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Mein Ding: ein Bombensplitter

In 30 Jahren Lokaljournalismus sammeln sich auch Erinnerungsstücke. Schöne, aber auch tragische, wie ein Rest aus dem letzten Weltkrieg.

Von Franz Herz
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Der machte Franz Herz nachdenklich: ein Bombensplitter.
Der machte Franz Herz nachdenklich: ein Bombensplitter. © Egbert Kamprath

Manchmal nimmt ein Zeitungsmacher von einer Geschichte ein Souvenir mit. So liegt auf meinem Schreibtisch noch ein Betonrest vom Dippser Parkdeck, an der Pinnwand hängen etliche Plaketten von Geisinger Faschingsumzügen und Volksfesten. Unscheinbar und dennoch eindrücklich ist ein daumenlanges Metallstück, ein scharfkantiger und knapp 30 Gramm schwerer Bombensplitter. Ich stelle mir lieber nicht vor, wie 1945 solche Teile durch die Luft gepfiffen sind.

Ich habe den Splitter 2014 aufgesammelt. Er stammt von einer Fliegerbombe, die in der Dippser Heide lag, bis sie der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Polizei gefunden und am 30. Oktober 2014 gesprengt hat.

Ich vergesse nie, welche Zerstörungskraft darin steckte. Die Bombe hat bei ihrer Sprengung einen vier Meter tiefen Krater in den Waldboden gerissen. „Mein“ Splitter lag vielleicht 150 Meter davon entfernt im Wald. Welche Energie muss der gehabt haben, um über diese Entfernung zu fliegen. Hätte der einen Menschen getroffen, wäre das mit schwersten Verletzungen ausgegangen.

Doch wir leben glücklicherweise in friedlichen Zeiten. Die Polizei hatte vorgesorgt. Presse und andere Beobachter durften die Sprengung von der Straße nach Hermsdorf/Wilisch aus beobachten. Das war rund zwei Kilometer entfernt. Der Umkreis der Sprengung war gesperrt, auch der Verkehr auf der B 170. Erst als alles vorbei und wieder sicher war, durften wir an die Sprengstelle.

Das Thema der Bomben und Munitionsreste ist bis heute aktuell geblieben, nicht nur in der Dippser Heide. Auch am Kahleberg wird im Wald noch gesucht. Und wer weiß, wo noch etwas liegt, was inzwischen in Vergessenheit geraten, aber immer noch gefährlich ist?

In der Dippser Heide hat sich das Problem in jüngster Zeit auch nicht entspannt. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst und Suchfirmen durchkämmen das Waldgebiet weiterhin und finden immer wieder Munitionsreste. Dort ist bisher zwar kein Unfall mit der Weltkriegsmunition passiert, aber die Sorge besteht nach wie vor, vor allem auch bei Waldbränden. Und gebrannt hat es in der Dippser Heide immer mal wieder.

Deswegen wurde jetzt auch festgelegt, dass bei einem Waldbrand ein Umkreis von einem Kilometer zu räumen ist. Das betrifft natürlich die Orte wie Malter oder Oelsa, die direkt angrenzen, aber auch das Wohngebiet in Dippoldiswalde rings um den Heidepark.

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