Dippser Firmen warten auf Erweiterung des Gewerbegebiets

Dippoldiswalde ist auch ein Industriestandort. Früher konzentrierten sich die Unternehmensstandorte entlang der Bahnstrecke im Weißeritztal. Davon ist nicht mehr viel übrig. Die Schmiedeberger Gießerei und Sachsenküchen in Obercarsdorf sind die einzigen Industriebetriebe der Stadt, die noch an solchen traditionellen Standorten arbeiten.
Zwei Dörfer sind wirtschaftliche Schwergewichte geworden
Heute sind das Industriegebiet in Reichstädt und das Gewerbegebiet Reinholdshain die zwei industriellen Zentren der Stadt. Sie werden deswegen in dem aktuellen Entwurf zum Stadtentwicklungskonzept eigens betrachtet. Wobei sich die Situation in beiden Ortsteilen ähnelt. Reinholdshain wie Reichstädt sind typisch erzgebirgische langgezogene Straßendörfer mitten in der Landschaft, die baulich weitgehend in Ordnung sind. Gemeinsam haben sie Verkehrsprobleme. An den Straßen durch den Ort fehlen Gehwege, ebenso Radwege in die Nachbarorte oder in die Kernstadt Dippoldiswalde.
Beide Orte haben Anfang der 1990er-Jahre große Flächen für Industrie und Gewerbe bereitgestellt. Das Gewerbegebiet Reinholdshain ist rund 25 Hektar groß, zu denen noch weiter Flächen kommen, die als Sondergebiet zählen und wo Handelsunternehmen angesiedelt sind. Das Industriegebiet Reichstädt umfasst 16 Hektar. Dadurch sind diese Dörfer nach Dippoldiswalde und Schmiedeberg zu wirtschaftlichen Schwergewichten im Stadtgebiet geworden.
Die Gewerbegebiete sind so gut wie ausgelastet. Eine freie Fläche, die es in Reichstädt noch gab, wird derzeit bebaut. Dort richtet der Online-Versender Ondis24 aus Schmiedeberg ein neues Versandzentrum ein. Ansonsten ruht die Hoffnung für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Stadt darauf, dass eine Erweiterungsfläche in Reinholdshain kommt. So sehen das auch die Stadtplaner der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg, die das Konzept für Dippoldiswalde ausarbeiten.

Ohne Erweiterung droht Abwanderung von Firmen
Bedarf nach weiteren Gewerbeflächen gibt es in Dippoldiswalde. Weil in den vergangenen Jahren in Reinholdshain nichts voranging, sieht sich beispielsweise der Abfallzweckverband gezwungen, seinen Wertstoffhof aus Dippoldiswalde weg nach Cunnersdorf bei Glashütte zu verlegen. Auch Ondis24-Geschäftsführer Thomas Kreher hatte sich eigentlich für ein Grundstück in Reinholdshain interessiert, ehe er jetzt in Reichstädt baut.
Planer halten die Entwicklung für dringend erforderlich
Im Entwicklungskonzept heißt es deutlich: „Die Neuausweisung von gewerblichen Bauflächen in Dippoldiswalde ist dringend erforderlich, wenn die Voraussetzung für wirtschaftliche Stabilisierung geschaffen werden soll.“ Das bestätigte auch die Umfrage unter Unternehmern in Dippoldiswalde, die Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) im vergangenen Jahr ausgelöst hat.
Schon die nächsten Schritte ins Auge gefasst
Damals sagte ein Viertel der Befragten, dass sie eine Unternehmenserweiterung planen. Es geht also bei der Ausweisung neuer Gewerbeflächen auch darum, den vorhandenen Betrieb die Möglichkeit zur Entwicklung zu geben. Beispielsweise hat Sachsenküchen eine Umstellung auf eine Drei-Schicht-Produktion ins Auge gefasst. Das ist am jetzigen Standort in Obercarsdorf nicht möglich, weil der zu nahe am Wohngebiet liegt. Auch dieser Betrieb hofft auf die Erweiterung in Reinholdshain.
Die Stadtplaner denken dabei schon weiter. Erstens haben sie auch eine Erweiterung des Industriegebiets in Reichstädt ins Auge gefasst, ohne das konkreter zu beschreiben. In Reinholdshain beschreiben sie auch schon den übernächsten Schritt. Das wäre eine zweite Erweiterung in Richtung Oberhäslich und vor allem hin zur B170.
Der direkte Weg zur Bundesstraße B170 fehlt
Denn das Gewerbegebiet Reinholdshain liegt zwar nahe an der Bundesstraße, ist aber doch nicht direkt mit ihr verbunden - und das schafft einige Verkehrsprobleme. Egal aus welcher Richtung, der Weg dorthin führt immer erst durch Ortslagen. Entweder müssen die Liefer-Lkws und die Kunden der Betriebe in Dippoldiswalde abbiegen und durch die Glashütter Straße am Kindergarten vorbeifahren oder sie biegen in Oberhäslich ab und müssen in Reinholdshain an der Förderschule vorbei und durch den Ort ins Gewerbegebiet rollen. Das ist eine Misere für beide Seiten, Anwohner wie Fahrer.
Seit 2007 verfolgt die Stadt Dipps das Projekt
Das Gewerbegebiet war schon Anfang der 1990er-Jahre bis an die Bundesstraße hinan geplant. Im ersten Ausbauschritt kam es aber nicht dazu. Später war dann die wirtschaftliche Entwicklung nicht so gut, dass eine Erweiterung sinnvoll gewesen wäre. Nach der Jahrtausendwende wurde der Platz aber wieder knapp. Ab 2007 begann die Stadt, Flächen zu kaufen und einzutauschen, die dafür benötigt werden. 2012 vergab sie den Auftrag, einen Bebauungsplan aufzustellen. Der wurde 2015 fertig. Die Stadt wagte sich aber nicht an die Erschließung.
Jetzt soll es aber losgehen. Dieses Jahr sind 250.000 Euro vorgesehen für die Planung eines Regenrückhaltebeckens und der Erschließung. Für 800.000 Euro soll 2022 und 2023 das Rückhaltebecken gebaut werden. Ins Gewerbegebiet selbst werden nächstes Jahr 3,5 Millionen investiert. Insgesamt sind hier Investitionen von neun Millionen Euro bis 2024 vorgesehen.