbar ihre Spuren an dem großflächigen Kunstwerk in der Höckendorfer Ortsmitte hinterlassen. Das Schmuckstück, das die Außenwand der Kegelbahn am Hotel-Gasthof "Zum Erbgericht" ziert, ist auf Birkenholz gemalt und hat eine besondere Bedeutung für den Ort: "Was für Dresden der Fürstenzug ist, ist für Höckendorf gewissermaßen der Wirtezug", sagt Hans-Dieter Kaden mit einem Augenzwinkern. Der Heimatverein Kulturring Höckendorf hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, den Figurenfries der Gastwirte mit seinen Einzelbildern zu erhalten.

Die großflächige Malerei ziert die Kegelbahn des Hotel-Gasthofs "Zum Erbgericht" in Höckendorf.
Die großflächige Malerei ziert die Kegelbahn des Hotel-Gasthofs "Zum Erbgericht" in Höckendorf. © Egbert Kamprath
Seit mehr als 15 Jahren ist das Kunstwerk auf Holz Wind und Wetter ausgesetzt. Die Farbe ist mittlerweile deutlich verblasst.
Seit mehr als 15 Jahren ist das Kunstwerk auf Holz Wind und Wetter ausgesetzt. Die Farbe ist mittlerweile deutlich verblasst. © Egbert Kamprath
Der Heimatverein hat schon probeweise ein Gesicht auf eine Aluplatte drucken lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Der Heimatverein hat schon probeweise ein Gesicht auf eine Aluplatte drucken lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. © Egbert Kamprath
Professor Bruno Konrad (rechts) beim Anbringen der Bilder 2006.
Professor Bruno Konrad (rechts) beim Anbringen der Bilder 2006. © Egbert Kamprath

Die Bilder, die 38 Figuren zeigen, hat der Maler und Grafiker Bruno Konrad 2005 in seinem Atelier aufs Holz gebracht. Der gebürtige Litauer, der viele Jahre an der Hochschule für Bildende Künste Dresden unterrichtet hatte, lebte zu diesem Zeitpunkt in Höckendorf. Die mühevolle und aufwendige Arbeit wurde im Auftrag von Karl Wiegrink gefertigt, der viel in Höckendorf investiert hat und sich gemeinsam mit seiner Frau auf einem der Bilder verewigen ließ, neben Jürgen Schreckenbach, ehemals Bürgermeister in Höckendorf.

Um das Wirtefries zu erhalten, hat sich der Heimatverein kundig gemacht und mehrere Varianten geprüft. Die Bilder aufarbeiten zu lassen würde aufgrund der fortgeschrittenen Schäden stolze 20.000 Euro kosten und wäre finanziell deshalb einfach nicht machbar, erklärt Vereinschef Hans-Dieter Kaden. Stattdessen will sich der Heimatverein nun moderne Technik zunutze machen und die Bilder auf dünne Aluminiumplatten drucken lassen. Die Platten hätten dann eine Haltbarkeit von 20 Jahren, weiß Hans-Dieter Kaden.

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Zusätzlichen Aufwand macht dabei der Umstand, dass die einzelnen Malereien und damit auch die Platten alle unterschiedlich groß sind, also speziell eingepasst werden müssen. "Wir brauchen ungefähr 6.000 Euro", sagt Hans-Dieter Kaden.

Etwa 3.500 Euro hat der Verein schon an Spenden bekommen. Das bereits so viel zusammen ist, freut Hans-Dieter Kaden besonders, denn gesammelt wird erst seit acht Wochen. "Wir hatten schon einige Großspenden dabei." Viele Einheimische geben etwas dazu, aber auch Leute, die gar nicht in Höckendorf wohnen, aber mit dem Ort in unterschiedlicher Weise verbunden sind. "Wir hoffen, dass genügend Geld zusammenkommt und wir das dieses Jahr vielleicht sogar noch fertig bekommen", so Hans-Dieter Kaden.

Chronologie der Gastwirte im Erbgericht

Der Wirtefries zeigt Besitzer und Pächter des Höckendorfer Gasthofes von 1495 ab, soweit lässt es sich belegen, erklärt Hans-Dieter Kaden. Gottfried Göbel aus Dresden hat die Geschichte des Wirtshauses über einen Zeitraum von 500 Jahren dokumentiert. Wie aus einer Broschüre zum Wirtefries, die Bruno Konrad im Eigenverlag herausgegeben hat, hervorgeht, hatte der Gasthof Gerichtsbarkeit, was sich durch unterschiedliche Namen wie "Erbgericht", "Erbschenke" oder "Erbschänke" belegen lässt. Als Privilegien existierten Salzverkauf und Braurecht.

Für den Erhalt der Malerei hat der Kulturring Höckendorf ein Spendenkonto eingerichtet. Wer etwas dazu geben möchte, kann mit Verwendungszweck "Wirtefries" auf das Konto mit der IBAN: DE81 8505 0300 3032 0000 08 und BIC: OSDDDE 81 XXX überweisen.