Obertorplatz in Dipps wird jetzt gebaut

Die Neugestaltung des Obertorplatzes beschäftigt die Dippser Stadträte schon seit vielen Jahren. Hier bekommen viele, die von der B170 in die Innenstadt abbiegen einen ersten Eindruck von Dippoldiswalde, und der ist widersprüchlich: Schmucke Häuser stehen an einem Platz, der noch DDR-Charme zeigt. Jetzt wird es aber ernst mit dem Vorhaben. Der Stadtrat hat auf seiner jüngsten Sitzung den Auftrag dafür an die Strabag-Ostsachsen vergeben. Dabei hatte die Stadt Mühe, überhaupt eine Firma zu finden für die Arbeiten.
Nur eine Firma hatte Interesse für den Auftrag
Erst hatte sie eine öffentliche Ausschreibung gemacht. Ergebnis: null Angebote. Dann hatte sie in einer beschränkten Ausschreibung vier Firmen angesprochen. Von denen hatte dann nur die Strabag ein Angebot über rund 388.000 Euro abgegeben. Es liegt aber im Rahmen, und der Stadtrat hat den Auftrag ohne Gegenstimmen vergeben.
Abwasserkanäle aus Sandstein unter Denkmalschutz
Die Vorbereitungen für die Neugestaltung des Platzes laufen schon. Der Abwasserbetrieb der Stadt lässt die historischen „Anzüchte“, wie die alten Abwasserkanäle unter dem Platz heißen, sanieren. Diese sind aus Sandsteinen gesetzt und stehen sogar unter Denkmalschutz. Sie liegen zwei bis drei Meter unter der Oberfläche. Da sie schadhaft sind, muss dort ohnehin in absehbarer Zeit etwas geschehen. Es ist sinnvoll, diese Arbeiten vor der Sanierung der Platzoberfläche abzuschließen.
Dann sollen Ende Oktober die Tiefbauarbeiten beginnen. Dabei wird in zwei Bereichen gearbeitet, wie Linda Knetsch, Büroleiterin von Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) informierte. Das ist zum einen der Teil auf der Nordseite des Platzes, über den die Straße führt. Hier kündigt jetzt schon eine gelbe Baustellenmarkierung auf der Straße die Bauarbeiten an. Im Bereich vor der Bäckerei werden der Gehweg erweitert und die jetzt schraffierte Sperrfläche durch ein neues Pflaster deutlich als Gehweg gekennzeichnet.
Obertorgrill wird von den Arbeiten nicht berührt
Später kommen dann die Gehwege und die Parkstreifen entlang der Häuser auf der Südost- und Südwestseite des Platzes an die Reihe. Die Parkflächen bekommen neuen Asphalt, die Gehwege ein Pflaster. An den Ecken werden Pflanzkübel mit kleinen Bäumen aufgestellt. Die bekommen auf der Südwestseite des Platzes auch eine Sitzbank. Die Fläche um die Gaststätte Obertorgrill wird von den Arbeiten nicht berührt. Sie ist nicht im Eigentum der Stadt.
An der Platzsanierung sind mehrere Stellen beteiligt, die ihre Arbeiten koordinieren müssen. Das sind einmal die Versorgungsunternehmen, die dort Leitungen liegen haben, wie Wasserversorgung Weißeritzgruppe und die Sachsennetz GmbH.
Außerdem wird auch das Landesamt für Archäologie beteiligt. Denn rings um den Obertorplatz war im Mittelalter die Bergbausiedlung. Die Schächte unter Tage sind bereits erkundet worden. Auf der Fläche des abgerissenen Hotels „Roter Hirsch“ gab es 2013 bereits Grabungen und auf einem Teil des Obertorplatzes ebenfalls im Jahr 2012. Jetzt bietet sich im Zuge der Bauarbeiten die Gelegenheit zu weiteren Grabungen.
Archäologische Funde erwartet
Voraussichtlich werden zwei Archäologen dort im Einsatz sein, erwartet Christiane Hemker, die beim Landesamt für Archäologie für die Bergbaugeschichte zuständig ist. Sie erwartet durchaus Funde, die über die mittelalterliche Bergbausiedlung Dippoldiswalde Auskunft geben. Die Bauarbeiten sind dringend erforderlich. Die Gehwegplatten sind uneben. Dort kam es schon zu Stürzen von Fußgängern. Im Asphalt klaffen tiefe Schlaglöcher.
Erster Anlauf vor zehn Jahren ist gescheitert
Wie die Arbeiten jetzt vorankommen, das hängt vom Wetter in der kommenden Wintersaison ab. Aktuell rechnet die Bauverwaltung der Stadt Dippoldiswalde mit einer Bauzeit bis Mitte nächsten Jahres, informierte Knetsch weiter.
Damit könnte ein Politikum abgeschlossen werden, dass schon über ein Jahrzehnt zurückreicht. Dass der Obertorplatz saniert werden muss, war schon damals klar und die Platzsanierung in das Stadtsanierungsprogramm aufgenommen worden. Die Stadtverwaltung hatte dafür sogar einen Gestaltungswettbewerb organisiert.
Dessen Ergebnisse stießen im damaligen Dippser Stadtrat aber auf Ablehnung. Dieser beauftragte entgegen dem Ergebnis des Wettbewerbs das einheimische Planungsbüro Ruhsam und Ullrich mit der Platzgestaltung. Und dessen Vorschläge stießen wieder beim Amt für Denkmalpflege auf Ablehnung, damit gab es keine Fördergelder. So blockierten sich beide Seiten gegenseitig. 2012 wurde das Vorhaben abgeblasen und blieb seitdem liegen.